Dörlemanns Praktikant rief, und alle, alle kamen. Na ja, fast alle. Na ja, ein paar. Na ja, zumindest ich.
Im Ernst:
Ich weiss nicht, woher der Praktikant des Dörlemann-Verlags meine E-Mail-Adresse hatte. Zumal er an eine geschrieben hat, die ich seit längerem nicht mehr für diese Website hier verwende. Jedenfalls aber kriegte ich vor ein paar Wochen eine Einladung per Mail zur Buchvernissage von Christoph Helds Buch Bewohner. Es waren ausser mir heute Abend durchaus noch ein paar andere da; der Weiße Saal des Volkshauses in Zürich war gut gefüllt. Ich schätze, wir waren um die 150 Leute. Die meisten waren älter noch als ich; was mich angesichts des Themas des Buchs (Altersdemenz) auch nicht weiter verwunderte. Viele schienen sich untereinander zu kennen; viele schienen auch die Verlegerin zu kennen. ‚Man‘ geht wohl regelmässig an solche Veranstaltungen. Und so will mir scheinen, dass sich immer ungefähr dieselben Leute treffen. Auch heute waren die Frauen, wenn auch nur leicht, in der Überzahl.
Die Buchvernissage fand statt in Form einer musikalisch untermalten Lesung aus einzelnen Kapiteln. Es lasen und musizierten Profis; mit Ausnahme eines mir unbekannten Instruments, das von einem Pfleger gespielt wurde, den Christoph Held offenbar von seiner beruflichen Tätigkeit her kennt. Der Amateur fiel hier aber keineswegs ab. Das Ganze dauerte ziemlich genau eine Stunde. Danach gab es noch einen Apéro, bei dem ich mich allerdings nicht lange aufgehalten habe. Apéros, an denen du keinen kennst, sind nicht sehr interessant. Der Weisswein wäre zwar gut genug gewesen, dass man sich dran hätte besaufen können; nein, eigentlich war er dafür schon wieder zu gut. (Ich habe leider vergessen, aufs Etikett zu schielen.) Die servierten Häppchen waren ebenfalls sehr gut; aber im Gedränge des Vorraums vom Weißen Saal kam das Servierpersonal mit seinen Tabletts kaum durch.
Ich liess mir mein Buch noch von Herrn Held signieren. Dabei gab es – natürlich – die obligate ältere Dame, die, weil ihr Schwipp-Schwager väterlicherseits der Grossneffe der Hebamme des Autors war, sich von der Seite in die Schlange eindrängelte und dann gleich für ihre offenbar sehr grosse Sippe 30 signierte Exemplare wünschte (wobei Held sich als der feinfühlige Mensch zeigte, als den ihn verschiedene Journalisten schon bezeichnet haben: er bat seine Gross-Schwipp-Schwapp-Schwägerin doch zu warten, bis er die wartende Schlange abgearbeitet habe – er spürte wohl meine langsam keimende Indignation). Es fiel mir auch auf, dass praktisch niemand das Buch schon gelesen oder auch nur im Vorfeld gekauft hatte. Praktisch alle kauften es an diesem Abend, liessen es sich also quasi blind signieren.
Ich meinerseits ging zufrieden nach Hause. Natürlich konnte die Bahn nicht umhin, von den vier Möglichkeiten, die ich hatte, um nach Hause zu kommen, deren drei wegen Fahrleitungsstörung ausser Betrieb zu setzen. Ich kam dennoch ohne nennenswerte Verspätung nach Hause; für einmal ist den SBB ihre Verschwörung gegen mich missglückt.