Plautus: Curculio – Epidicus – Menaechmi – Mercator

Weniger bekannte Werke des antiken römischen Stückeschreibers Plautus (254-184 v.u.Z.).

Curculio

Für einmal steht der Parasit, ansonsten eine Chargenrolle, wie es der Herausgeber Rau nennt, im Zentrum der Intrige und übernimmt die Rolle, die üblicherweise der Sklave inne hat. Es ist im Prinzip aber die bekannte Geschichte des Sohns, der sich in eine junge Frau verliebt, und dessen Versuch, diese bei seinen Eltern einzuschmuggeln, dann beinahe daran scheitert, dass der alte Vater – mindestens so geil wie sein Sohn – die Frau zufällig erblickt und sie ebenfalls haben möchte. Von Lenz als Die Türkensklavin übersetzt und veröffentlicht, hat das Werk dennoch wenig Spuren bei der Nachwelt hinterlassen; allenfalls bei Molières Étourdi will man, wenn man Rau folgt, Reminiszenzen gefunden haben.

Epidicus

Die Komödie um einen Sklaven, der es durch seine Ränke zum Freigelassenen bringt, hat Plautus selber (in den Bacchides) zu seiner liebsten erklärt. Im Grunde dieselbe Geschichte wie im Curculio, nur dass es hier wieder der Sklave ist, der die Intrigen spinnt. Tatsächlich ist das Stück zu Unrecht vergessen gegangen; allerdings hat die Figur des schlauen Dieners noch über weite Zeit weiter gewirkt: Bei Molière findet sie sich immer noch.

Menaechmi

Zwei Zwillingsbrüder werden in der Kindheit schon von einander getrennt. Der zu Hause zurück gebliebene ist von seinem Grossvater auf den Namen des in der Fremde Verschollenen umbenannt worden. Jetzt, erwachsen, macht sich Menaechmus II auf die Suche nach I. II kommt schliesslich in die Stadt, in der I nun lebt. Es folgt eine wirre und nicht unwitzige Verwechslungskomödie, deren einziger Wermutstropfen es ist, dass sie völlig unwahrscheinlich ist. Zumindest der extra in der Welt herumreisende zweite Zwilling müsste irgendwann den Verdacht hegen, dass er mit N° I verwechselt werde. Allerdings wäre das Stück so dann rasch zu Ende. Schon 1511 von Albrecht von Eyb zum ersten Mal ins Deutsche übertragen, später dann von Hans Sachs und Jakob Ayrer, konnte diese Komödie auf der deutschen Bühne dennoch nicht Fuss fassen. Das mag auch daran liegen, dass das Zwillings-Thema später von Shakespeare (in Comedy of Errors ebenso wie in Twelfth Night) aufgenommen und bedeutend besser durchgeführt worden ist.

Mercator

Noch eine Variation des Grundthemas ‚verliebter Sohn, geiler Vater, cleverer Sklave‘. Der Intrigen und Verwirrungen allerdings vielleicht ein wenig gar viele.


Plautus: Komödien. Band III. Lateinisch – deutsch. Herausgegeben, übersetzt und kommentiert von Peter Rau. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2008.

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