Afro-Pfingsten 2022

Afro-Pfingsten, das Straßen-, Musik-, Folklore-, Verkaufs-, Drittwelt- und Food ’n Dine-Festival in Winterthur lebt! Wieder, muss man wohl sagen, denn es war auch schon tot. Bzw., der Verein, der es organisiert hatte, war zahlungsunfähig geworden. Ich habe, offen gesagt, nicht genau mitbekommen, wann das Festival in seiner alten Form wieder belebt wurde, und ob es wirklich, zumindest, was die Finanzierung betrifft, noch seine alte Form ist. Die letzten paar Jahre war das Festival zusätzlich durch die eine oder andere hygienische Vorsichtsmaßnahme beeinträchtigt. Dieses Jahr aber ist es wieder da – und offenbar in alter Frische.

Zugegeben, ich war gestern zwar dort, aber nicht sehr lange. Andere Verpflichtungen haben mich abgerufen, aber ich konnte immerhin ein wenig an der Peripherie des Areals schnuppern, das für die Verkaufs- und Essensstände vorgesehen war. Dieser kurze Blick erlaubt mir zu sagen, dass in der alten Form und Zusammensetzung mehr oder minder alle wieder präsent waren. Am häufigsten habe ich welche gesehen, die Kleider, Hüte und andere Produkte aus verschiedenen geografischen Lokalisationen vor allem Afrikas anboten. Ich weiß nun nicht, ob alles wirklich genuin aus der Region stammt, für die es angeboten wurde, und ob alles wirklich den Arbeiter:innen vor Ort zu Gute kommt, oder auch hier Zwischenhändler:innen das meiste absahnen. Bei vielem, das angeboten wurde, kann ich mir nicht vorstellen, dass Weiße darin auf der Straße herumlaufen oder dass sie eine zinnerne Lampe in ihrem Wohnzimmer aufhängen – das meiste war auch einfach der gleiche Kitsch, den man als Tourist:in vor Ort angeboten erhält, und den man kauft, weil man im Urlaubsgefühl denkt, dass man das Objekt dann wirklich brauchen bzw. tragen wird. Zu Hause wird es dann eine Zeitlang in einer Ecke ein staubiges Dasein als Souvenir fristen, bis es von den Erb:innen eines Tages weggeworfen wird.

Dieses Jahr hatte ich leider keine Zeit, einen Essensstand zu konsultieren – ich war auch zu früh dort, die meisten dieser Stände begannen erst langsam, die Tresen zu öffnen. Und Alkohol trinke ich prinzipiell nicht vor 11 Uhr morgens. Sowieso war ich nur gekommen, um mich bei meiner Lieferantin von afrikanischen Saucen und Gewürzen mit Nachschub einzudecken. Sie war denn auch schon da und sehr freundlich. Das eine oder andere Neue habe ich dort entdeckt, nicht alles (aber etwas) davon gekauft und mit nach Hause genommen, wo es nun seiner Verwendung bzw. finalen Vernichtung harrt. Dann hatte ich gerade noch Zeit, an einem andern Stand eine neue Zubereitungsart von Kaffeebohnen zu kosten und habe auch von da einen kleinen Beutel der Mischung nach Hause genommen. Musik habe ich dieses Jahr in den Straßen auch keine gehört, mag sein, es war zu früh, mag sein, ich war am falschen Ort. Was ich hörte, und was exotisch klang, kam von Konserve und aus einem Lautsprecher eines Kleiderstands.

Es war schön, Afro-Pfingsten wieder fit und munter zu erleben. Vielleicht habe ich nächstes Jahr ja mehr Zeit dafür.

1 Reply to “Afro-Pfingsten 2022”

  1. Ich war auch dieses Jahr dort. Aber nur kurz, zu kurz, um Nennenswertes berichten zu können. Man nehme Afro-Pfingsten auch für 2023 als stattgefunden an.

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