„Man kann als Jury nicht viel falsch machen, wenn man einem 75-jährigen emiritierten Professor für Germanistik an der Uni Zürich einen Schweizer Literaturpreis zuerkennt. […] Man kann nicht viel falsch machen. Ausser natürlich: Genau das.“, habe ich damals bei der Verkündigung der Preisverleihung des Schweizer Buchpreises 2012 drüben im Forum geschrieben. Ich bin mir meiner…
Kategorie: Essay
Der kleine Versuch – zwischen Belletristik und Wissenschaft
„Anthony Graf Shaftesbury, Essays“
Unter diesem Titel befindet sich in Band 4 der historisch-kritischen Hamann-Ausgabe von Nadler ein Kapitel mit zwei Shaftesbury-Übersetzungen des Hofmeisters Johann Georg Hamann. Shaftesbury muss auf die damaligen jungen deutschen Intellektuellen ziemlichen Eindruck gemacht haben, hat doch praktisch zur selben Zeit auch Hölty sich an ihm als Übersetzer versucht. Hamann hat seine Übersetzung m.W. zu…
Carl Julius Weber’s Demokritos oder hinterlassene Papiere eines lachenden Philosophen. Neu durchgesehene und mit bedeutend mehr Erläuterungen und Uebersetzungen ergänzte Ausgabe, nebst einem Fragment aus des Verfassers Leben
Uff! Ein Monster! Carl Julius Weber (1767-1832) war zu Lebzeiten und auch noch nach seinem Tode ein recht fleissig gelesener Autor. Seine bekanntesten Werke sind Deutschland, oder Briefe eines in Deutschland reisenden Deutschen und eben der hier gelesene Demokritos. Heute wird nur noch eine Auswahl aus dem Demokritos gedruckt, wenn überhaupt, aber noch gegen Ende…
Johann Georg Hamanns Londoner Schriften
1757/58 hält sich Johann Georg Hamann in London auf. Zuvor war er abgebrochener Theologiestudent und (schon nach kurzer Zeit der Tätigkeit wieder entlassener) Hofmeister gewesen. Es war dann die Übersetzung einer handelspolitischen Schrift, die ihm zu einer Anstellung in einer Handelsgesellschaft verhalf, und so zu einer Reise, die ihn schlussendlich nach London führen sollte. Doch…
Louis-Sébastien Mercier: Bücher, Literaten und Leser am Vorabend der Revolution. Auszüge aus dem »Tableau de Paris«
Utopie kann er nicht, das haben wir hier und im Forum festgestellt. Die Frage ist also: Kann er Gegenwart? Ja, er kann. Im September 2012 (also gerade eben) ist im Wallstein-Verlag das kleine Büchlein mit oben genanntem Titel erschienen. 1775 bis 1777 war Mercier Direktor des Journal des Dames, für das er verschiedene kleinere journalistische…
Aulus Gellius: Attische Nächte
„Gellius ist eine Famulusnatur: das Bewundern, Schlepptragen, Applaudieren ist ihm ein Bedürfniss, und er übt es gegenüber von dem Entgegengesetztesten, gleichzeitig gegen Fronto und Cicero. Seine Anhänglichkeit an die von ihm Erkorenen hat etwas Rührendes, ausser wo sie sich in Geringschätzung Derer ausspricht, die zu einer anderen Schule gehören. In seiner ebenso gutherzigen wie beschränkten…
Cthulhu als Beispiel des „Supernatural Horror“
Supernatural Horror in Literature lautet ein kurzer nicht-fiktionaler Text, den H. P. Lovecraft zuerst 1927 und dann in erweiterter Form nochmals 1933 veröffentlicht hat. Das meiste davon ist reine Literaturgeschichte, Aufzählung von Autoren und Texten, die Lovecraft zum Genre des übernatürlichen Horror zählt, meist verbunden mit einer kurzen Inhaltsangabe. Es sind meist bekannte Namen darunter…
Kuno Raeber: Aus dem Nachlass II
Wie ich schon anlässlich des ersten Nachlassbandes von Kuno Raeber feststellen durfte: Es ist immer so eine Sache um den Nachlass eines Autors. So auch mit dem zweiten Band aus seinem Nachlass, betitelt „Gedichte, Prosa, Aufsätze“. Während mir der erste Nachlassband durchaus behagte, um mich bequem Goethe’sch auszudrücken, bringe ich dem zweiten gemischtere Gefühle entgegen….
Wilhelm von Humboldt: Werke in fünf Bänden (Studienausgabe). Darmstadt: WBG, 2010
Die Studienausgabe der Werke Wilhelm von Humboldts wird ja schon seit längerem in verschiedenster Form von der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft vertrieben. Ursprünglich (d.i. so ca. 1985) war es, wenn ich mich recht erinnere, eine in Leinen gebundene Lizenzausgabe von Cotta. Die Ausgabe von 2010 ist wahrscheinlich ein Reprint davon, in Taschenbuch und mit bis ca. 2000…
Virginia Woolf
Zu Virginia Woolf habe ich ein gespaltenes Verhältnis. Wie so oft, bin ich auch zu Woolf nicht über literarische Texte gestossen, sondern über ihren Essay A Room of One’s Own. Darin reklamiert sie die Gleichberechtigung für die intellektuelle Frau; eine Gleichberechtigung, die ganz einfach damit beginnen soll, dass auch die Frau ein Zimmer für sich…