Gabriel García Márquez: Erinnerung an meine traurigen Huren

2004 erschien dieser kurze Roman des kolumbianischen Literaturnobelpreisträgers García Márquez. Er erregte einen mittleren Skandal, und viele Leser bzw. Leserinnen sollen ihn entrüstet oder voller Abscheu beiseite gelegt haben – nach den ersten paar Seiten. Altmännerphantasien auszumalen, warf man dem Autor vor. Denn das Thema dieser knapp 150, grosszügig bedruckten Seiten ist die Liebe zwischen…

Gottfried Wilhelm Leibniz: Monadologie

Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) ist eine Leitfigur der frühen Aufklärung, so etwas wie einer der ersten modernen Philosophen. Gleichzeitig war er einer der letzten Universalgelehrten in dem Sinne, wie ihn die Renaissance hervorbrachte. Im Gegensatz zum oft auch als Universalgelehrten angesprochenen Goethe verachtete Leibniz die Mathematik nicht nur nicht, er war einer der führenden Mathematiker…

Wolf von Niebelschütz: Der blaue Kammerherr. Galanter Roman

Man schreibt das Jahr 1732. Das fiktive Inselreich Myrrha steht kurz vor dem Bankrott, und die Mächte der Ägäis lauern bereits darauf, es in ihre Herrschaftsgebiete einzugliedern. Da beschliesst König Alphanios, die Staatsfinanzen durch die Verheiratung der Kronprinzessin mit einem wohlhabenden Potentaten aufzubessern. Doch die eigensinnige Schöne ist nicht bereit, sich dem väterlichen Willen zu…

Adolph Knigge: Die Reise nach Braunschweig

Dass der Freiherr Knigge mit seinem Über den Umgang mit Menschen kein Benimm-Buch geschrieben hat, sondern  eher eine Art Karriere-Ratgeber, der über die Wichtigkeit – aber auch über die soziologischen und psychologischen Hintergründe – von Umgangsformen, von guten Umgangsformen vor allem, orientiert, ist mittlerweile wohl  ins Bewusstsein der meisten literaturgeschichtlich interessierten Leser eingedrungen. Dass er…

Mário de Sá-Carneiro: Lucio’s Confession [A Confissão de Lúcio / Lucios Geständnis]

Mário de Sá-Carneiro (1890-1916) gilt – gemeinsam mit Fernando Pessoa – als Begründer der Literarischen Moderne Portugals. Im deutschen Sprachraum kennt man ihn kaum; übersetzt wurde nur sein kleiner Roman A Confissão de Lúcio. Selber bin ich auf ihn über seinen Freund Fernando Pessoa gestossen. Da die englische Übersetzung von A Confissão de Lúcio greifbarer…

Johann Heinrich Merck: Gesammelte Schriften. Band 1: 1760-1775

Erschienen 2012 im Wallstein-Verlag. Johann Heinrich Merck (1741-1791) ist eine jener Gestalten, die heute fast nur noch dem Germanisten bekannt sind. Und wie bei der Göchhausen, ist es Goethes Licht, das auch Merck vor dem kompletten Absinken in die Schattenwelt bewahrte. Merck war der vielleicht am meisten gleichberechtigte unter den Freunden Goethes vor dessen Italienreise;…

Richard Katz: Ein Bummel um die Welt

Es ist noch nicht ganz 90 Jahre her: Richard Katz war Journalist, Redakteur und Prokurist beim Ullstein-Zeitungsverlag in Berlin, als ihm, dem gebürtigen Prager, sein Job, dessen Hektik (und auch die Hektik der Stadt Berlin – damals schon!) zu missfallen begannen. Er kündigte und plante, eine Weltreise zu machen. Heute würden wir von einem „Burn-out“…

Baruch de Spinoza: Die Ethik

Baruch de Spinozas Ethica, ordine geometrico demonstrata erschien 1677, im Todesjahr des Autors, aber postum. Es handelt sich hier um Spinozas Hauptwerk, und der Titel ist irreführend. Denn die Ethik macht nur einen Teil aus, einen kleinen sogar. Tatsächlich umfasst Spinozas Ethik mindestens so viel Erkenntnistheorie oder Religionsphilosophie. Denn auch wenn sich die Philosophie mit…

Samuel Butler: Erewhon

Samuel Butler (1835-1902) veröffentlichte seine bekannte satirische Dystopie Erewhon im Jahre 1872 – anonym. Das mochte so seine Gründe haben, liess er doch unter dem Deckmantel einer unbekannten Zivilisation kein gutes Haar an der Moral seiner viktorianischen Zeitgenossen und der anglikanischen Kirche. Erewhon ist ein Anagramm von ’nowhere‘ – also ’nirgends‘, was wiederum dem ‚Utopia‘…

Richard Burton: A Secret Pilgrimage to Mecca and Medina

Richard Francis Burton (1821-1890) war in der Realität vieles von dem, was Karl May zu sein sich nur erträumen konnte. Burton war tatsächlich ein Sprachentalent und hatte mehrere vorderorientalische Sprachen gelernt, Indien, Ägypten, Arabien und Brasilien bereist und nach den Quellen des Nils gesucht. Kara Ben Nemsi verwendete aus Reiseführern und Lexika abgeschriebene Phrasen. Während…