Im Gegensatz zu seinen historischen Stücken – die bestenfalls Tragödien zu nennen sind, schlimmstenfalls langweilig – sind Shakespeares Komödien ein absolutes „Must“ für jeden Theaterliebhaber. Am besten, man sieht sie auf der Bühne; noch besser, man sieht sie in der Originalsprache. Denn Shakespeares Komödien leben vom Wortwitz. Die Figuren – allen voran die Frauen –…
Monat: März 2012
Louis-Sébastien Mercier: Das Jahr 2440 / L’An Deux Mille Quatre Cent Quarante
1775 erschien dieses Werk, mit dem Untertitel „Rêve s’il n’en fût jamais“ (ein Traum, wenn’s denn einer gewesen ist). Es erschien anonym, mit Druckort London. Offenbar hielt der Autor also seine Thesen für gewagt genug, um sich so zu schützen. Den Leser von heute wundert’s. Mercier ist brav, sehr brav. Da legt sich der Erzähler…
Joseph Sheridan Le Fanu: In A Glass Darkly
Joseph Sheridan Le Fanu (1814-1873) ist einer der Väter der klassischen Gruselgeschichte bzw. der „Gothic Novel“ wie sie in seiner Muttersprache heisst. Seinerseits stark an der Romantik orientiert, weist er doch über sie hinaus -nur schon rein zeitlich. „In A Glass Darkly“ versammelt fünf Kurzgeschichten. „Green Tea“ erzählt, wie ein englischer Geistlicher von einem dämonischen…
Christian von Aster, Markolf Hoffmann, Boris Koch: Rückkehr ins Stirnhirnhinterzimmer
Mal was Zeitgenössisches – quasi zur Entspannung und zwischendurch: Nämlich, eine Sammlung von Kurzgeschichten, entstanden im „Strinhirnhinterzimmer“, einer Berliner Lesebühne und nun veröffentlicht. Weshalb das Buch denn auch folgerichtig „Rückkehr ins Stirnhirnhinterzimmer“ heisst. 3 Autoren – 1 Tenor. Denn die Geschichten ergänzen sich nicht nur inhaltlich, sie sind auch im Ton einander so ähnlich, dass…
Dämonen, die (Nachschlag):
Es gibt ausser den hier besprochenen Werken mit dem Titel „Die Dämonen“ (die letztlich allesamt aus dem Dunstkreis von Dostojewskijs Roman stammen) im Buchhandel offenbar noch weitere, die diesen griffigen Titel verwenden. So bin ich neulich über einen Lyrikband dieses Titels gestolpert. Verlegt in einem dieser Verlage, die den Autoren Geld dafür abknöpfen, dass sie…
Die Dämonen III
1958 adaptiert Albert Camus Dostojewskijs Roman Die Dämonen für die Bühne. 1959 wurde das Stück in Paris uraufgeführt. Dostojewskijs Roman war damals in Frankreich unter dem Titel Les possédés [Die Besessenen] bekannt, eine neuere Übersetzung unter dem Titel Les démons [Die Dämonen] existierte zwar schon, hatte sich aber noch nicht durchgesetzt. Camus verwendete für seine…
Darcy Ribeiro: Mulo
Mulo liegt im Sterben. Wie jeder echte Katholik will er vorher seine Sünden beichten. Er besorgt sich also einen Pater dafür. Bzw., er will sich einen besorgen. Bzw., er wird sich einen besorgen. Nämlich, wenn die Beichte fertig ist. Denn er sitzt keineswegs in einem Beichtstuhl und flüstert seine Sünden einem verständnisvollen älteren Herrn in…
William Faulkner: As I Lay Dying [Als ich im Sterben lag]
Vor Jahren las ich eine Sammlung von Faulkners Kurzgeschichten und wurde mit dem Autor und seinem Thema (den Südstaaten) nicht so richtig warm. War ich zu jung oder war’s einfach so der falsche Moment für die falschen Geschichten? Ich beschloss, Faulkner noch einmal zu versuchen – diesmal mit dem 1930 erschienenen Roman As I Lay…
Buchpreisbindung, die:
Man hat mir bis heute nicht erklären können, warum bzw. wie ich als Konsument von einer Buchpreisbindung profitiere. Wenn keine Buchpreisbindung existiert, wer definiert den Preis eines Buchs? Der Buchhändler, der Autor? Doch wohl eher der Verlag. Der Autor wird meist mit einer Pauschale abgegolten, so viel ich weiss. Und der kleine Buchhändler lebt mit…
Virginia Woolf
Zu Virginia Woolf habe ich ein gespaltenes Verhältnis. Wie so oft, bin ich auch zu Woolf nicht über literarische Texte gestossen, sondern über ihren Essay A Room of One’s Own. Darin reklamiert sie die Gleichberechtigung für die intellektuelle Frau; eine Gleichberechtigung, die ganz einfach damit beginnen soll, dass auch die Frau ein Zimmer für sich…