Michel Eltchaninoff: In Putins Kopf

Ausgehend von dem „philosophischen“ Geschenk, das Putin an 5000 seiner höheren Beamten 2014 verteilen ließ (drei Bücher, in denen seine Vorstellungen des künftigen Russland beschrieben wurden) analysiert der Autor die ideologische Entwicklung des russischen Staatspräsidenten vom überzeugten sowjetischen Kommunisten über den Wirtschaftsliberalen zum orthodoxen, Großmachtsträume hegenden Führer einer neuen konservativen Weltordnung. Eltchaninoff zeigt anhand der…

Daniel C. Dennett: Den Bann brechen

Titel und Untertitel des Buches verraten das Programm: Dennett möchte die Religion von ihrem Nimbus des Unberührbaren befreien, er möchte sie als wissenschaftlich zu untersuchendes Phänomen ins Auge fassen, sie analysieren, ihre Auswirkungen prüfen und damit sowohl Genese als auch Zukunftsperspektiven offenlegen. In der Einleitung weist der Autor darauf hin, dass dies ein Buch für…

Svetlana A. Aleksievic: Im Banne des Todes

Viele dieser Geschichten haben Aufnahme in den Band „Secondhand-Zeit gefunden, weshalb ich mit Fug und Recht auf diese Besprechung verweisen kann. Das, was die einzelnen Kapitel von „Im Banne des Todes“ zusammenhält, ist der Bezug zum Selbstmord: Dem versuchten, von dem die Überlebenden erzählen, dem von Angehörigen, von Freunden, Bekannten. Und es scheint eine spezifische…

Robert Levine: Eine Landkarte der Zeit

Levine untersucht aus der Sicht des Sozialpsychologen den Umgang der Menschen mit der Zeit in verschiedenen Kulturen. Wobei er den sozialpsychologischen Ansatz betont: Dieser unterscheide sich von der Soziologie (die sich mit größeren Gruppen befasst) bzw. von der Psychologie dadurch, dass sie die Auswirkungen der Gruppe auf den Einzelnen untersucht. Die Gefahr solcher Bücher besteht…

Georg Milzner: Digitale Hysterie

Die Bücher, die vor der Gefahr der Computer, der Digitalisierung warnen, sind Legion. In den letzten Jahren lässt sich allerdings auch ein gegenteiliger Trend erkennen: Der die Computer als unabdingbare Hilfsmittel und Chance betrachtet, die jeden Bereich zunehmend dominieren und ohne die Zukunft nicht vorstellbar ist. Das vorliegende Buch versucht eine Relativierung der eindrucksvoll vorgebrachten…

Daniel Jonah Goldhagen: Hitlers willige Vollstrecker

Goldhagens Buch hat bei seinem Erscheinen vor gut 20 Jahren viel Aufsehen erregt: Für mich häufig ein Grund, ein Buch nicht zu lesen. Oder mit großer Verspätung. In diesem Fall hätte ich mir die 2,50 Euro für die antiquarische Ausgabe allerdings ersparen sollen: Ich hatte mit widerspruchsvollen, provokanten Thesen gerechnet, nicht aber mit einer dümmlichen…

Inge Scholl: Die weiße Rose

Die Autorin ist die Schwester jener beiden von den Nazis ermordeten Studenten, die mit anderen die Widerstandsbewegung der „Weißen Rose“ gründeten. Sie beschreibt diesen Kampf anhand von Erinnerungen und ihr zur Verfügung stehender Dokumente (allerdings werden – von den abgedruckten Flugblättern einmal abgesehen – nirgendwo Quellenhinweise gegeben). Und so ist auch die Beschreibung häufig „literarischer“…

Oliver Nachtwey: Die Abstiegsgesellschaft

Die Abstiegsgesellschaft ist – den Ausführungen Nachtweys entsprechend – jene Gesellschaft (er bezieht sich in seiner Untersuchung hauptsächlich auf Deutschland bzw. die BRD), die – beginnend in den 70ern – eine regressive Modernisierung eingeleitet hat. Regressive Modernisierung: Ein sukzessiver Abbau von Sozialleistungen und ein unter der Ägide des Neoliberalismus verstärkter Konkurrenzdruck auf dem Arbeitsmarkt, der…

Svetlana A. Aleksievic: Der Krieg hat kein weibliches Gesicht

Ob der Krieg tatsächlich spezifisch männlich ist (was man aufgrund der Geschichte, auch der Evolution vermuten könnte) – oder ob er auch Frauen in seinen Bann zieht (was ich für nicht ganz ausgeschlossen halte), sei einmal dahingestellt. Ebenso die Frage nach der Existenz weiblicher oder männlicher Prinzipien, die je nach Geschlecht oder Geschlechterrolle unterschiedlich beantwortet…