Oscar Wilde: De Profundis

Von Oscar Wilde zirkulierte schon vor den Zeiten des Internet eine Menge an Bonmots und Sentenzen. Seine witzigen Beschreibungen der Haute Volée im viktorianischen England brachte ihm rasch großen Ruhm ein. Vor allem in seinen Komödien kratzte er gehörig an der glatt polierten Oberfläche der besseren Gesellschaft. Allerdings beeilte er sich auch jedes Mal, mit…

Ingeborg Bachmann: Malina

Malina ist der einzige vollendete Roman der Schriftstellerin Ingeborg Bachmann, die bis dahin vor allem mit ihrer Lyrik bekannt geworden war. Der Roman erschien 1971 und wurde rasch zu ihrem berühmtesten Werk. Das liegt auch daran, dass sich sehr schnell zwei Interpretationsarten herausbildeten, die allerdings untereinander zusammen hängen und die, so weit ich sehe, bis…

Pablo Neruda: niemals allein, mit dir

Wenn ich das richtig sehe, wurde diese Zusammenstellung von Liebesgedichten des chilenischen Autors Pablo Neruda dieses Jahr (2023) speziell für die Büchergilde zusammengestellt. (Der Titel stammt dabei aus einem der Gedichte, die in der Sammlung stehen. Das Komma ist dabei wichtig; das lyrische Ich wird nicht vom Du nie in Ruhe, nie allein gelassen sondern…

Marcel Proust: À la recherche du temps perdu V. La prisonnière (1) [Auf der Suche nach der verlorenen Zeit. Die Gefangene]

Ausnahmsweise folgt dieses Aperçu in der Reihe zu Prousts Suche nach der verlorenen Zeit etwas rascher auf das vorhergehende, als ich es üblicherweise zu tun pflege. Das hat nichts mit dem Blog und nur wenig mit Proust zu tun, sondern vor allem mit dem, was man so allgemein ‚das richtige Leben‘ nennt. Mit Proust hat…

Albert Camus: Der Mythos von Sisyphos

Camus’ theoretische Werke (wie z.B. das vorliegende Der Mythos von Sisyphos) werden meist unter ‚Philosophie‘ abgelegt – ein Brauch, dem ich auch gefolgt bin. Camus selber, als Autor und Denker, findet man dann meistens in der Schublade ‚Existenzialismus‘. Jedenfalls im deutschen Sprachraum gelten die beiden Sätze ziemlich genau, im französischen schaut man die Sache, wenn…

Jochen Schmidt (Hrsg.): Aufklärung und Gegenaufklärung in der europäischen Literatur, Philosophie und Politik von der Antike bis zur Gegenwart

Wenn ich mich recht erinnere, stammen die vorliegenden Aufsätze aus einer Ringvorlesung, die im Wintersemester 1987/88 an der Universität Tübingen abgehalten wurde und die 1989 in dieser Aufsatzsammlung bei der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft in Darmstadt erschienen. Damit ist schon darauf hingewiesen, dass die Gegenwart, die vorliegendes Buch abdecken soll, nun auch schon wieder ein Vierteljahrhundert her…

Marcel Proust: À la recherche du temps perdu I. Du côté de chez Swann (1) [Auf der Suche nach der verlorenen Zeit. In Swanns Welt]

À la recherche du temps perdu (Auf der Suche nach der verlorenen Zeit) zählt zu den paar Großromanen mit hoher literarischer Qualität, die uns das erste Drittel des 20. Jahrhunderts beschert hat. Der Roman gehört in den erlauchten Kreis derer von Ulysses, Joseph und seine Brüder, Der Mann ohne Eigenschaften sowie U.S.A. – Romane, bei…

André Breton: Die Manifeste des Surrealismus

Das vorliegende Buch erschien zum ersten Mal im Juni 1968 bei Rowohlt. Die vor mir liegende Ausgabe von 1980 erschien in der Reihe das neue buch (als N° 95), die neueste Ausgabe stammt von 1995 und gehört einer anderen Reihe an, Rowohlts Enzykopädie, als N° 434. Auch diese Reihe existiert wohl nicht mehr, jedenfalls gibt…

Lautréamont: Les Chants de Maldoror [Die Gesänge des M.]

Ob Isidor Ducasse das Pseudonym (Comte de) Lautréamont selber ausgewählt hat, wissen wir nicht. Wir wissen überhaupt wenig über die Entstehungs- und die Publikationsgeschichte der Gesänge des Maldoror. Ja, wir wissen wenig über den Autor selber. Nachdem der erste Druck des ersten Gesangs noch ohne Autorennamen erfolgt war (es stand einfach drei Sternchen an dessen…

Stanisław Lem: Phantastik und Futurologie II

Im zweiten Band von Phantastik und Futurologie versucht sich Lem zunächst an einer Art Typologie der Science Fiction, um schließlich deren futurologische Fähigkeiten zu bestimmen – will sagen: deren Potenzial, Zukunft vorher zu sagen oder gar zu gestalten. Er kommt dabei, so viel kann ich gleich vorweg nehmen, zu einem ziemlich vernichtenden Resultat. Die Typologie…