Die Phantastik, phantastische Literatur gab es schon, als selbst im englischen Sprachraum noch kein Mensch wusste, was „Fantasy“ sein könnte. Zur Phantastik gehörte immer schon, dass keine religiösen Motive die Abfassung eines Werks bestimmten. Kein Sagen- oder Märchenstoff wird hier referiert. Phantastik ist immer das Werk eines einzelnen Autors. Die Phantastik ist immer im Alltagsleben verankert, die phantastische Geschichte nimmt ihren Ausgangspunkt im Büro des Handlungsreisenden. Zur Phantastik gehören dann aber unerklärliche, offenbar übernatürliche Phänomene, die in das Alltagsleben eindringen. Diese eindringenden Phänomene können dann allerdings oft eine völlig natürliche Erklärung finden. (Der Kriminalroman hat hier seine Wurzeln, und es ist kein Zufall, dass einer der Grossmeister der Phantastik, E. T. A. Hoffmann, auch einer der Ahnherren des Kriminalromans ist, gefolgt von einem weiteren Grossmeister, E. A. Poe.) Wenn dem Autor wirklich nichts anderes mehr einfällt, ist die natürliche Auflösung, dass es halt ein schlechter Traum gewesen sei. Denn auch das gehört zur Phantastik: Die erzählten Ereignisse ängstigen Protagonisten wie Leser. Die dunkle Seite des Menschen, der Welt, faszinieren ebenso wie sie abstossen. Die Phantastik kennt bei aller Nicht-Religiosität den zoroastrischen Kampf zwischen Gut und Böse, wobei der Mensch frei entscheiden kann, auf welche Seite er sich schlagen will. Selbst die Periodizität dieses Kampfes, die Tatsache, dass er zu einem (vorläufigen) Ende kommen muss, findet sich gern. Weltreiche gehen unter, Weltgerichte werden gehalten. In der abgeschwächteren Form geht nur der Protagonist der Geschichte unter, das Gericht wird nur über ihn gehalten.
Phantastik ist, wie wir heute sagen: Grosses Kino.
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