Johnny English – Man lebt nur dreimal (GB, USA, F 2018)

Ist ein Agenten-Thriller auch ein Kriminalroman? Und wie steht es dann mit der Parodie auf einen Agenten-Thriller? … Klassifikatorische Fragen mal bei Seite gelassen: Johnny English – Man lebt nur dreimal mit Rowan Atkinson in der Hauptrolle als Johnny English soll wohl tatsächlich so etwas wie eine Parodie auf die ‚klassischen‘ Agenten-Thriller im Stil der frühen James-Bond-Filme darstellen.

Die Geschichte weist jedenfalls die gleiche Grundstruktur auf: Ein Bösewicht will die Weltherrschaft an sich reissen und bedient sich dazu der raffiniertesten Mittel, die die moderne Technik zur Verfügung stellen kann. Jason Volta (so heisst der Bösewicht) baut sich allerdings im 21. Jahrhundert keine Weltraum-Stationen mehr, sondern er ist drauf und dran, die Herrschaft über das Internet zu erlangen. Johnny English, der in seiner eigenen Technik in den 1960ern stecken geblieben ist, kann ihn u.a. nur deswegen eliminieren, weil er völlig auf moderne Hilfsmittel wie Handy oder Hypridauto verzichtet.

Johnny English – Man lebt nur dreimal ist ein gut gemachter Film für die ganze Familie. Nichts darin haut einen so richtig aus den Socken, aber man amüsiert sich ganz gut in der Zeit, die man im Kinosessel verbringt. Im Nachhinein stellt man jedoch fest, dass es das grosse Problem des Films ist, dass er nicht so ganz ist, was er gern wäre: ein Parodie auf einen Agenten-Thriller. Einerseits hängt das mit dem Genre zusammen: In einer Zeit, in der auch diese Filme den überproportionalen Einsatz technischer Hilfsmittel und damit sich selber nicht mehr so ernst nehmen – schon Roger Moore spielte seinen Bond bedeutend selbstironischer als noch Sean Connery, und wenn die neuen Bond-Filme wieder zu mehr Ernsthaftigkeit zurückgekehrt sind, dann wohl nur deshalb, weil eine weitere Umdrehung dieser Schraube die James-Bond-Filme definitiv zu Parodien ihrer selbst gemacht hätte – in so einer Zeit also hat es eine Parodie schwer. Explodierende Wattestäbchen stellen zwar eine Übertreibung dar, sind aber im Grunde genommen auch in einem ‚ernsthaften‘ Agenten-Thriller vorstellbar.

Andererseits nimmt Rowan Atkinsons Parodie das Genre dann eben auch wieder zu ernst, um eine ‚richtige‘ Parodie werden zu können. Von ein paar kleinen Ungeschicktheiten abgesehen, benimmt sich Johnny English auch nicht viel anders als James Bond. Und er rettet eine Welt, in der Grossbritannien immer noch eine Macht darstellt – genau wie James Bond es tat. Das geht so weit, dass die paar Slapstick-Einlagen Atkinsons schon fast fehl am Platz wirken. Ob er nun in der bekannten Weise sein Gummi-Gesicht verzieht, oder irgendwelche Objekte fallen lässt, über denen dann andere (oder auch er selber) ausrutschen und spektakulär auf den Rücken fallen: Als Zuschauer lächelt oder lacht man im ersten Moment schon darüber, um dann aber praktisch sofort das Gefühl zu bekommen, hier hätte einer das Genre verwechselt. Natürlich gibt es auch subtilere Gags. Wenn bei der grossen G12-Konferenz, zu der die britische Premierministerin (eindeutig eine Parodie auf Marisa May!) eingeladen hat, der Anführer der US-amerikanischen Delegation aussieht wie Bill Clinton, und ein weiterer Delegierter (ich habe ihn leider nicht einem Land zuordnen können) wie Kofi Annan, so sind das eher Gags für meinen Geschmack. Sie zeigen einen Sinn fürs Detail (immerhin machte man sich offenbar auch bei der Wahl von Statisten so seine Gedanken), den ich schätze.

Ich habe irgendwo gelesen, dass im Film leider zu wenig hingewiesen wird auf die echten Gefahren, die im Internet auf den Benutzer lauern. Das ist, mit Verlaub, Beckmesserei. Johnny English – Man lebt nur dreimal ist ein Unterhaltungsfilm für die ganze Familie und will kein schulpädagogisch wertvoller Film sein. Das so wenig, wie er – trotz des demonstrativ zur Schau gestellten Dékolletés der unfehlbar vorhandenen russischen Spionin – ein Sexfilm ist. (Die Darstellerin der Spionin übrigens, Olga Kurylenko, spielte 10 Jahre zuvor das Bond-Girl in Ein Quantum Trost. Das sind die feinen Gags, die ich mag.)

Alles in allem also angenehme Unterhaltung auf einigermassen stilsicherem Niveau. Kann man gesehen haben, muss man nicht.

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