Hannes Leidinger, Verena Moritz, Karin Moser: Streitbare Brüder

Karl Kraus meinte, dass es die gemeinsame Sprache ist, die Österreicher und Deutsche trennt. Die Autoren versuchen noch einiges mehr auszumachen: Kulturelles, Politisches, Historisches, Gesellschaftliches. Oder sind die Österreicher nicht im Grunde doch Deutsche – und sogar, wie manchmal unterstellt, die besseren Deutschen? Etwa die Hälfte des Buches ist den geschichtlichen Entwicklungen gewidmet. Allerdings sind…

Robert Gerwarth: Reinhard Heydrich

Heydrich gilt gemeinhin als Intellektueller, auch als Gehirn Himmlers, der diesem zwar untergeordnet war, aber einen starken geistigen Einfluss auf ihn ausgeübt habe. Und gerade diese Kombination von gutbürgerlicher Herkunft (aus einem höchst musikalischen Elternhaus, sein Vater war Konservatoriumsdirektor und hat Opern verfasst) und seiner Rolle als ein führender Nationalsozialist und Mitinitiator des Holocaust lässt…

Walter Kempowski: Immer so durchgemogelt

An die tausend Leute habe er befragt, wie’s ihnen denn so ergangen sei in ihrer Schulzeit. Und – sofern mich mein Gedächtnis nicht trügt – waren es Menschen zwischen Jahrgang 1893 und 1954, die da Auskunft gaben, viele natürlich in der Zeit des Tausendjährigen Reiches erzogen und belehrt, was denn auch in den Antworten manches…

Walter Kempowski: Haben Sie davon gewußt?

Es ist diese Frage, die meine Generation bisweilen gestellt hat: Allerdings hat man mir zumeist weniger ausführlich geantwortet, hat zumeist darauf verwiesen, dass die Spätgeborenen dies nicht zu verstehen in der Lage wären. Das mag teilweise richtig sein, aber das Verständnis hätte sich vielleicht eingestellt, wenn darüber gesprochen worden wäre. Die Frage Kempowskis zielt auf…

Walter Kempowski: Uns geht’s ja noch gold

Der fünfte Teil der Deutschen Chronik: Der Krieg ist vorbei und die Hoffnung, es würden die Engländer sein, die das Gebiet um Rostock besetzen, erfüllt sich nicht. Bruder und Vater gelten als vermisst, die Ernährungslage ist prekär, von Osten strömen Millionen Flüchtlinge in das Restdeutschland. (So nebenbei und ganz allgemein, auf Walter Kempowski trifft dies…

Walter Kempowski: Tadellöser und Wolff

Teil IV der deutschen Chronik: Kindheit und Jugend im Krieg. Und wieder agiert Kempowski äußerst zurückhaltend, keinerlei „große“ Momente (so wird der Kriegsbeginn kaum erwähnt), sondern ein langsamer Übergang in eine zusehends instabile Welt. Für den Heranwachsenden ist es ein Abenteuer, aber auch eine Art Selbstverständlichkeit: Man nimmt den Krieg zur Kenntnis wie andere unangenehme…

Walter Kempowski: Haben Sie Hitler gesehen?

Rund 250 Antworten auf die Titelfrage – und die Aussagen sind verräterisch, gerade weil diese Frage eigentlich unverfänglich ist. Denn Hitler zu sehen ist denn wohl harmlos, auf einer Parade, bei einer Eröffnung oder bei einem der zahlreichen Aufmärsche. Und so wirken viele der Befragten, die mit „ja“ antworteten, so, als ob sie sich gleich…

Walter Kempowski: Schöne Aussicht

Der zweite Band der „Deutschen Chronik“ behandelt die Zwischenkriegszeit: Kärling hat vier Jahre in den Schützengräben überstanden und versucht nun, wieder im Zivilleben Fuß zu fassen. Er bemüht sich um Grethe, die allerdings einen Freund Kärlings ihm vorziehen würde: Aber dieser Freund will sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht binden. Und so kann der Stammhalter…

Henry Picker: Hitlers Tischgespräche im Führerhauptquartier

Diese Gespräche wurden 1941/42 auf Wunsch der Nationalsozialisten stenographisch notiert und später ausgearbeitet, wobei man sich bemühte, relativ nah am Sprachduktus Hitlers zu bleiben. Sie umfassen militärische und politische Belange ebenso wie seine Ansichten über Kunst, Erziehung, die Frauenfrage oder über die ihn ständige umtreibende Problematik der „Rassenkunde“. Ich bin wahrscheinlich nicht der erste, der…

Wassilij Grossman: Leben und Schicksal

Grossman hat sein Manuskript – einigermaßen naiv – bei einer sowjetischen Literaturzeitschrift eingereicht. Und erfuhr später, nachdem seine Wohnung durchsucht und alle mit dem Roman in Zusammenhang stehenden Notizen und Schriften konfisziert worden waren, dass „Leben und Schicksal“ frühesten in 200 – 300 Jahren würde erscheinen können. Das nun wieder war von staatlicher Seite ebenso…