+ + + Abgebrochen: Iain Banks‘ „Krieg der Seelen“ + + +

Einmal im Jahr erlaube ich mir, eine Lektüre definitiv abzubrechen… Diesmal hat’s zur Abwechslung einen noch lebenden Autor getroffen.

Iain Banks ist mir von Andreas Brandhorst empfohlen worden; kein Wunder, hat er ihn doch – zumindest den Krieg der Seelen – übersetzt, und schreibt er doch selber recht ähnliche Romane. Nur, was ich schon beim letzten Roman von Brandhorst feststellen musste, gilt in verstärktem Masse für sein Vorbild Banks – in wenige Worte gefasst: zu viel ‚Action‘, zu wenig Tiefgang.

Es ist zum Teil wohl auch meine Schuld; ich hatte beim Kauf des beinahe 800 Seiten umfassenden Taschenbuchs nicht darauf geachtet, dass Krieg der Seelen ungefähr der 10. Teil eines Zyklus ist, der im selben Universum spielt, und dass Banks offenbar davon ausgeht, der Leser kenne die 9 vorhergehenden Bücher ebenfalls, und so kaum Erklärungen liefert. Doch das ist es nicht, was mich die Lektüre abbrechen lässt; ich bin hart im Nehmen und hätte mich zweifelsohne durch die Universen und Sub-Universen, die echten und virtuellen Realitäten, die Lebensformen aus Fleisch und Blut und die reinen Maschinen-Wesen durchgewurschtelt.

Banks‘ Universum ist hart und gewalttätig. Selbst die Jahrtausende alten, hochintelligenten Lebe- und Maschinenwesen, bzw. deren Kulturen, kennen keine andern Gesetze, als die, andere übers Ohr zu hauen, um die eigene Machtsphäre ein bisschen ausbauen zu können. Man kann Banks Zynismus vorwerfen, oder ihn als Realisten loben – aber dies war nicht der Grund für meinen Abbruch.

Gleich im ersten Kapitel des Romans stirbt mit Lededje eine Hauptperson, im zweiten Kapitel mit Rekrut Vateuil eine zweite. (Jedenfalls glaube ich, dass Vateuil stirbt; er wird in kürzester Zeit durch eine ganze Menge echter oder virtueller Realitäten – so genau konnte ich das dann noch nicht unterscheiden – durchgeschleust, in denen er jedesmal irgendwie den Tod findet.) Das wäre noch kein Problem gewesen, denn erst nach ihrem Tod finden diese Figuren ihre Bestimmung – Lededje zum Beispiel, die ehemalige Sklavin, will ihren Tod an ihrem Peiniger rächen. Denn die ‚Seelen‘ sterben bei Banks nicht, oder zumindest dann nicht, wenn man die Erinnerungen und Gedanken vor dem Tod in Datenbanken speichern lässt. In diesen Datenbanken spuken die ‚Seelen‘ weiter; viele dieser Datenbank stellen eine virtuelle Realität vor, die den klassischen Begriffen von Himmel und Hölle entsprechen. Beide Konzepte – sowohl der des Aufbewahrens von Gedanken und Erinnerungen, wie der, dass man den Toten künstliche Paradiese und Höllen bildet, wären einer vertieften Exploration fähig gewesen.

Doch Banks verzichtet darauf; ihm geht es offenbar nur darum, eine spannende Story voran zu treiben. Selbst das wäre noch immer kein Grund zum Abbruch gewesen, wenn Banks es gelungen wäre, eine Art ‚human interest‘ (meinethalben auch in einem Alien) zu wecken. Aber die Story wird seltsam distanziert abgespult, so dass ich mich zum Schluss fragte, weshalb ich mich weiter mit diesem – sicher wohldurchdachten und akribisch genau konstruierten – Kaleidoskop beschäftigen sollte, einem Kaleidoskop, in dem letzten Endes zwar vieles an seinen Platz fällt, das aber dann doch nur bunte Bildchen liefert.

Wer so etwas mag, soll es lesen. Mir ist meine Zeit zu schade dafür; und ich werde mich wieder von heutiger Science Fiction fernhalten…

4 Replies to “+ + + Abgebrochen: Iain Banks‘ „Krieg der Seelen“ + + +”

  1. Wer mehr von Banks gelesen hat, und wie ich empfehle, nach angemessenem Abstand die Bücher ein zweites mal aufmerksam liest hat viele AHA! Erlebnisse und erkennt dass Banks keine „bunten Bildchen liefert. Ausprobieren!

    1. Wo Du Recht hast, hast Du Recht. Ich lasse es oben jetzt trotzdem so stehen, man soll auch zu seinen Fehlern stehen. Irgendwie ist Banks‘ Tod tatsächlich an mir vorübergegangen. RIP – trotz allem.

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