Otfried Höffe: Die hohe Kunst des Verzichts

Als ich noch studierte, war Otfried Höffe Professor für Philosophie an einer benachbarten Universität. Ich meine, ich hätte ihn sogar einmal an einer Gastvorlesung gehört. Jedenfalls verband ich mit dem Namen durchaus positive Assoziationen – ohne jedoch genau sagen zu können, warum. Als ich dann in den Neuerscheinungen dieses Jahrs (2023) des Verlags C. H….

Sarah Bakewell: Wie man Mensch wird

Universitätsdozent:innen und Schriftsteller:innen haben eines gemeinsam: Sie müssen regelmäßig mit Publikationen auf sich aufmerksam machen – in einer ersten Phase der Karriere, um bekannt zu werden, dann, um bekannt zu bleiben. Während Universitätsprofessor:innen (zumindest in den MINT-Fächern) den Ausweg gefunden haben, die Arbeiten ihrer Assistent:innen und Student:innen als Co-Autor:innen herauszugeben, bleibt dies anderen verwehrt. Besonders…

Karl-Otto Apel: Der Denkweg von Charles S. Peirce

Ursprünglich diente diese Publikation als Einführung in die Zusammenstellung der Schriften zum Pragmatismus und Pragmatizismus von Charles Sanders Peirce. Diese Zusammenstellung erschien zunächst in zwei Bänden (unter den Titeln Zur Entstehung des Pragmatismus und Vom Pragmatismus zum Pragmatizismus), wenn ich mich nicht täusche 1974, und war ein großer Erfolg. Apels Einführung war entsprechend aufgeteilt. Wohl…

Charles Sanders Peirce: Schriften zum Pragmatismus und Pragmatizismus

Popper nannte Peirce irgendwo und -wann einmal den besten amerikanischen Philosophen (und meinte mit ‚amerikanisch‘, wie praktisch alle Europäer und alle ‚native speaker‘ des Englischen, ‚US-amerikanisch‘). Und auch wenn seither weitere US-amerikanische Philosoph:innen eigenen Ruhm gefunden haben, tendiere ich dazu, Pierce diesen Titel auch heute noch zuzugestehen. Dabei war Peirce, wie er selber zugab, ein…

Romain Rolland: Empédocle d’Agrigente et l’âge de la haine [Empedokles von Agrigent und das Zeitalter des Hasses] / L’éclair de Spinoza [–]

So seltsam es klingen mag: Dies sind die ersten Texte von Romain Rolland, die ich in meinem Leben gelesen habe. Ich kannte natürlich den Namen und gewisse Eckpunkte seiner Biografie: Nobelpreis 1915 (als bereits dritter Franzose bei der vierzehnten Verleihung); einer der bekanntesten französischen Intellektuellen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts; bekannt vor allem durch…

Jean de La Bruyère: Les Caractères de Théophraste, traduits du grec, avec les caractères ou les mœurs de ce siècle [Die Charaktere von Th., aus dem Griechischen übertragen, mit den Charakteren oder Sitten unseres Jahrhunderts]

Ursprünglich war geplant, die Charaktere des Theophrast zuerst und unabhängig von den Caractères des La Bruyère zu besprechen. Dies wäre aber ganz klar gegen die Intention des Franzosen gegangen, die sich schon am Titel dieses Buchs ablesen lässt. 17 Jahre soll La Bruyère an den Caractères gearbeitet haben, bevor er sie zusammen mit seiner Übersetzung…

Blaise Pascal: Pensées [Gedanken]

Ich habe Pascals Pensées (Gedanken) in der Reihenfolge gelesen, die den einzelnen Aphorismen um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert von Léon Brunschvicq gegeben wurde. Ursprünglich handelte es sich bei den Pensées um eine erst locker in einer Art von Faszikeln gegliederter Ideen-Sammlung für eine von Pascal geplante apologetische Schrift. Sein früher Tod hinderte…

William James: Der Pragmatismus

William James ist der Sohn des swedenborgianischen Priesters (so etwas gab es damals in den USA) Henry James sr. Dieser war nicht nur Swedenborgianer sondern auch mit Ralph Waldo Emerson befreundet, sodass William James dessen Philosophie des Transzendentalismus gut kannte. Die Spuren sowohl von Swedenborg wie von Emersons Philosophie in William James’ Pragmatismus zu finden,…

Augustinus: Vom Gottesstaat (De civitate Dei). Buch 11-22

Eigentlich hatte Augustinus für seinen Gottesstaat eine recht rigide Struktur vorgesehen. Eigentlich … In Tat und Wahrheit trat ihm dann – vor allem im zweiten Teil, in dem es um den eigentlichen „Gottesstaat“ geht, im Gegensatz zum weltlichen Staat – seine Weitschweifigkeit in den Weg. Ich weiß nicht, ob es Altersgeschwätzigkeit war, wie der Herausgeber…

Sarah Bakewell: Wie soll ich leben? oder Das Leben Montaignes in einer Frage und zwanzig Antworten

Von Sarah Bakewell haben wir hier schon ein paar Mal Bücher vorgestellt: Ihr Buch über die französischen Existenzialisten (v.a. Sartre und Beauvoir) gleich zwei Mal – einmal besprochen von scheichsbeutel, das andere Mal von mir. Und auch das vorliegende Buch über Montaigne hat scheichsbeutel ausführlich rezensiert. Dass ich es hier noch einmal tue, hat seinen…