Heinz-Werner Kubitza: Der Jesuswahn. (Nebst Anmerkungen zum religiös motivierten Terrorismus)

Ich habe dieses Buch mit einiger Skepsis zur Hand genommen: Bei von Renegaten geschriebenen Büchern besteht immer die Gefahr einer Art von persönlicher Abrechnung, die dann dem Thema nicht gerecht wird und zu einer wenig unterhaltenden Polemik verkommt. Dem ist aber hier nicht so, wobei: Ganz ohne Polemik (zumindest Ironie) lassen sich religiöse Dinge nur…

Gunnar Andersson: Kritik und Wissenschaftsgeschichte

Habilitationsschriften sind nicht immer ein Ausbund an Lesbarkeit und Verständlichkeit. Und sie behandeln häufig einen recht abseitigen Themenbereich, der nur für einige wenige Spezialisten von Interesse ist. Beides wird hier auf beeindruckende Art und Weise vermieden: Andersson setzt sich in diesem Buch mit den bekanntesten „Widerlegungen“ des kritischen Rationalismus auseinander und er tut dies auf…

Alexander Gottlieb Baumgarten: Ästhetik

Übersetzt, mit einer Einführung, Anmerkungen und Registern herausgegeben von Dagmar Mirbach. 2 Bände. Lateinisch-deutsch. Hamburg: Meiner, 2007. (= Philosophische Bibliothek 572 a+b.) Alexander Gottlieb Baumgarten (1714-1762) gilt als der ‚Erfinder‘ der philosophischen Disziplin der Ästhetik. Sein bahnbrechendes Werk (wie es so schön heisst) erschien in zwei Bänden 1750 und 1758. Trotz seines gewaltigen Umfangs (alleine…

Sir Hardy Amies: Das kleine Buch der Herrenmode

And now to something completely different. … Obwohl … Man könnte das Gebiet der Mode durchaus als einen Zweig der philosophischen Disziplin der Ästhetik sehen – F. Th. Vischer hat sie ja tatsächlich in seinem gewaltigen Text zur Ästhetik erwähnt. Sir Hardy Amies wäre allerdings wohl recht überrascht, würde man ihn als Philosophen bezeichnen. 1909…

Jan Dreßler: Philosophie vs. Religion? Die Asebie-Verfahren gegen Anaxagoras, Protagoras und Sokrates. – Nebst einer Kritik der philosophischen Praxis an Universitäten

In dieser sehr lesbaren und informativen Dissertation wird – im Grunde – das Problem der Meinungsfreiheit von Philosophie thematisiert. Alle drei angeklagten Philosophen wird der Vorwurf der Zersetzung der Gesellschaft gemacht, in dem sie einige der Fundamente dieser Gesellschaft der Kritik unterziehen bzw. einer neuen Deutung zuführen. Dies betraf hier die religiösen Grundlagen, die als…

E. Werner, M. Erbstößer: Kleriker, Mönche, Ketzer

Meine anfängliche, hier geäußerte Skepsis, hat sich glücklicherweise nicht bewahrheitet – im Gegenteil: Das Buch hat sich als sehr gut lesbar und auch informativ erwiesen, bietet eine wohltuende Alternative zu den vielen Darstellungen, die aus der religiös-theologischen Ecke kommen, ohne aber in irgendeiner Weise gegen Religion zu polemisieren. Dabei wird der Fokus auf die Zeit…

John Banville: Die See

Schon nach wenigen Seiten weiß man: Hier schreibt jemand, der sein Handwerk versteht. Es ist ja immer schwierig, den Unterschied zwischen mediokren und begabten Schriftstellern dingfest zu machen, man bedient sich im Grunde nebulöser Ausflüchte: Beeindruckende Metaphern oder psychologisch fein gezeichnete Figuren werden hilflosen Umschreibungen und platten Charakteren gegenübergestellt. Was dann aber das Beeindruckende wirklich…

Jean Paul: Hesperus (II)

Hesperus oder 45 Hundposttage. Eine Lebensbeschreibung gehört zu den Romanen, die ich immer mal wieder lese. Die hier besprochene, vor kurzem beendete Lektüre muss die vierte oder fünfte gewesen sein.1) Anlass für die erneute Lektüre war eine Leserunde im Klassikerforum. Diese Leserunde zwang mich dazu, einigermassen langsam und aufmerksam zu lesen. So fiel mir auf,…

Friedrich Theodor Vischer: Aesthetik oder Wissenschaft des Schönen III.V

Nun ist die Katze aus dem Sack: Im Vorwort zum fünften Teilband von Band 3, zugleich dem abschliessenden Band seiner Aesthetik, gibt Vischer zu, dass der vierte Teilband, der zur Musik, nicht aus seiner Feder stammt: Eine schwere Beichte aber muß ich hier ablegen: die Lehre von der Musik ist nur im ersten, allgemeinen Teil…

Bernhard Lauth, Jamel Sareiter: Wissenschaftliche Erkenntnis

Dieses Buch, das eine „ideengeschichtliche Einführung in die Wissenschaftstheorie“ liefern möchte, wird allenthalben hoch gelobt: Ein Lob, das ich nicht nachvollziehen kann. Im Gegenteil: Das Buch ist in negativer Weise beispielhaft für solche Einführungen. Denn die Autoren verfolgen einen ungeheuer bequemen Weg: Sie erklären ausführlich (und oft auch umständlich) einfache Sachverhalte, während kompliziertere Themen ohne…