Auf Deutsch: Geschichte der Britischen Könige.
Vor kurzem habe ich diesen frühen britischen Historiker gelesen. Das heisst: Darüber, ob er Historiker war, gehen die Meinungen auseinander. Er hat Geschichten niedergeschrieben – hat er eine Geschichte geschrieben? Es ist bei einem Autor des frühen 12. Jahrhunderts natürlich unmöglich, etwas über dessen eigene Intentionen zu wissen. Schrieb er bewusst Fiktion; wusste er, dass vieles von seinen Geschichten eben Fiktives beinhaltet und nahm es in Kauf; schrieb er in Treu und Glauben, die Wahrheit niederzulegen? Vielleicht machte er sich nicht einmal Gedanken dazu …
Jedenfalls gibt er einen Abriss der britischen Geschichte vom Falle Trojas bis ins 7. Jahrhundert, als die Sachsen endgültig die indigenen Briten schlugen und an den Rand der Insel trieben. Vom Falle Trojas, weil Geoffrey, wie Vergil in Aeneas, den Ahnherrn der Briten in einem Abkömmling Trojas erblickte, der sich auf der Flucht vor den Griechen so weit in den Nordosten vorgewagt hatte. (Und damit so nebenbei natürlich eine Gleichberechtigung und Gleichbewertung von Römern und Briten postulierte.)
Neben der Tatsache, dass sich seine Geschichte im Grossen und Ganzen nach wie vor sehr flüssig und elegant liest, ist Geoffrey auch die Quelle zweier wichtiger Gestalten. Mag sein, dass andere vor ihm sie schon kannten – diese andern sind jedenfalls nicht auf uns gekommen. Die Rede ist von König Lear und seinen drei Töchtern einerseits, die in der Bearbeitung durch Shakespeare bekannt wurden; und von König Artus andererseits. Zwar haben sich die meisten späteren romantischen Bearbieter der Artus-Sage in vielem auf den ausführlicheren Thomas Malory und dessen Morte d’Arthur bezogen, doch der hängt eindeutig von Geoffrey ab. Artus und Merlin nehmen denn auch fast einen Drittel des Textes in Anspruch, und nach dem Tod Arturs wird Geoffrey summarisch und bringt nur noch kurze Übersichten über das weitere Schicksal der Briten. Geoffrey hat eindeutig das Interesse an ihnen verloren, nachdem ihr letzter grosser König sterbend nach Avalon gebracht wird, um dort der Ereignisse zu harren, die seine Wiederkunft bringen sollen. Da das 7. Jahrhundert auch nur noch den Niedergang seiner geliebten Briten sah, ist das sogar verständlich.
Fazit: Eines der Bücher, die „man“ gelesen haben sollte …
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