Ich bin auch kein Österreicher, sondern ein Thüringer, den es vor Jahrzehnten nach Preußen verschlagen hat (nachdem schon 1802 meine Heimatstadt Erfurt in der Nacht von preußischem Militär unter General Wartensleben nachts besetzt worden war, weil die Erfurter noch dem „Unterm Krummstab ist gut wohnen“ unter Kurmainz und Koadjutor Dalberg angehangen hatten und Widerstand hätten leisten können; Königin Luise begeisterte sie dann für Preußen): das Maria Theresien-Jubiläumsjahr 2017 brachte außer dieser Biographie von Elisabeth Badinter noch die inzwischen in vierter Auflage vorliegende dickleibige, ebenso kluge wie quellenreiche Lebensbeschreibung von Barbara Stollberg-Rilinger sowie schon im Vorfeld die von Thomas Lau. Zwei mehrtägige Konferenzen in Wien und Mainz zeigten: Maria Theresia lehnte zwar den Freigeist Voltaire vehement ab, aber seine Tragödien wurden in Wien und Umgebung ebenso in Gegenwart Franz Stephans und Josephs aufgeführt, wie Diderots „Hausvater“ in ihrer Anwesenheit. Diese Frömmigkeit, die sie auch der Tochter Marie Antoinette anempfahl, war jansenistisch, bereits auf die individuelle Befindlichkeit ausgerichtet, obwohl noch der barocke Pomp in ihren Landen anzutreffen war. Sie ging also auch mit ihrer Zeit, aber auf andere Weise als die zwölf Jahre jüngere, 1729 geborene Katharina die Große, die Diderot 67mal in Privataudienz empfing, allerdings einen Tisch zwischen sich und den Enzyklopädisten zu stellen befahl, damit dieser nicht vor Begeisterung ihr Knie berührte. Das wäre Maria Theresia nicht passiert, über die auch Casanova oder der Berliner Protestant Friedrich Nicolai Passendes aus eigener Anschauung zu berichten wussten (wie für viele Franzosen, ist für Frau Badinter die deutschsprachige Welt ziemlich fremd geblieben). Elisabeth Badinter hat Maria Theresia gut als Persönlichkeit einer Übergangszeit erfasst – wobei man sich im Nachhinein ganz besorgt fragt, ob eigentlich nicht jede Zeit eine Übergangszeit ist, nicht mehr gestern und noch nicht morgen, diese Weisheit jedoch immer wieder zu präsentieren geneigt ist.