Heute zum zweiten Mal in Kopenhagen erwacht. Unser Hotel steht in der Nähe aller grosser Sehenswürdigkeiten. Das hat den Vorteil, dass man dort auch zu Fuss hingehen kann. Es hat aber den Nachteil, dass man sich dadurch an einer Hauptverkehrsachse befindet. Der dichte Verkehr (und die Baustelle nebenan) lassen Schlaf rasch zur Mangelware werden. Wir haben nun das Fenster geschlossen und die Klimaanlage angeworfen. So geht es einigermassen.
Vom Meer bekommt man im Zentrum Kopenhagens relativ wenig mit. Schmale Kanäle, auf denen vorwiegend Sight-Seeing-Boote verkehren; auch die grösseren Wasserflächen wirken aufs Auge bestenfalls wie kleine Süsswasser-Seen. Selbst der typische Geruch des Meers fehlt. Man müsste wohl tatsächlich auf einem der grossen (Segel-)Boote einen Tagestörn machen, wo man etwas weiter hinaus käme. Aber ich will meine Neigung zur Seekrankheit nicht reizen.
Natürlich besuchten wir die Skulptur der Meerjungfrau, die an eines der berühmtesten Märchen von H. C. Andersen erinnert. Allerdings waren wir vor Ort zu faul, um aus dem Bus auszusteigen, und von weitem war die junge Dame von einer Traube davor stehender Touristen verdeckt. Vielleicht holen wir die persönliche Vorstellung noch nach; aber das müsste an einem Morgen oder an einem Abend sein – tagsüber herrschen zur Zeit in Kopenhagen höhere Temperaturen als zu Hause. Hochsommerliche Hitze.
Die berühmte Einkaufsmeile und Fussgängerzone Kopenhagens, Strøget, haben wir natürlich ebenfalls abgelaufen. Die Dänen machen gerne Werbung damit, welche berühmten in- und ausländischen Modeketten darin ihre Verkaufsstellen hätten. Das ist schon so; aber warum ich ein Geschäft einer international tätigen Kette besuchen soll, das auch Filialen in der Schweiz hat, leuchtet mir nicht ein. Mag sein (ziemlich sicher sogar!), die Läden sind hier etwas grösser, das Sortiment ebenfalls grösser und anders – unterm Strich ist es doch dasselbe. Aber, wenn ich mir so anschaue, was da alles durchströmt, ist es wohl so, dass ich da etwas nicht nachvollziehen kann, das der Mehrheit der Touristen sehr wohl einleuchtet. (Dabei ist, was Einkaufen und Restaurants betrifft, Dänemark praktisch auf dem Preisniveau der Schweiz!)
Das Tivoli hatte ich von einem früheren Besuch vor fast 50 Jahren grösser in Erinnerung. Ich glaube aber nicht, dass es geschrumpft ist; ich werde wohl seither noch ein wenig gewachsen sein.
Ähnlich ging es mir mit dem berühmten dänischen Bier. Die Marken und die Sorten, die ich vor fast 50 Jahren so schätzte, empfinde ich heute als zwar noch trinkbar, aber auch hier hat mein Geschmack geändert. Ich habe aber einige durchaus trinkbare Amber- und Weizenbiere gefunden, auch ein IPA, das herb-zitronig sehr gut zum Fisch passte, zu dem ich es bestellt habe.
Ja, das Essen … Ausser Fisch und Tournedos scheinen die Dänen wenig anderes zu können oder zu mögen. Ich korrigiere: ausser Fisch, Tournedos und ihren Hot Dogs / Pølser. Kleine Imbiss-Stände, die letzteres anbieten, stehen tatsächlich überall herum. Auch zum Frühstück kann Würstchen haben, wer möchte – hier haben die Dänen noch viel von dem bewahrt, das sie offenbar vor Hunderten von Jahren bereits den Engländern gebracht haben. Nur Vegetarier sein, oder Veganer, darf man in Kopenhagen nicht. Jedenfalls empfehle ich, sich vorher zu orientieren, wo man etwas Fleischloses zu essen bekommt, wenn man nicht Selbstversorger sein will. Auch in Punkto Beilagen sind die Dänen etwas phantasielos: Ausser Kartoffeln (in Salzwasser gekocht oder als Pommes Frites) habe ich noch nichts anderes gesehen. Ich gebe zu: Kartoffeln können die Dänen. Und auch Fisch.
Last but not least: Ich habe – und ich bin mir Schweizer Verhältnisse gewöhnt – noch nie eine Stadt gesehen, in der jeder Verkehrsteilnehmer so rücksichtslos und nur auf den eigenen kurzfristigen Vorteil bedacht zirkuliert. Ob Fussgänger, Rad- oder Autofahrer: Es wird gehupt und geklingelt; man fährt auch dann noch auf die Kreuzung, wenn man sieht, dass die Lichtphase ändern wird, bevor man eine Chance hatte, drüber zu kommen etc. etc.
Je nun. Heute fahren wir in die Provinz. Vielleicht sind da die Verhältnisse ja andere…