Helmbrechts – auch wenn es in meinen Ohren klingt wie der Titel einer Familien-Soap aus den frühen Jahren des deutschen Fernsehens („Die Helmbrechts“) – ist in Tat und Wahrheit eine Ortschaft im Frankenland. Auf dem Weg dahin kommt man an Hof vorbei, an Bayreuth, an Wunsiedel. Die Landschaft des Jean Paul also, aber auch die Richard Wagners.
Helmbrechts selber wäre wohl kaum der Erwähnung wert (jedenfalls nicht in diesem Blog hier), wenn dort nicht der Bücherhof stünde. Ich weiss nicht mehr, wer mich auf Facebook mit Philipp Weinbrenner in Kontakt brachte. Jedenfalls führt Philipp Weinbrenner seit längerem in Helmbrechts ein Buchantiquariat, eben den Bücherhof, das nun in alle erdenklichen Richtungen expandiert. So ist der Bücherhof mittlerweile auch ein klassische Buchhandlung, und seit kurzem hat sich dieser wiederum organisch ein Büchercafé angeschlossen. Da gibt es nun, ein weiterer organischer Zweig, in beschränkter Portionenzahl warmes Mittagessen.
So hatte ich beschlossen, auf meinem Weg nach Leipzig dort Halt zu machen und mir so eine Portion einzuverleiben. Auf der Karte stand Linsen-Eintopf mit Reis – vegan. Ich bin geografisch nicht allzu begabt, und war ursprünglich der Meinung, Helmbrechts liege so ziemlich genau in der Mitte meines Weges nach Leipzig. Tatsächlich ist das Verhältnis näher bei 6:1 als bei 5:1 – geschweige denn 1:1… So musste ich heute früh genug wegfahren, um noch rechtzeitig in Helmbrechts zu sein und etwas abzukriegen. Dass gestern mein Navigationsgerät ausgestiegen ist (und zwar für immer, wie es scheint), und deshalb mein Handy behelfsmässig einsteigen musste, hat der Sache auch nicht geholfen. Zwar hat mein Handy seine Sache sehr, sehr brav gemacht, und ich habe das professionelle und teure Original in keinem Moment vermisst, und dafür, dass ich die Karte von Baden-Württemberg vergessen habe herunter zu laden, kann es ja nichts. Da bin ich halt um Stuttgart herum ein wenig in die Irre gegangen. Bzw. gefahren.
Aber zurück zum Buchercafé. Nicht nur war das Mittagessen perfekt, auch die Biersorten, die Philipp Weinbrenner im Angebot hat, sind nicht zu verachten. (Keine Angst, liebe Polizei, ich hatte nur ein „echtes“ Bier, das andere war alkoholfrei 😉 .) Philipp Weinbrenner, der sich nach dem Essen zu mir gesellte, ist eine sehr interessante Persönlichkeit, der man stundenlang zuhören könnte. Seine Typologie der Antiquare ist nicht nur witzig, sie ist auch korrekt. („Meinen“ zu Hause habe ich jedenfalls wiedererkannt.) Auch seine Ideen zu einer modernen Haustechnik sind interessant. Nur über Bücher haben wir fast gar nicht geredet. Das Gespräch war dennoch so anregend, dass ich Helmbrechts viel später verlassen habe, als ich eigentlich wollte.
Ich wurde damit bestraft, dass Wolken heraufzogen, und ich zum Schluss in Nacht und Regen in Leipzig eingezogen bin. Ich weiss nicht, ob mein improvisiertes Navigationsgerät hier einen Fehler machte – ich hatte den Eindruck, dass ich erst um halb Leipzig herumgefahren bin und dann quer durch Leipzig zurück an den andern Stadtrand, wo sich mein Hotel befindet. Einer Wundtstrasse bin ich auch einen kurzen Moment entlang gefahren, und ich hoffe für Leipzig, dass da der Vater Wilhelm gemeint war, und nicht sein nationalsozialistischer Sohn.
Im Übrigen war ich nun binnen 48 Stunden bei drei verschiedenen Italienern essen. Nur schon deswegen sticht Helmbrechts mit seinen veganen und gar nicht italienischen Linsen heraus. Jedenfalls konnte ich bei meinen drei Italienern und im Büchercafé Reserven bilden für die kommenden Tage.
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