Odense (H. C. Andersen-Haus und -Museum) / Roskilde (Vikingerschiffs-Museum)

Nach der aktuellen Hauptstadt Kopenhagen haben wir uns während zwei Tagen den ehemaligen Hauptstädten Dänemarks gewidmet, Odense und Roskilde. Natürlich konnten wir sie in je einem Tag nicht im Ganzen betrachten, oder auch nur zur Kenntnis nehmen. So haben wir uns bewusst auf jeweils ein Thema eingeschränkt.

In diesem Haus wurde H. C. Andersen – vermutlich – geboren.
(c) 2018 litteratur.ch

In Odense war es – wie nicht anders zu erwarten – das berühmteste Kind der Stadt: Hans Christian Andersen. Wir haben das ihm gewidmete Museum und das nahe dabei gelegene Geburtshaus Andersens besucht. Im Museum haben mich vor allem die Scherenschnitte beeindruckt, von denen Andersen offenbar Zeit seines Lebens grosse Mengen herstellte. Das wusste ich gar nicht. Daneben im Museum, wie es bei einem einer einzigen Person gewidmeten Museum nicht anders zu erwarten sein sollte, viele Daten und Exponate zu Andersens Lebens. Nachdem der dänische Autor das heimische Odense und seine Familie (bestehend aus seiner Grossmutter mütterlicherseits und eben der Mutter – der Vater war früh verstorben beim Versuch, seiner Familie einen genügenden Lebensunterhalt bieten zu können) verlassen hatte, hat er allerdings kaum mehr in eigenen vier Wänden gewohnt oder eigenes Mobiliar besessen, so dass der Exponate recht wenig waren. Andersen stammte aus ärmsten Verhältnissen. Das Andersen-Haus, das heute mit all seinen im selben Stil gehaltenen

Impressionen aus dem Quartier, in dem H. C. Andersens Geburtshaus steht. – (c) 2018 litteratur.ch

Nachbarhäusern so romantisch wirkt, war zu seiner Zeit (wie das ganze Quartier!) die Wohnstätte ärmster Personen am Existenzminimum – oder darunter. Die sieben keineswegs grossen Zimmer in Andersens Geburtshaus wurden von bis zu 19 Personen bewohnt – jedes Zimmer war also im Grunde genommen eine Wohnung für 2 bis 3 Leute, die dort arbeiteten, kochten, assen und schliefen. Kein Wunder, wollte Andersen nicht mehr allzu genau daran erinnert werden und hat nie bestätigt, dass das heutige Andersen-Haus wirklich das Haus war, in dem er zur Welt gekommen ist. Heute ist das Quartier, wenn man vom Andersen-Haus absieht, das als Museum für Besucher offen steht, offenbar vorwiegend von Künstlern und Kunsthandwerkern bewohnt. (Ich wage zu vermuten: auch von Lehrern.)

Lokales Bier aus Odense – im Hintergrund H. C. Andersens Geburtshaus. – (c) 2018 litteratur.ch

Alles in allem eindrückliche Impressionen, und das Restaurant schräg vis-à-vis vom Andersen-Haus verpflegt einen mit einem ausgezeichneten Mittagessen. Ausserdem serviert und kocht dort der Chef persönlich, und das (also: das Servieren) auf eine sehr natürliche und freundliche Weise. (Wie mir überhaupt scheinen will, dass die Einwohner der Insel Fyn – Fünen – netter und aufgeschlossener sind als die von Sjælland – Seeland. Vielleicht ist es aber auch der Unterschied von Klein- zu Grossstädter.) Ach ja: Das lokale (oder sogar hauseigene? – so genau haben der Chef und ich uns nicht verstanden…) Bier schmeckte wirklich ausgezeichnet.

(Abendessen dann wieder in Kopenhagen, in einem sehr teuren Restaurant am Hafen. Ausgezeichnet, wie bei der Preislage nicht anders zu erwarten; ich habe mich sogar getraut, Wein zu bestellen – einen sehr guten Elsässer Riesling zum Essen und als Nachspeise einen – ebenfalls aus dem Elsass stammenden – Gewürztraminer. Lokale Weine gibt es m.W. in Dänemark nicht…)

Beispiel eines rekonstruierten Vikingerschiffs. – (c) 2018 litteratur.ch

Ein ganz anderes Thema dann in Roskilde, wo in den 1950er Jahren diverse Wracks von im 12. Jahrhundert versenkten Vikingerschiffen gefunden, ausgebuddelt und restauriert / konserviert wurden. Heute sind die Überreste in Rekonstruktionen ausgestellt, eingebettet in eine Geschichte der Wikinger, die hier keineswegs nur als Seeräuber dargestellt wurden, auch wenn gemäss Museum der Begriff «Wikinger» ursprünglich tatsächlich auf reine Seeräuber und nicht allgemein auf Völker aus dem Norden angewendet wurde.

Auch in Roskilde assen wir am Hafen, bei einem Italiener. Wie wir überhaupt unserem Motto, möglichst autochthon zu essen, an unserm letzten Tag in Dänemark untreu wurden: Am Abend gab es, wieder zurück in Kopenhagen, mexikanisch-italienischen Mischmasch. Aber irgendwie hatten wir vom ewigen Einerlei genug, denn leider wird den Touristen in allen Restaurants entlang den Kanälen mehr oder weniger dasselbe angeboten, und uns fehlte die Zeit, etwas wirklich Einheimisches zu suchen. An der Strøget ist die Situation insofern anders, als dort auch Einheimische verkehren, und Einheimische haben in Dänemark wie in der Schweiz die Angewohnheit, mit Vorliebe exotisch zu essen. (Wenn allerdings, wie heute beobachtet, eine junge Dame keine Ahnung hat, wie Spaghetti gegessen werden, und sich eine Portion mit der Gabel in den Mund stopft und dann den Rest dieser länglichen Dinger einfach aufsaugt, wirkt das so komisch, wie ich wohl auf einen Chinesen oder Japaner wirke, wenn ich mich am Essen mit Stäbchen versuche.)

Womit unsere Stippvisite in Dänemark beendet ist.

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