Das Buch ist leicht lesbar und ebenso leicht verständlich geschrieben: Darin liegt aber auch sein größter Nachteil. Denn in fast jedem Kapitel bleibt man als Leser mit Fragen zurück, vor allem mit dem Wunsch nach eingehenderer Erläuterung. Das hätte den Umfang vervielfacht (und die prospektive Leserzahl verringert), wäre aber dem Thema angemessen gewesen. So handelt es sich hier um einen kursorische Abhandlung von Essgewohnheiten, der Entwicklung unserer Immunabwehr (nebst der Allergieproblematik, die ganz offenkundig mit unserem westlichen Leben eng verknüpft ist: Sind Allergien doch vor den 60er Jahren des vorangegangenen Jahrhunderts weitgehend unbekannt), der problematischen Konstruktion unserer Wirbelsäule und den damit verbundenen schmerzhaften Kalamitäten im Hals- und Lendenwirbelbereich (der Autor dieser Zeilen kann ein Lied von dieser Fehlkonstruktion singen) oder der Funktion der Sonnenstrahlung für das Wohlbefinden (inklusive einer Erklärung des Hauttypus und einer versuchten Interpretation die männlichen Glatzenbildung betreffend: Diesmal ist der Autor nicht betroffen). Immer aber hat man als Leser das Gefühl, dass einem tiefere Erklärungen vorenthalten werden, dass man mit einem möglichst allgemein verständlichen Geschreibsel abgespeist wird.
Der Grund hiefür liegt sicher in der erwähnten Zielgruppe: Je detaillierter die Darstellung, desto geringer der Leserkreis. So ist dieses Buch sicherlich als Einstieg in die Thematik äußerst empfehlenswert, all jene, denen an einer intensiveren Auseinandersetzung mit den evolutionären Implikationen der Medizin gelegen ist, werden aber ein wenig enttäuscht zurückbleiben. Doch das Buch erfüllt zumindest den Zweck: Die Neugier auf mehr zu wecken und die Bedeutung und Faszination dieses Themas zu unterstreichen.
Ganten, Spahl, Deichmann: Die Steinzeit steckt uns in den Knochen. Gesundheit als Erbe der Evolution. München: Piper 2011.
1 Reply to “Ganten, Spahl, Deichmann: Die Steinzeit steckt uns in den Knochen”