Nach langem also wieder ein Werk, das ich abgebrochen habe. Es handelt sich um Moonatics, den Erstling von Arne Ahlert, einem Deutschen, der 2016 bei Heyne erschienen ist. Zu meiner Entlastung kann ich anfügen, dass ich das Buch unverlangt als Rezensionsexemplar zugeschickt erhalten habe. Ich habe denn auch lange gezögert, bis ich mit der Lektüre begonnen habe; es mangelte mir sowohl an Zeit wie an Lust. Nun hatte ich gerade Zeit wie Lust (erstere mehr denn letztere). Allerdings verging mir dann letztere sehr rasch, und ich beschloss, auch von ersterer nichts mehr an diesen Roman zu vergeuden. Auf Seite 78 brach ich ab. Nachträgliche Recherchen im Internet ergaben, dass ich nicht der einzige gewesen bin, der Moonatics abgebrochen hat – auch wenn ich niemand gefunden habe, der schon so früh abbrach. Aber von den rund 10 Blogs, die Moonatics besprochen haben, haben rund die Hälfte nicht zu Ende gelesen. Die Gründe dafür sind immer etwa dieselben; es sind in etwa auch die meinen:
Die Detailverliebtheit des Autors. Eigentlich kann man das schon Detailbesessenheit nennen. Kleinigkeit um Kleinigkeit wird erwähnt und erklärt. Es sind aber keine Puzzle-Teilchen oder Mosaik-Steinchen, die am Schluss zu einem stimmigen Bild zusammen fallen. Es bleibt über all die Seiten hinweg ein ungeordneter Kieshaufen. Der Papst trägt einen roten Bart und seine Anhänger tanzen nackt in Rom herum. Ja, und? – Nichts. Der Ich-Erzähler erhält zu seinem 42. Geburtstag ein Aktienpaket von seinem ihm unbekannten Vater verschrieben1). 42, weil das die Douglas-Adams-Zahl ist, was der Autor offenbar mindestens zweimal dem Leser zu erklären geruht. Ja, und? – Der Ich-Erzähler verscherbelt sein Aktienpaket und bucht einen dreiwöchigen Trip auf den Mond. Das ist alles. Und so geht es immer weiter, immer fort.
Die Sprache des Autors. – Oh, Ahlert kann Deutsch. Ungefähr wie ein Polizeibeamter, der ein Protokoll verfassen muss. Genau so kommt Ahlerts Sprache herüber. Korrekt, aber flach und emotionslos. Ahlert vermag den Leser nicht zu fesseln. Seine Sätze plätschern so vor sich hin. Dies führt zu einem ‚Kollateralschaden‘ (oder vielleicht ist es der Kollateralschaden?), nämlich:
Die Figuren des Autors. Sie sind allesamt so flach wie seine Sprache. Der Ich-Erzähler verrät weniger Emotionen als ein Roboter. Er registriert die merkwürdigsten Gestalten, die merkwürdigsten Verhaltensweisen – wie eine Filmkamera. Er weist mit 42 den emotionalen Entwicklungsstand eines Säuglings auf. Er sieht, ist aber am Gesehenen nicht interessiert – so lange er nur sein Fläschchen (Gin) kriegt.
Aus all diesen Ingredienzien hätte man sogar einen ausgezeichneten Roman machen können. Einen künstlerisch wertvollen. Oder auch nur eine spannende post-apokalyptische Dystopie. Aber Arne Ahlert war offenbar der Meinung, dass es reiche, genügend viel von möglichst vielem in einen Topf zu schmeissen. Ohne zu rühren.
1) Er erbt die Aktien nicht, liebe Blogger. (Zugegeben: Der Fehler steht schon so im Klappentext.)