Pierre Bayle: Historisches und kritisches Wörterbuch [Dictionnaire historique et critique]

Rationalismus? Skeptizismus? Oder doch Fideismus? Auch nach beinahe 700 Seiten Lektüre im Historischen und kritischen Wörterbuch von Pierre Bayle wüsste ich nicht, welches ‚System‘ ich dem Autor zuordnen sollte, wenn es denn nur ein einziges sein dürfte. Denn Bayle scheint gar fürchterlich zu schwanken. Dabei galt Bayle schon sehr rasch als früher Aufklärer. Vor allem…

Nikolaus von Kues: De pace fidei / Vom Frieden zwischen den Religionen

Drei grosse „Dialoge“ sind es, die in der mittelalterlichen Theologie zumindest ansatzweise für eine Toleranz gegenüber anderen Religionen predigen. Zumindest gegenüber den anderen grossen monotheistischen Religionen, also dem Judentum und dem Islam. Die drei „Dialoge“ stammen von Petrus Abaelard, Ramon Llull und Nikolaus von Kues. Cum grano salis könnte man sie der Frühscholastik (Abaelard), der…

Harro Heuser: Unendlichkeiten. Nachrichten aus dem Grand Canyon des Geistes.

Eine kleine Philosophiegeschichte unter dem Blickwinkel der Unendlichkeit, wobei es vor allem um Unendlichkeiten im mathematischen Sinne geht (Heuser ist Mathematiker). Dennoch führt das Thema alsbald in philosophische Untiefen und in theologische Abgründe, denn selbstredend sind die Theologen angetan von einem Begriff, der kaum definierbar und gerade deshalb wunderbar geeignet ist, ein wichtiges Attribut für…

Gustav Roskoff: Geschichte des Teufels

Bis heute ist, wer etwas über die Geschichte des Teufelsglaubens in Europa erfahren will, auf dieses Buch aus dem Jahre 1869 angewiesen. Keiner hat vor oder nach Roskoff das Thema je halb so erschöpfend bearbeitet, oder auch nur aufgegriffen. (Erschöpfend: Immerhin umfasste die Originalausgabe in 2 Bänden rund 1000 Seiten. Vor mir liegt ein photomechanischer…

John Gaskin: The Traveller’s Guide to Classical Philosophy

Wenn ich das richtig verstanden habe, ist dieser „Reiseführer zur antiken Philosophie“ entstanden aus einer Art Vorlesungen, die John Gaskin regelmäßig auf Kreuzschiffen in der Ägäis hielt oder noch hält. Der Titel ist allerdings ein wenig irreführend. Erst ganz am Schluss finden wir zwei Karten – eine Gesamtübersicht des Mittelmeerraums und eine Detailansicht der griechischen…

Kurt Bayertz: Der aufrechte Gang

Lachen, Denken, Sozialverhalten und vieles mehr: Das Spezifische des Menschen wird allerorten gesucht. Und während wir uns biologisch grosso modo kaum von unseren Artverwandten unterscheiden, ist da doch das Merkmal des aufrechten Ganges, das ein Kriterium der Menschwerdung darstellen könnte. Aber so ganz sicher ist das dann auch nicht. Bayertz beginnt seine Suche nach Hinweisen…

G. E. R. Lloyd: Greek Science

Naturwissenschaft im antiken Griechenland – so ungefähr würde ich den Titel dieses Buchs übersetzen. (Meine – zugegeben nur flüchtige – Suche nach einer deutschen Übersetzung hat kein Resultat gebracht. Zwar führen einige Bibliotheken im deutschsprachigen Raum Bücher von Lloyd in ihrem Bestand auf, aber keines seiner Werke scheint in einer deutschen Version zu existieren. Auch…

Kurd Laßwitz: Geschichte der Atomistik von Mittelalter bis Newton I

(Leider konnte ich auf die Schnelle nur den ersten Band von Laßwitz‘ Geschichte der Atomistik in die Hände kriegen; ich werde mir Band 2 sicher noch besorgen – es könnte allerdings eine Weile dauern, bis ich ihn hier vorstelle.) Kurd Laßwitz‘ Name hat das 21. Jahrhundert – wenn überhaupt – ’nur‘ als Autor von phantastischen…

Ernst Cassirer: Philosophie der symbolischen Formen. Dritter Teil: Phänomenologie der Erkenntnis

Zwischen dem hier vorliegenden dritten Teil der Philosophie der symbolischen Formen und dem zweiten liegen 4 Jahre, der erste ist gar 6 Jahre früher erschienen (1929 – 1925 – 1923). Diese lange Entstehungszeit merkt man vor allem dem dritten Teil an – im Grossen und Ganzen zu dessen Vorteil. Allerdings könnte man sagen, dass die…

Gottfried Wilhelm Leibniz / Kurfürstin Sophie von Hannover: Briefwechsel

Beinahe 35 Jahre, von 1680 bis 1714, standen die Landesherrin und ihr Untertan in regelmässigem Briefwechsel. Worüber liessen sich denn die beiden – meist in höfischem Französisch – so intensiv aus? Die Antwort ist verblüffend einfach, weil verblüffend: über Familiäres. Allerdings etwas einseitig: Leibniz‘ private Umstände kamen ein einziges Mal zur Sprache, als eine seiner…