Tag 1 des diesjährigen Literturcamps. Ich habe im Vorfeld geschrieben, dass ich mit geringen Erwartungen an den ersten Tag heranginge; diese Erwartungen haben sich bestätigt. Es war – leider! – im Grossen und Ganzen den ganzen Tag durch sehr wenig Literarisches zu hören oder sehen. Mehr und mehr gewinne ich den Eindruck, dass das Literaturcamp Hilfestellung von Autoren für Autoren bieten soll.
Einzige literarische Ausnahme war eine Sesssion zum Mai 1968 und der Rolle, die Jean-Paul Sartre dabei spielte. Auch wenn mir scheinen will, dass der Referent Heiner Wittmann Sartres m.M.n. unreflektierte Haltung erst zum Stalinismus, dann zum Maoismus etwas zu positiv einschätzt. Ich konnte aber mit ihm nicht darüber diskutieren, da mir der ‹späte› Sartre nicht allzu präsent ist.
Den Rest des Tages habe ich geschwänzt und mich in der Heidelberger Altstadt aufgehalten. Dabei konnte ich feststellen, dass das Café, das mir am Freitag den netten, südländischen Korps-Studenten (zumindest als Bier) vorstellte, auch Klosterbräu im Angebot hatte. Neben Maultaschen, die allerdings hier ein wenig anders aussehen als in Schwaben. (Während das Bier hier so gut schmeckt wie dort.)
Da ich den Nachmittag schwänzte, habe ich mich am Abend wieder blicken lassen. Ein Whisky-Tasting mit teils recht guten, teils zumindest interessanten Whiskies (ein paar wenige, die mehr oder weniger indiskutabel sind, mal aussen vor gelassen) brachte einige in die richtige Stimmung, um einer Galerie mehr oder weniger geglückter Buchcover zu folgen, die Susanne Kasper vorstellte.
Den Schluss des Abends machte eine einigermassen seltsame Präsentation zum Thema BDSM. Irgendwie war man offenbar im Vorfeld der Veranstaltung auf Twitter aufs Thema gekommen. Natürlich spielten die Ahnherren dieser Sexualpraktik keine Rolle; ein Literaturcamp kann auf literarische Vorfahren keine Rücksicht nehmen. So war das Ganze eher eine Art ‹Dr. Sommer für Fortgeschrittene› – als solches sicher nicht uninteressant. Journalistische Verpflichtungen – nämlich das Schreiben dieses Aperçus – zwangen mich aber, die Session früher zu verlassen. Rede ich mir jedenfalls ein.