Ich gebe zu, dass ich Wollschläger bis anhin nur als Karl-May-Interpret/Biograf und als Schüler von Arno Schmidt rezipiert habe. Seine Musik (Wollschläger war ausgebildeter Organist und trat auch als solcher auf, wenn ich mich recht erinnere), seine Übersetzertätigkeit und sein eigentliches literarisches Werk sind bisher an mir vorbei gegangen. Obwohl es „technisch“ möglich gewesen wäre…
Monat: August 2012
Barthold Heinrich Brockes: Werke. Band 1
Nachdem ich bereits über die zwei wichtigsten Texte dieser Werkausgabe hier geschrieben habe (Brockes‘ Selbstbiographie und den Verdeutschten Bethlehemitischen Kindermord), nun noch ein paar Bemerkungen zum ganzen Buch. Es handelt sich um eine mit der für den Wallstein-Verlag typischen sorgfältigen Gestaltung gemachte Ausgabe, erschienen 2012, illustriert mit den Kupferstichen der zeitgenössischen Ausgaben. Der Herausgeber, Jürgen…
Gottfried Wilhelm Leibniz: Die Theodizee. Von der Güte Gottes, der Freiheit des Menschen und dem Ursprung des Übels
Ein … merkwürdiger Text, den Leibniz da 1710 veröffentlicht hat. Im Gegensatz zur kurzen und präzisen Monadologie, verliert sich Leibniz hier in seinem Thema. Er mäandert; man hat den Eindruck, dass er einfach hingeschrieben hat, was ihm gerade zum Thema in den Sinn gekommen ist. Dieser Eindruck war es wohl, der Bertrand Russell in seiner…
100 Jahre „Tarzan“
Am 27. August 1912 erblickte er das Licht der literarischen Welt: Tarzan. Er ist ein Kind jener damals in den USA blühenden Pulp Fiction, jener Heftchen-Romane also, die ziemlich genau 20 Jahre später einen Conan gebären sollten. Mehr noch als der Cimmerer, sollte Tarzan durch die sich ebenfalls gerade entwickelnde Film-Industrie, durch Hollywood, berühmt werden….
Barthold Heinrich Brockes: Verdeutschter Bethlehemitischer Kindermord des Ritters Marino nebst des Herrn Uebersetzers eigenen Werken
1715 zum ersten Mal erschienen, das letzte Mal zu Lebzeiten des Verfassers (in 5. Auflage) 1742. Dieser 5. Auflage folgt auch Band 1 der Werkausgabe, die Jürgen Rathje seit 2012 im Wallstein-Verlag herausgibt. (Mehr als dieser Band 1 ist noch nicht erschienen …) Brockes ist dem weiteren Lesepublikum wohl am ehesten in Erinnerung durch Arno…
Edith Wharton: The Age of Innocence
Dass eine der besten Geschichten über die untergehende New Yorker ‚Upper Class‘ der 70er Jahre des 19. Jahrhunderts erst 50 Jahre später und von jemand geschrieben worden ist, der zum Zeitpunkt des Verfassens schon seit langem in Frankreich lebte, gehört zu den merkwürdigen Phänomenen im Dunstkreis literarischen Schaffens. Edith Wharton, die selbst aus diesem Milieu…
Johann Heinrich Merck: Gesammelte Schriften. Band 3: 1776-1777
Ab 1776 arbeitet der Kritiker und Essayist Merck praktisch nur noch für Wielands Teutschen Merkur. Nachdem sich Wieland und Merck zuerst nicht sehr freundlich gegenüberstanden, lernten sie sich sehr rasch gegenseitig schätzen. Eine echte Freundschaft entwickelte sich, und schon 1776 war Merck so etwas wie der Haus- und Starkritiker von Wielands Teutschem Merkur geworden, der…
Unmassgebliches zur Textsorte Autobiografie – Gedanken anhand der „Selbstbiographie“ von Barthold Heinrich Brockes
Ich habe gerade Barthold Heinrich Brockes‘ Selbstbiographie gelesen. 1724 hat sich der Hamburger Senator, Übersetzer und Schriftsteller hingesetzt, um dieses sein Leben zu schildern. Zu der Zeit war Brockes mit seinem Irdischen Vergnügen in Gott schon längst im ganzen deutschen Sprachraum berühmt; selbst das Ausland kannte ihm mittlerweile in Auszügen und Übersetzungen. Dies mag ihn…
Charles Bukowski: Der Mann mit der Ledertasche [Post Office]
Um es vorweg zu nehmen: Ich bin mit der Übersetzung des Titels nicht glücklich. Chinaski, der Protagonist dieses kurzen Romans, ist nur gerade im ersten des 6 Kapitel umfassenden Romans ein „Mann mit der Ledertasche“, also Briefzusteller (Briefträger) im Aussendienst. Das erste Kapitel, das sind, weil es das längste Kapitel ist, vielleicht 25% des Textes….
Das Wieland-Museum in Biberach an der Riß
Vergangene Woche weilte ich für ein paar Tage im oberschwäbischen Donauland. Da durfte denn auch ein Besuch in Biberach an der Riß nicht fehlen, wo Christoph Martin Wieland (1733-1813) seine Kindheit verbrachte und auch seine erste „feste Anstellung“ als Kanzleiverwalter inne hatte. Biberach, das auch das Modell zu Abdera bildete. Abdera, das schon in der…