Ein eben emeritierter Universitätsprofessor stößt auf seinem Gang durch die Stadt auf das Zeltlager von Flüchtlingen in einem Park: Sie wollen „sichtbar werden“, die Öffentlichkeit aufmerksam machen. Für Richard wird diese Begegnung zu einem Initialerlebnis, er beginnt das Schicksal der Flüchtlingsgruppe zu verfolgen, sich zu informieren und wird immer stärker in deren Leben hineingezogen. Die…
Autor: scheichsbeutel
Alban Nikolai Herbst: Traumschiff
Zu diesem Buch habe ich bislang ausschließlich euphorische Kritiken gefunden: Und das verwundert denn doch. Mich haben weder Sprache noch Inhalt oder Konstruktion besonders beeindruckt – im Gegenteil: Gerade die Erzählform wirkt so fragwürdig wie künstlich und bleibt schlussendlich unerklärt. Gregor Lanmeister, ein 69jähriger ehemaliger Unternehmer, beschreibt auf einer Kreuzfahrt sein langsames Absterben von dieser…
Michael Lüders: Wer den Wind sät
Dieses Buch bietet einen ausgezeichneten Überblick über die Politik des Westens im arabischen Raum seit dem Sturz Mossadeghs. Den teilweise erhobenen Vorwurf der Einseitigkeit kann ich nicht wirklich nachvollziehen: Diktatoren wie Gaddafi oder Saddam Hussein werden durchaus nicht geschont, allerdings wird – im Unterschied zu anderen Publikationen – die Scheinheiligkeit einer vorgeblich von humanistisch-demokratischen Werten…
Volker Weidermann: Ostende
Volker Weidermann zeichnet anhand des Sommers 1936 die Freundschaft zwischen Stefan Zweig und Joseph Roth nach, eine Freundschaft zweier unterschiedlicher Charaktere, zwischen dem Erfolgsautor und Weltmann Zweig und dem zwar anerkannten, aber weit weniger erfolgreichen Roth, der 1936 schon von seiner Alkoholsucht schwer gezeichnet war. Beide haben mit Deutschland ihren Hauptabsatzmarkt verloren, fühlen sich fremd,…
Dino Buzzati: Panik in der Scala
Buzzati ist ein Meister darin, ins Alltägliche das Absurde, manchmal Übersinnliche eindringen zu lassen – auf eine leise, unscheinbare Weise, die dann jenen Sog erzeugt, dem sich der Leser kaum noch entziehen kann. Ein Premierenabend in der Mailänder Scala, das Werk eines modernen Franzosen (mit Namen Pierre Großkopf) gelangt zur Aufführung und der alte Kapellmeister…
Florian Illies: 1913
Die Idee eines „Kulturalmanachs“ des Jahres 1913, der sich aus den verschiedensten Aufzeichnungen, Tagebucheintragungen, Briefen, Notizen oder Schlagzeilen speist hat einen gewissen Reiz. Und wenn man mit diesen historischen Versatzstücken ein wenig spielt, Möglichkeiten und Umöglichkeiten bedenkt, sie in einen fiktiven Zusammenhang stellt, dann kann daraus etwas Geistreiches und Kluges werden, eine Collage aus intelligent…
Abbas Khider: Ohrfeige
Im Herbst des Jahres 2000 flieht Karim aus dem Irak in Richtung Westen: Er, der unter Gynäkomastie leidet, will sich dem Gespött beim Wehrdienst in der Armee des Saddam Hussein nicht aussetzen und macht sich auf zu seinem Onkel nach Paris. Eine Reise, die irgendwo in der Nähe von München ein Ende findet: Die Schlepper…
Panajotis Kondylis: Macht und Entscheidung
Kondylis geht es in diesem Buch um eine Darstellung der Genese unterschiedlicher Weltbilder und den damit verbundenen ethischen Implikationen. Wobei es sich hier nicht – wie in seinen Büchern über die Aufklärung oder die Metaphysikkritik – um eine philosophiegeschichtliche Studie handelt, sondern um einen originären Beitrag zur Philosophie der Macht bzw. den konstituierenden Merkmalen ethischer…
Robert W. Weisberg: Kreativität und Begabung
Dieses Buch erschien zu einer Zeit (1989), als Seminare zur Steigerung der Kreativität hoch im Kurs standen: Jedes aquarellierte Wiesenblümchen aus dem Volkshochschulkurs, jedes Battiktüchlein war ein Hinweis auf überbordende Kreativität – wenn nicht gar Geniehaftigkeit der Erzeuger, man gedachte sich dem Künstlertum über alternatives, nichtrationales Denken anzunähern und sah sich bei jedem Brainstorming in…
Martin Broszat: Kommandant in Auschwitz. Autobiographische Aufzeichnungen des Rudolf Höss
Ein beklemmendes Buch. Nicht so sehr der Fakten wegen (die ja hinlänglich bekannt sind, auch wenn sie dann trotz dieses Wissens wieder schockieren, weil alles so unglaublich erscheint), sondern wegen des Menschen Höss. Dessen Bericht sich manchmal liest, als ob er von seiner Zeit als Abteilungsleiter eines simplen Industrieunternehmens erzählte. Und genau so dürfte er…