Literaturcamp Heidelberg 2017 (2)

Zweiter und letzter Tag des Literaturcamp Heidelberg 2017. Schon früh morgens stand ich vor der Tür und habe dann ein wenig mitgeholfen, den Müll vom Vortag wegzuräumen. (Es gab zwar schöne Plakate, auf denen die Teilnehmer zur Selbstverantwortung aufgerufen worden waren, und dazu, ihren Müll selber wegzuräumen, aber ich musste feststellen, dass Bloger, Autoren und Verlagsmitarbeiter offenbar nur Bücher lesen können und keine Hinweisschilde. So ging z.B. gestern schon beim Getränkewagen (einem gekühlten LKW-Anhänger) die Schliessvorrichtung kaputt, so dass – entgegen der ursprünglichen Ankündigung – die Selbstbedienung direkt aus dem Wagen gestrichen werden musste, weil die Türe ständig offen stand. Der Wagen wurde mit 3 (in Worten: drei!) Plakaten versehen, dass man ihn nicht mehr öffnen solle – ich stand selber daneben, als eine junge Frau ihn trotzdem aufriss. Und dann nachher natürlich kaum mehr zubrachte… Sie hätte das Plakat nicht gesehen…)

Aber zum Inhalt des heutigen Tags. Die Technik hatte man nun im Griff, also kamen die Vorstellungen der angeboteten Sessions relativ schnell zu einem Ende. Deren vier hätten mich interessiert; da man aber diese vier in nur zwei Time-Slots einteilte, musste ich auf 50% verzichten. So war meine erste Session von heute eine, wo verschiedene (junge) Vertreter von (kleinen) Verlagen versuchten, den Blogs auf den Zahn zu fühlen: Was erwartet ein Blog von einem Verlag in punkto Betreuung und Beziehungspflege? Die Antworten waren nicht uninteressant, auch wenn die Nischen, die diese drei Verlage bedienen, nicht unbedingt meiner eigenen Nische entsprechen.

Die zweite Session wurde vom Redakteur der Perry-Rhodan-Hefte geleitet, der den (spärlich erschienen!) Teilnehmern ein wenig davon erzählte, wie es beim Aufbau und der Gestaltung der Perry-Rhodan-Welten so vor sich geht, und welche verschiedenen Ausgaben von Perry Rhodan es mittlerweile gibt. Ich musste an Werner Fleischer denken – wie gerne hätte er wohl hier mit gefachsimpelt…

Dann war für mich mehr oder minder Feierabend. Da es schon 13.00 Uhr war, und ich einigermassen früh nach Hause zurück fahren wollte, beschloss ich, dieses Mal vom örtlichen Angebot einer Verpflegung Gebrauch zu machen. Ich habe es allerdings bereut. Es war vielleicht nur Pech (denn auf Twitter fanden sich verschiedene Teilnehmer, die das Essen als lecker titulierten – was mich an meinen Grossvater erinnert, der mir immer sagte: „Nimm dich in Acht vor Leuten, die Essen als ‚lecker‘ bezeichnen – sie könnten auch sonst keinen Geschmack haben!“) – es war also wahrscheinlich einfach Pech, im falschen Moment in der Schlange gestanden zu haben, aber: Das fleischlose Gulasch war … na ja … ‚eiskalt‘ wäre übertrieben, aber auf der andern Seite der Temperaturskala würde ich auch nicht bis ‚lauwarm‘ gehen. Dazu riesige, lieblos zugeschnittene Paprika-Achtel, die mit dem vorhandenen provisorischen Besteck gar nicht richtig gefasst werden konnten (ich habe mich denn auch entsprechend eingesaut), und diedazu noch praktisch roh waren. Über den Geschmack des Gulasch kann ich nicht urteilen, weil kaltes Gulasch sowieso keinen Geschmack hat.

Bleibt zum Schluss die Frage: Hat mir das Literaturcamp etwas gebracht? Nun ja … Es war sicher lustig, und mein ethnologischer Trieb der Erkundung fremder Völker wurde wieder einmal befriedigt. Aber hat es mir etwas gebracht? Ich musste feststellen, dass die Experten – jedenfalls in den Sessions, an denen ich teilgenommen habe – im Grunde genommen über die jeweilige Materie auch nicht mehr wussten, als ich selber. Dass auch relativ unreflektiert und undifferenziert Dinge empfohlen wurden, bei denen ich Vorsicht walten liesse. Ist es dann, wie ich auf Twitter gelesen habe, eitle Selbstdarstellung der Referenten und -innen? Nein. Jedenfalls nicht dort, wo ich dabei war. Da war ehrliches Bemühen darum, Kollegen und Kolleginnen zu helfen. Nur: Ich komme aus der IT-Branche. Und jeder dort weiss, was es bedeutet, wenn Kollegen und Kolleginnen dem Neuling helfen, ein Programm zu bedienen: eine endlose Kette von Fehlern und Falschinformationen wird weiter gegeben. Und das Schlimmste ist, dass die Neulinge ihren Kollegen und Kolleginnen mehr vertrauen, als den Mitarbeitern der Software-Firma, die ihr Programm geschneidert hat.

Jetzt, wo ich weiss, dass die Messlatte lange nicht so hoch hängt, wie ich vermutet hatte, werde ich – falls ich nochmals hingehe – nächstes Jahr vielleicht selber etwas anbieten. Ein Thema hätte ich jedenfalls …

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