Gabriel García Márquez: Wir sehen uns im August

Schon einige Jahre vor seinem Tod wurde aus der Entourage des Literaturnobelpreisträgers von 1982, Gabriel García Márquez, mitgeteilt, dass es keine neuen Romane des kolumbianischen Autors mehr geben würde. Ich erinnere mich nicht, ob damals schon der Grund dafür – Altersdemenz – genannt wurde. Nun ist aus dem Nachlass dieser Roman (besser wohl: diese Erzählung)…

Ralph Waldo Emerson: Tagebücher

Tagebücher sind ungefähr so individuell wie die Personen, die welche schreiben. Das gilt natürlich auch für jene, die den Weg ans Licht der Öffentlichkeit gefunden haben. Da sind jene, die in großer Regelmäßigkeit, oft wirklich täglich, geführt werden, die aber im Grunde genommen nur mehr oder minder repetitive Aufzählungen dessen sind, was der oder dem…

Kim de l’Horizon: Blutbuch

Um es im Jargon der Sportjournalist:innen zu schreiben: Mit diesem Roman hat Kim de l’Horizon letztes Jahr (2022) das Double gewonnen – nämlich sowohl den Deutschen wie kurze Zeit später den Schweizer Buchpreis. Kim de l’Horizon begreift sich selber als genderfluide Person. Das bedeutet, so weit ich das verstehe, dass Kim sich manchmal als Männchen…

Daniel L. Schacter: Aussetzer

Daniel Schacter, ein Psychologieprofessor an der Harvard University in Cambridge, ist vor allem mit Büchern über die verschiedenen Formen des Erinnerns (respektive Vergessens) bekannt geworden. Im vorliegenden Buch analysiert er sieben verschiedene Fehlleistungen unseres Gedächtnisses, die jedem mehr-weniger bekannt sind. Er beginnt mit der Transienz, dem ganz natürlichen Verblassen von Erinnerungen (was denn aber so…

Hans Woller: Gerd Müller

Eigentlich sind Sportlerbiographien ein Genre, das wenig anziehend auf mich wirkt. Bei diesem Buch habe ich eine Ausnahme gemacht – zu Recht, wie sich herausstellen sollte. Dem Zeithistoriker Hans Woller ist eine ganz ausgezeichnete Darstellung des “Bombers der Nation” geglückt, ganz ohne hagiographische Elemente, die einen Einblick in die (sport-)politische Landschaft Bayerns der 60er und…

E. A. Ch. Wasianski: Immanuel Kant in seinen letzten Lebensjahren

Kant hatte sich zu Lebzeiten bei seinen Schülern und Freunden eine Veröffentlichung jedweder biografischer Notizen aufs Nachdrücklichste verbeten. Diese hielten sich denn auch an das Verbot des Meisters. Aber schon kurz nach Kants Ableben, noch 1804, erschienen aus diesem Kreis gleich drei Biografien – zusammengefasst in einem Buch unter dem Titel Über Immanuel Kant. Da…

Reinhold Bernhard Jachmann: Immanuel Kant geschildert in Briefen an einen Freund

Kant hatte sich zu Lebzeiten bei seinen Schülern und Freunden eine Veröffentlichung jedweder biografischer Notizen aufs Nachdrücklichste verbeten. Diese hielten sich denn auch an das Verbot des Meisters. Aber schon kurz nach Kants Ableben, noch 1804, erschienen aus diesem Kreis gleich drei Biografien – zusammengefasst in einem Buch unter dem Titel Über Immanuel Kant. Da…

Blanca Imboden: heimelig

Langsam nähert man sich ja dem Alter, in dem das Thema „Altersheim“ mehr wird, als nur eine theoretische Möglichkeit an einem fernen Horizont. Mehr als etwas, von dem man den sich sträubenden Opa, die abwehrende Mama zu überzeugen versucht. Die heutige Gesellschaft bietet kaum noch die Möglichkeit, jene althergebrachte Familienform zu leben, wo mehrere Generationen…

Michael Nehls: Alzheimer ist heilbar

Schon der reißerische Titel lässt nichts Gutes vermuten: Und tatsächlich, das ist ein übles Machwerk, gespickt mit Halbwahrheiten, trivialen Erkenntnissen (die als etwas Ungeheures gepriesen, deren Verbreitung nur durch eine an den Zahlen orientierte Pharmaindustrie verhindert werden) und esoterischen Einsprengseln (asiatische Meditationstechniken und psychoanalytischer Unfug werden in Permanenz gepriesen, überhaupt hat es der Autor mit…

Arno Geiger: Der alte König in seinem Exil

Der Autor berichtet auf eindrucksvolle Weise von der schleichenden Demenzerkrankung seines Vaters, seinem langsamen Vergessen, seiner Welt-Entrückung. Was anfangs wie eine neue Eigenheit wirkt, wird mit der Zeit zu einem Problem der ganzen Familie; aber es ergeben sich auch neue Facetten in der Persönlichkeit des alten Mannes, die das Zusammenleben so anstrengend wie auch (manchmal)…