Überraschung! Damit hatte ich nicht mehr gerechnet und war entsprechend sogar etwas erschrocken, als ich das riesige, schwere Paket öffnete, das mir meine ehemalige Buchhandlung zugeschickt hatte. Offenbar hat der Wallstein-Verlag nun nach Jahren gerade zwei seiner großen Reihen bzw. Werkausgaben weitergeführt. Ich hatte damals einige einigermaßen kryptische Bemerkungen im Anschluss an die II. Abteilung der…
Schlagwort: Sklaverei
der Mensch als Ware
Briefe von Alexander von Humboldt an Varnhagen von Ense aus den Jahren 1827 bis 1858. Nebst Auszügen aus Varnhagen’s Tagebüchern, und Briefen von Varnhagen und Andern an Humboldt
Varnhagen hat in jungen Jahren durchaus auch selber geschrieben, sogar zusammen mit Brentano und anderen eine kurzlebige Literaturzeitschrift gefüllt. Bekannt aber wurde er (und ist es bis heute geblieben) als eine Art Drehscheibe der damaligen Intellektuellen Deutschlands. Und als Sammler. Er sammelte Bücher und Autographen. Seine Sammlung kam einige Zeit nach seinem Tod an den…
Margaret Doody: Mord im alten Athen [Aristotle Detective]
Aristoteles als Ermittler in einem Mordfall? Hm … Sagen wir so: Irgendwann habe ich den Überblick verloren über die verschiedenen Moden und Strömungen, die die Geschichte des Kriminalromans ausmachen. An den Anfang werden wohl meistens jene scharfsinnigen Ermittelnden gesetzt, die im zeitgenössischen Kontext der Schreibenden mit Scharfsinn und Logik die heile Welt wiederherstellten, deren von…
Thomas Mann: Joseph und seine Brüder. Joseph in Ägypten
1 Josef wurde nach Ägypten hinabgebracht. Ein Ägypter namens Potifar, ein Hofbeamter des Pharao, der Oberste der Leibwache, kaufte ihn den Ismaelitern ab, die ihn dorthin gebracht hatten. 2 Der HERR war mit Josef und so glückte ihm alles. Er blieb im Haus seines ägyptischen Herrn. 3 Sein Herr sah, dass der HERR mit Josef war und dass der HERR…
Stanley M. Burstein: Antike global
Bursteins Buch ist ein Beispiel dafür, dass zumindest zum Schluss sogar die einstmals grundsolide Wissenschaftliche Buchgesellschaft weniger Brauchbares im Angebot hatte. Denn das Buch stammt bereits aus der Zeit, als eine neue Geschäftsführung versuchte, die WBG (die jetzt auch nicht mehr WBG hieß sondern WBG-Wissenverbindet) von einem Fachbuchverlag zu einem Sachbuchverlag umzupolen – sprich: populärwissenschaftliche…
Thomas Pynchon: Mason & Dixon
Postmoderner historischer Roman – das klingt wie eine contradictio in adiecto. Tatsächlich werden wir uns in Europa noch gut daran erinnern, dass dieses Subgenre mit den Romanen des Italieners Umberto Eco lange vor Mason & Dixon bedient worden ist. Mason & Dixon stammt aus dem Jahr 1997 und ist, so wollen es meine Quellen, der…
Raimund Schulz: Die Antike und das Meer
Vorliegendes Buch (erschienen dieses Jahr, 2024) ist der legitime Nachfolger des mit Preisen überhäuften Titels Abenteurer der Ferne vom selben Autor. Allerdings glaube ich nicht, dass auch dieses Buch mit so vielen Preisen bedacht werden wird. Nicht, weil es schlechter wäre, sondern einfach, weil es seinem Vorgänger doch sehr ähnelt. Es geht hier abermals um…
Jane Austen: Mansfield Park
Bei Mansfield Park handelt es sich um Jane Austens wohl problematischsten, auf jeden Fall aber seltsamsten Roman. Dieser ihr dritter Roman erschien 1814, wie die beiden Vorgänger anonym, aber mit Hinweis darauf, dass er by the author of „Sense and Sensibility“ and „Pride and Prejudice“ sei. Das Publikum mochte den Roman offenbar, schon 1816, also…
Ralph Ludwig (Hrsg.): Irrschweifen und Lachen (L’errance et le rire)
Nicht nur Haïti sondern die ganze Inselgruppe, zu der dieser Staat gehört und die man üblicherweise unter dem Namen der Antillen zusammenfasst, ist für mich, literarisch gesehen, ein ziemliches schwarzes Loch. Und ich denke, dass es vielen der hier Mitlesenden ähnlich geht. So habe ich die Gelegenheit ergriffen, nach Kettly Mars’ Kabalé ein weiteres Buch…
Hanns Eisler: Johann Faustus
Hanns Eisler kennt man vor allem als Komponisten. Sein einziges literarisches Werk ist dieses Libretto hier. Der Text ist meines Wissens vollständig in der Form überliefert, die ihm Eisler gegeben hat. Die Oper aber blieb Fragment – Eisler schrieb offenbar keine einzige Note dafür. Der Grund ist die so genannte „Formalismusdebatte“, die das Libretto auslöste….