Uwe Johnson: Jahrestage III

Nachdem der Gedanke, die Jahrestage in einem Band zu veröffentlichen, schon früh aufgegeben wurde angesichts der schieren Menge an Material, das Uwe Johnson verarbeiten wollte, können wir hier nun miterleben, wie auch die darauf folgende Idee einer Publikation in drei Bänden grandios zusammenkracht. Schuld daran hat wohl die Schreibblockade, die von Johnson Besitz ergriff und…

Heinrich Heine: Die romantische Schule

Heine gibt an, dass er diesen Essay auf Französisch geschrieben habe für sein französisches Publikum und ihn dann später ins Deutsche übersetzt. Das mag für Teile stimmen, stimmt aber sicher nicht fürs Ganze, sonst würden wir nicht solche Sätze finden wie den, in dem er sein französisches Publikum fragt, wie die Passionsblume auf Französisch heiße,…

Jules Verne: Paris au xxᵉ siècle

Paris im 20. Jahrhundert – im Grunde genommen ist die Geschichte des Manuskripts selber viel spannender und interessanter als die Geschichte, die das Manuskript erzählt. Jules Verne schrieb diesen Roman nämlich schon 1860. Andere Quellen nennen 1863, aber mir will 1860 nur schon darum plausibler scheinen, weil Verne den Roman so genau 100 Jahre nach seiner…

Louis Aragon: Der Pariser Bauer [Le paysan de Paris]

… Aragon – der Paysan de Paris, von dem ich des Abends im Bette nie mehr als zwei bis drei Seiten lesen konnt, weil mein Herzklopfen dann so stark wurde, daß ich das Buch aus der Hand legen mußte. Walter Benjamin – zitiert nach dem hinteren Buchdeckel Benjamin würde Aragons Roman später kritischer gegenüber stehen,…

Ruth Rehmann: Illusionen

1958 las Ruth Rehmann aus einem Kapitel dieses Romans an der Tagung der Gruppe 47. Sie landete damit schließlich auf dem zweiten Platz – der Preis der Gruppe ging an einen jungen Mann, den man bisher eigentlich nur als Lyriker kannte und als Bildhauer: Günter Grass mit seiner Blechtrommel. Als sie im folgenden Jahr den…

Rabindranath Tagore: Gitanjali (Song Offerings)

1913 wurde Rabindranath Tagore für genau dieses Buch der Nobelpreis für Literatur verliehen. Er war damit der erste nicht-europäische Preisträger überhaupt, und auch der erste Lyriker. Wobei es hier nun kompliziert wird, und daran ist nicht zuletzt auch Tagore selber schuld. Denn mit „genau diesem Buch“ meine ich die vorliegende, von Tagore selber stammende Übertragung…

«Kettly Mars – Vodou, Literatur und Kasalé»

Nicht ganz 4½ Jahre ist es her, seit ich das letzte Mal einer Lesung beigewohnt habe – eine lange Zeit, die nicht nur (aber auch) durch die Pandemie zu erklären ist. Nun aber war ich vergangenen Mittwoch wieder einmal an einer Lesung. Sie fand wie jene vor 4½ Jahren in Zürich statt, dieses Mal als…

H. G. Wells: Die Tür in der Mauer

Obwohl es nirgends so vermerkt ist – auf dem vorderen Buchdeckel steht als Reihentitel Fantasia. Aus dem Reich phantastischer Literatur. Herausgegeben von Jorge Luis Borges – lassen die bibliografischen Angaben (z.B.: Idee und Design von Franco Maria Ricci) keinen Zweifel daran, dass wir es hier mit einem Band aus der Bibliothek von Babel zu tun…

Uwe Johnson: Jahrestage II

Mit dem II. Buch hat Uwe Johnson seinen Erzählrhythmus endgültig gefunden. Tag um Tag erzählt er aus dem Leben von Gesine Cresspahl in New York, beginnend mit dem 20. Dezember 1967 bis zum 19. April 1968. In diesem Zeitraum liegt das Weihnachtsfest (über dessen kitschige US-amerikanische Version sich Gesine immer noch wundert, während die Oster-Feiertage…

Ralph Ludwig (Hrsg.): Irrschweifen und Lachen (L’errance et le rire)

Nicht nur Haïti sondern die ganze Inselgruppe, zu der dieser Staat gehört und die man üblicherweise unter dem Namen der Antillen zusammenfasst, ist für mich, literarisch gesehen, ein ziemliches schwarzes Loch. Und ich denke, dass es vielen der hier Mitlesenden ähnlich geht. So habe ich die Gelegenheit ergriffen, nach Kettly Mars’ Kabalé ein weiteres Buch…