Buchmesse, die:

Jahrmarkt der Eitelkeit. Insbesondere der auktoriellen und verlegerischen. Seitdem sich Verlage und somit Buchmessen aber vermehrt auch den Bloggern widmen, auch der bloggerischen. Blogger sind mittlerweile nicht nur geduldet, sie werden umbuhlt. Vorgestern hat mich die Frankfurter Buchmesse extra per Mail eingeladen, meine Akkreditierung von 2014 (als Journalist) für 2015 zu wiederholen. Im Zusammenhang der jeweils an den Buchmessen in Frankfurt und Leipzig ausgelobten Buchpreisen werden mittlerweile auch Blogs als Marketing-Multiplikatoren eingespannt. Die auserwählten Blogs fühlen sich – logischerweise – gebauchpinselt und rufen ihren Status als Berufene auf Facebook & Co. aus.

Die Buchblogger-Szene beginnt, sich zweizuteilen. Da sind die vielen kleinen Blogger und (v.a.) Bloggerinnen, die einfach nur ihre Lieblingsbücher anpreisen wollen, keinen Anspruch auf Berühmtheit oder ausgewogene Kritik stellen, und sich in keiner Art und Weise als Konkurrenz der klassischen Literaturkritik, des Feuilletons, sehen. Aber wenn jemand über Bücher ‚bloggt‘, heisst nicht mehr automatisch, dass da Lieschen Müller und Klein-Maxi am Werk sind. Es gibt sie unterdessen: jene auserwählten Blogs, die sich zwar nicht als Konkurrenz des Feuilletons ausgeben, es aber de facto sind. Es besteht zwischen Feuilleton und Blog allerdings ein grosser Unterschied: Wenn ich eine Zeitung lese, und darin das Feuilleton, und darin eine Literaturkritik, dann weiss ich anhand der Zeitung auch in etwa, wes Geistes Kind die Literaturkritik sein wird – und wer dafür bezahlt hat. Blogger legen ungeheuren Wert auf ihren Status als unabhängige Amateure, aber einige sind darüber den Amateur-Status hinausgewachsen. Sie betreiben Networking auf professioneller Stufe, ihre Kritiken haben ebenfalls professionelles Niveau – und die einzige Frage, die offen bleibt, ist: Wer finanziert sie? Sie sind berufen – aber was ist ihr Beruf?

3 Replies to “Buchmesse, die:”

  1. Mich gruselt’s schon vor dem Longlist-Terror, der gerade begonnen hat. Nicht mein Ding. Ich respektiere die Blogger-Auserwählten (von denen ich einige persönlich sehr schätze), aber ich wittere einfach zu viel Verlagspolitik, um daran glauben zu können. Da bleibe ich lieber in meinem kleinen Orbit und kann mich selbst aber noch unabhängig fühlen.

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