Chiara Frugoni: Inventions of the Middle Ages [a.k.a.: Book, Banks, Buttons and Other Inventions from the Middle Ages / dt.: Das Mittelalter auf der Nase: Brillen, Bücher, Bankgeschäfte und andere Erfindungen des Mittelalters / OT: Medievo sul naso: Ochiali, Bottoni e altre invenzioni medievali]

Erklärtes Ziel dieses 2001 auf Italienisch erschienenen Buches ist es, mit dem Vorurteil des ‚finsteren Mittelalter‘ aufzuräumen. Chiara Frugoni ist Historikerin mit dem Spezialgebiet ‚Mittelalter‘, sollte also wie keine zweite dafür prädestiniert sein, so ein Buch schreiben zu können. Tatsächlich ist die Menge der von ihr aufgeführten Erfindungen des Mittelalters stupend 1) – vieles von…

Christian Hermann Weisse: System der Ästhetik als Wissenschaft von der Idee der Schönheit

Was kann man von einer Ästhetik erwarten, die geschrieben wurde von jemand, der von Beruf Theologe und von Berufung Hegelianer ist? Die Frage stellen, heisst zugleich, sie beantworten. Christian Hermann Weisse stellt eine Ästhetik auf, die dem von Hegel definierten dialektischen Dreischritt von These-Antithese-Synthese zu folgen vorgibt. Diese Vorgehensweise ist für ihn die einzig wissenschaftliche,…

Hugo Ball: Tenderenda der Phantast

Tenderena der Phantast ist so etwas wie Hugo Balls ‚Opus magnum‘. Auch wenn ‚magnum‘ angesichts der knapp 60 Seiten, die das Werk umfasst, etwas übertrieben scheint, ebenso wie die Einordnung in die Kategorie ‚Roman‘: Ball hat sein Werk selber Roman genannt, also lasse ich es bei dieser Kategorie; und Tenderenda der Phantast ist tatsächlich das…

Leo N. Tolstoi: Auferstehung

Der letzte große Roman Tolstois, ein Sittenbild des untergehenden Zarenreiches und eine Art Bekenntnisbuch des alternden Schriftstellers, der dem Protagonisten Nechljudow ganz offenkundig seine eigenen Gedanken, Zweifel, Ängste in den Mund gelegt hat. Nechljudow ist ein adeliger Gutsbesitzer, der wohl behütet aufwächst und dessen Anlagen in jeder Hinsicht vielversprechend sind. Als junger, enthusiastischer Student lernt…

Shlomo Sand: Die Erfindung des jüdischen Volkes

Shlomo Sand ist Professor für Geschichte in Tel Aviv und greift mit diesem Buch den wohl gehüteten und gepflegten Mythos vom ewig wandernden jüdischen Volk auf, das sich da angeblich „rein“ über all die Jahrtausende erhalten habe und das vor allem aufgrund dieser seiner Geschichte und der Vertreibung aus dem gelobten Land den Anspruch auf…

Richard Holmes: The Age of Wonder. How the Romantic Generation Discovered the Beauty & Terror of Science

Richard Holmes ist in seiner Heimat Grossbritannien bekannt als Verfasser von populärwissenschaftlichen Büchern zur Geschichte der Naturwissenschaften an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert, sowie als Verfasser von Biografien zu den grossen englischen Romantikern Coleridge und Shelley. In diesem Buch vereinigt er beide Themen. Holmes geht chronologisch vor und beginnt mit der ersten Weltumsegelung…

Bora Ćosić: Die Tutoren

Übersetzungen sind im Bereich der klassischen, der gehobenenen, der Welt-Literatur (oder wie immer man diesen Bereich nennen will) im Moment der absolute Renner. Klassiker werden in steter Regelmässigkeit neu übersetzt (ich glaube, den Anfang machten hier die Neuübersetzungen von Dostojewskis Romanen), oder sogenannt ‚unübersetzbare‘ Bücher einer Nationalliteratur wurden schlusssendlich doch übersetzt und gehören nun, wenn…

Sten Nadolny: Selim oder Die Gabe der Rede

Wenn jemand eine Erzählung über das Erzählen schreiben, birgt das die nicht unerhebliche Gefahr, mit den Vapeurs von Schriftstellern mit Schreibhemmung belästigt zu werden (Martin Walsers „Einhorn“ wäre etwa ein solches Produkt). Denn so schlimm und tragisch für den einzelnen eine solche Schreibhemmung auch immer sein mag, noch schlimmer ist es, als Leser mit dem…

Autumn

Anthologien sind mein Ding nicht: Ich kaufe oder lese selten welche. Diese hier wurde als eine Art Treueprämie meiner vorletzten Bestellung bei der Folio Society beigelegt – der vorvorletzten übrigens auch. Geschenktem Gaul schaut man bekanntlich nicht ins Maul, und ich hätte es wohl auch nicht getan, wenn ich nicht das Gefühl hätte, dass die…

Die Horen. Jahrgang 1797. Eilftes Stück

Oktober 1796: Die Horen kränkeln; aus heutiger Sicht wissen wir, dass es im Grunde genommen bereits ihre Krankheit zum Tode ist, der wir beiwohnen. Das fängt damit an, dass auch diese Nummer die Verspätung der letzten nicht einholt; auch die Oktober-Ausgabe 1796 wird erst gegen Ende des Folgemonats in Jena ausgeliefert. Das geht auch mit…