Wie schon das Siebente Stück des letzten Jahres: eine äusserst schwach besetzte Nummer. Ich würde das gern auf ein Sommerloch zurückführen; Tatsache ist aber, dass zwar die Beiträge zu diesem Siebenten Stück im Juli und August 1797 an Cotta geschickt wurden, das Stück selber aber erst Mitte September ausgeliefert wurde.
Immerhin haben wir, wie im Forum festgestellt wurde, zum ersten Mal eine Nummer vor uns, in der die Zahl der beitragenden Frauen grösser ist als die der Männer. Leider allerdings hatte auch das keinen Einfluss auf die Qualität.
Als erstes finden wir von Aloys Hirt den Versuch über das Kunstschöne. Ein kurzer, aber braver Abriss zur Ästhetik, der immer dann abbricht, wenn das Thema interessant oder diffizil werden könnte. Das Schöne ist das Wahre ist das Gute – über die alten Griechen hinaus kommt Hirt nicht.
Es folgt die erste Frau im Reigen: Sophie Mereau und die Fortsetzung ihrer Briefe von Amanda und Eduard. Zumindest die Tendenz wird klar: Während Eduard in guter, alter Sturm-und-Drang-Manier an Barton schreibt: Das Gewöhnliche reizt mich nicht mehr; ich strebe nach Ungewöhnlichem, nach Höherm, so schreibt Amanda an Freundin Julien: Das ruhige Leben, das ich hier führe, läßt mich meinen Träumen ungestört nachhängen und mildert manches traurige Bild, das sich mir, als ich im Geräusche lebte, oft ungerufen mit schreienden Farben und bitterem Kontrast darstellte. Abgesehen davon, dass ich nicht weiss, wie ich bei einen bitteren Kontrast vorstellen sollte: Das klassische Bild des hyperaktiven, die Welt erobern wollenden Mannes und der passiven, sensiblen und gemütvollen Frau … Schiller war von dieser Erzählung in Briefen höchst angetan – tat jedenfalls gegenüber Sophie Mereau so. Heute können wir nicht mehr nachvollziehen, wie es möglich war, dass Sophie Mereau sich sogar eine Zeitlang mit Schriftstellerei über Wasser halten konnte.
Nächste Station ist eine weitere Fortsetzung, die Denkwürdigkeiten aus dem Leben des Marschalls von Vielleville. Im kleinen Beibüchlein zum meinem Horen-Reprint (Verlag Böhlaus Nachfolger: 2000) ist für diesen Teil als einziger Autor Wolzogen angegeben, dass Schiller mitgearbeitet hätte, ging entweder vergessen, oder aber Schiller half seinem Schwager tatsächlich nur für den ersten Teil. Jedenfalls erinnert mich dieses Stück daran, zu erwähnen, dass mit dem Siebenten Stück von 1797 auch der sechste und letzte Band dieses Reprints erreicht ist. Ein Ende ist abzusehen – was, wenn man Nummern wie diese unter die Augen kriegt, doch ein wenig Hoffnung gibt.
Weil zu Wolzogen sonst nichts zu sagen ist – seine Übersetzung ist Heldenverehrung pur – weiter zur letzten Beiträgerin, Friederike Brun. Auch sie damals eine Berühmtheit. Ihre beiden Gedichte hier (An sie und Zuversicht) sind allerdings reiner Schwulst. Hab‘ ich treu im Busen dich getragen – bei solchen Strophenanfängen bilden sich im heutigen Leser höchstens noch unanständige Konnotationen…
Wahrlich, wie im Forum gesagt: Eine Nummer, die die Welt nicht gebraucht hätte.
1 Reply to “Die Horen. Jahrgang 1797. Siebentes Stück”