Es braucht, um von Einfluss auf die Allgemeinheit zu sein, auf das, was man heute „Kultur“ nennt, ganz eindeutig keine grosse Intelligenz. Von den It-Girls, C-Promis und -Aristokraten, die die bunten Illustrierten und ebenso bunten Tages“zeitungen“ schmücken, mal ganz zu schweigen – auch auf andern Gebieten ist anderes als Intelligenz offenbar wichtiger. Die Frage ist…
Monat: Dezember 2011
Nekrophilie und Literaturkritik: Am Beispiel Kafkas
Man sollte ein Verbot in Erwägung ziehen. Eine Art Selbstschutzmaßnahme für alle mit Literatur Befassten, damit ihnen die Lächerlichkeiten und Fettnäpfchen erspart bleiben und sie sich nicht dem Vorwurfe aussetzen müssen, der schier unendlichen Zahl von Unzulänglichkeiten eine weitere hinzugefügt zu haben. Denn auch Sebald, den ich ansonsten durchaus hochschätze, erliegt der Versuchung und fügt…
Deppenapostroph, der:
Auch Apostrophitis, bezeichnet die unzulässige Verwendung desselben (ohne vorangehenden Deppen) – nebst Ausnahmen, welche v. a. Eigennamen umfassen. Fischer’s Fritz wäre unter Umständen zu tolerieren, wenn nämlich Fritz nicht der Sohn eines haupt- oder nebenberuflichen Fischers wäre, hingegen der eines Vaters mit dem Nachnamen Fischer. Usf. In der älteren Literatur war der nun teilweise wieder…
Heimito von Doderer: Die Merowinger oder Die totale Familie
„Die Merowinger“ müssen seinerzeit die Kritk auf dem falschen Fuss erwischt haben. Denn hier haben wir einen völlig untypischen Doderer vor uns. Doderer lebt seine mediävistische Ader aus, indem er das Schicksal des letzten Merowingers in seine Gegenwart transponiert. Grotesk schildert er das Leben Childerdich III. von Bartenbruch, eines Nachfahren jener mittelalterlichen Merowinger. Childerich ist…
Heimito von Doderer: Der Grenzwald
Es ist immer so eine Sache um Werke, die der Autor zu Lebzeiten nicht mehr vollenden konnte, und die postum erschienen sind. Selbst wenn sie praktisch vollendet scheinen: Hätte sie der Autor wirklich so publiziert? Oder hat er – ganz im Geheimen und vielleicht sogar ohne sich selber dessen schon so ganz bewusst zu sein…
Donatien-Alphonse-François, Marquis de Sade
Der Marquis de Sade gehört zu jenen Autoren, die einen notorisch schlechten Ruf geniessen. Bei de Sade gilt das zumindest für den deutschen Sprachraum, im französischen ist er längst als Klassiker etabliert und seine Werke erscheinen in den populären Taschenbuchreihen von Gallimard, folio, 10/18. Seinen schlechten Ruf verdankt er dem über weite Strecken pornografischen Inhalt…
Heimito von Doderer: Die erleuchteten Fenster
Um es gleich vorweg zu nehmen: „Die erleuchteten Fenster“ sind ein Schmuckstück der deutschsprachigen Literatur, und es hat wenig seinesgleichen. Zum Inhalt: Der Amtsrat Zihal geht in Pension. Um seine Kosten zu minimieren und der im Verleich zum vorherigen Gehalt tieferen Pension anzupassen, beschliesst er umzuziehen, führt den Beschluss auch richtig aus. Seine Haushälterin steht…
Unmassgebliches zu Web 2.0 und Gratisexemplaren
Web 2.0 ist das Mitmach-Web. Das ist auch mit dem Lesen, der Literatur so. Im Web 2.0 ist jeder ein kleiner Reich-Ranicki. Über die Qualität dieser kleinen Reich-Ranickis (auch über die des grossen!) liesse sich trefflich streiten. Aber darum geht es mir im Moment nicht. Es geht mir um etwas anderes, um etwas, das ich…
Die Dämonen II
Über Heimito von Doderers „Die Dämonen“ liessen sich Bände füllen, sind wohl auch schon Bände gefüllt worden. Nun denn. Doderer war 1959, zum Zeitpunkt des Erscheinens der „Dämonen“ wohl auf dem Höhepunkt seiner Sprachgewalt. Und so schildert er die im Grunde genommen belanglosen Ereignisse und kleinen Abenteuer einer Gruppe von Personen, die alle auf vielfältigste…