Wassilij Grossman: Alles fließt …

Der letzte Roman Grossmans, der ebenso “verhaftet” wurde wie schon Leben und Schicksal. Und auch hier ist es den allgegenwärtigen Staatsorganen nicht gelungen, eine Veröffentlichung zu verhindern, obschon es in der Sowjetunion ein Vierteljahrhundert gedauert hat, bis das Buch erscheinen durfte. Grossman hat nach der Beschlagnahmung des Manuskriptes große Teile neu verfasst, zudem Analysen über…

Francis Spufford: Rote Zukunft

Ein semi-historischer (oder semi-fiktionaler) Roman über die Sowjetunion, insbesondere über die Chruschtschow-Ära. Dabei geht es Spufford vor allem um die wirtschaftlichen Belange, um jene Ankündigung Chruschtschows, die für das Jahr 1980 allgemeinen Wohlstand für alle prophezeihte und den Wettstreit mit dem kapitalistischen System nicht mehr auf militärischem, sondern auf ökonomischen Gebiet zu führen beabsichtigte. Spufford…

Wassilij Grossman: Leben und Schicksal

Grossman hat sein Manuskript – einigermaßen naiv – bei einer sowjetischen Literaturzeitschrift eingereicht. Und erfuhr später, nachdem seine Wohnung durchsucht und alle mit dem Roman in Zusammenhang stehenden Notizen und Schriften konfisziert worden waren, dass “Leben und Schicksal” frühesten in 200 – 300 Jahren würde erscheinen können. Das nun wieder war von staatlicher Seite ebenso…

Svetlana A. Aleksievic: Im Banne des Todes

Viele dieser Geschichten haben Aufnahme in den Band “Secondhand-Zeit gefunden, weshalb ich mit Fug und Recht auf diese Besprechung verweisen kann. Das, was die einzelnen Kapitel von “Im Banne des Todes” zusammenhält, ist der Bezug zum Selbstmord: Dem versuchten, von dem die Überlebenden erzählen, dem von Angehörigen, von Freunden, Bekannten. Und es scheint eine spezifische…

Svetlana A. Aleksievic: Der Krieg hat kein weibliches Gesicht

Ob der Krieg tatsächlich spezifisch männlich ist (was man aufgrund der Geschichte, auch der Evolution vermuten könnte) – oder ob er auch Frauen in seinen Bann zieht (was ich für nicht ganz ausgeschlossen halte), sei einmal dahingestellt. Ebenso die Frage nach der Existenz weiblicher oder männlicher Prinzipien, die je nach Geschlecht oder Geschlechterrolle unterschiedlich beantwortet…

Sinclair Lewis: It Can’t Happen Here [Das ist bei uns nicht möglich]

George Orwells Nineteen Eighty-Four hat nach dem Wahlsieg und der Inauguration von Donald Trump als Präsident der USA die Bestseller-Listen erneut erklommen. Das ist zu einem grossen Teil ein kolossales Missverständnis (worauf implizit schon Kollege Köllerer hingewiesen hat). Orwells Roman ist eine Abrechnung mit dem stalinistischen System der UdSSR im Kalten Krieg. Das Tertium comparationis…

Svetlana A. Aleksievic: Tschernobyl

Wie schon bei Secondhand-Zeit und Zinkjungen gelingt Alexijewitsch auch in diesem Buch eine höchst eindrucksvolle Dokumentation: Tschernobyl hat wie sonst nur der Afghanistan-Krieg zum Untergang der Sowjetunion beigetragen und es war in all seinen Auswirkungen symptomatisch für den Niedergang einer Großmacht. Wieder sind es die Originalzeugnisse der Betroffenen, ihre Authentizität, die zutiefst berühren, unabhängig davon,…

Svetlana A. Aleksievic: Zinkjungen

Der Einmarsch der Sowjetunion in Afghanistan 1979 (um das kommunistische, durch eine Putsch in der sog. April-Revolution von 1978 an die Macht gekommene Regime zu stützen – Bruderhilfe hieß das im offiziellen Jargon) sollte zu einem der zahlreichen Gründe für den Zusammenbruch des Sowjetimperiums werden. Afghanistan war das Vietnam der Kommunisten, es war ein im…

Svetlana A. Aleksievic: Secondhand-Zeit

Eines der beeindruckendsten Bücher, die ich in den letzten Jahren gelesen habe, ein Glücksfall, angesiedelt zwischen konziser journalistischer Beobachtungsgabe und behutsamer sprachlicher Ausgestaltung, in dem Aleksievic die Schicksale völlig unterschiedlicher Personen in den post-sowjetischen Zeiten zwischen 1990 und 2010 dokumentiert. Ich habe aus diesem Buch sehr viel mehr erfahren und verstanden als etwa durch Schmids…

Michail Bulgakow: Das hündische Herz

Aus der Tatsache, dass Bulgakows Das hündische Herz 1925 von der Zensurbehörde zurückgewiesen wurde, zu folgern, dass wir es hier mit einer Satire auf die Zustände der noch jungen Sowjetunion zu tun haben, ist soweit richtig. Daraus zu folgern, dass wir es nur mit einer Satire auf die junge UdSSR zu tun haben, wäre aber…