„Eine Frau von vierzig Jahren“, ein absolut NICHT lesenswertes Buch, spielt in England in den frühen 30-er Jahren. Worum es geht? Um mal nur bei den beiden Hauptprotoganisten zu bleiben:
– Evelyn Jarrold, 40jährig, eine verwöhnte, durch Heirat aus der Middleclass in die neureiche upperclass aufgestiegene Witwe (sie verlor ihren Mann im 1.Weltkrieg in Frankreich), kennt in ihrem Leben nur Folgendes: teure Kleider und leerer small talk innerhalb der eingeheirateten, neureichen upperclass Familie.
– Miles Vane-Merrick, 25jährig, halb verarmter Abkömmling einer upper middle class Familie, mit scheinbar sozialistischen Idealen (die aber nie genauer geschildert werden), versucht sich mehr schwärmerisch als von von handfesten Kenntnissen gestützt als Farmer auf einer halb zerfallenen Burg in Kent.
Der eigentliche Schwachpunkt des Buches liegt in der NICHT vorhandenen (verbalen) Kommunikation zwischen den beiden obengenannten Personen. Warum sich diese zwei sich überhaupt zu einem Liebespaar (jenseits von Körperlichkeit) finden sollten, kann die Autorin in keinem Abschnitt schildern. Es wird ja niergends ein positiv-aufbauendes Gespräch zwischen den beiden geführt. Umsomehr kommen die Gegensätze zum Zuge.
Evelyn kennt nur die fein geschliffene Umgangsformen zwischen den Personen, die die inhaltliche Leere kaschieren. Daran stört sie sich an ihren Schwagern; noch mehr stört sie sich dann aber an der Personengruppe von Miles Umkreis, die wohl etwas weniger geschliffen, weniger diplomatisch miteienander kommunizieren, dafür sich eher verbal mit geistigem/politischen Inhalt austauschen. Und infolge von Evelyn’s eigener Leere kann sie dann auch nicht verstehen, dass ihr angebeteter Miles noch andere Interessengebiete jenseits ihrer vereinnahmenden, egoistischen Liebe hat. (In einem Anflug von Grosszügigkeit erlaubt sie ihm mal, dass er doch 2 Std. pro Tag sich mit etwas Anderem als nur mir ihr sich beschäftigen dürfe)
Und hier aber der weitere Schwachpunkt dieses Buches. Niergends ist die Autorin fähig, diese anderen Interessensgebiete von Miles auszudeutschen. Er ist scheinbar am Schreiben eines gesellschaftsanalysierenden Buches, aber niergends wird was Genaueres darüber geschrieben. Also auch Miles bleibt überhaupt nicht genau charakterisiert, oder dann doch bloss dahingehend, dass er ein schwärmerischer Idealist ohne jeglich realen Erfahrungen ist.
Der Klappentext des Verlegers ist dann auch noch eine grosse Fehlleitung, ein wirkliches Ärgernis, das viel mehr verspricht, als er hält. Womit da 1932 (dem Erscheinungsjahr des Buches) eine grosse Empörung ausgelöst worden sein soll, ist völlig unverständlich. Sicher nicht mit einer impliziten Schilderungen (es wird gar NICHTS geschildert) von sexuellen Handlungen (da hat wohl „Lady Chatterley’s Lovers“, vier Jahre früher geschrieben, viel mehr zu bieten), aber auch nicht mit einem Geschlechterkonflikt. Das ist kein Geschlechterkonflikt, sondern das klare nicht Zusammenpassen von zwei total unterschiedlichen Menschen, egal welchen Geschlechtes sie auch sind.