Die Autoren verstehen sich als Aufklärer und sind um einen locker-flockigen und vorgeblich unterhaltenden Stil bemüht: Aber beim Humor scheiden sich die Geister. Und sie versuchen auch ein wenig die psychologische Befindlichkeit der Gläubigen zu ergründen, weisen auf die spezifisch-menschliche Eigenart unseres Bewusstseins hin, das in höchst rudimentäre Informationen ein wenig Sinn hineinzulesen sucht (eine evolutionär in der Regel sich bewährende Methode). Das aber sind dann doch eher küchenpsychologische Gemeinplätze, zumindest nichts, was den Leser so etwas wie eine Erkenntnis zuteil werden lässt.
Natürlich ist es erstaunlich, dass man tatsächlich an Echsenmenschen glauben kann: Andererseits bekennen sich zwei Drittel der Deutschen zu einem Glauben, in dem ein Gott durch einen Geist (Engel) ein Hirtenmädchen bespringen lässt und sich auf diese Weise einen Sohn zeugt, den er stante pede umbringen lässt, um die Sünden aller Echsenmenschen (und jener, bei denen sich die reptilienhafte Veranlagung seit etwa 250 Millionen Jahren verloren hat) zu tilgen und ihnen dadurch ein ewiges Leben zu ermöglichen (unter der Voraussetzung, dass sie nach der Geburt – oder später – sich einer Teufelsaustreibung unterziehen). Insofern überrascht mich dieser Nonsens dann doch nicht, er mag beunruhigen (zu Recht) und zu wenig Hoffnung auf eine vernünftige, humanistische Welt berechtigen.
Wie all dem Schwachsinn Einhalt gebieten? Die Autoren schlagen eine „Wissenspyramide“ vor, die auf fundamentaler Skepsis beruht (die werden gerade die Verschwörungstheoretiker für sich in Anspruch nehmen), auf einem kritischen Hinterfragen all jener Informationen, mit denen wir tagtäglich konfrontiert werden. Usf. Man spürt die Hilflosigkeit und weiß gleichzeitig, dass dieser sonntagspredigerhafte Vorschlag nach mehr rationaler Kritik so richtig wie – vermutlich – sinnlos ist. Denn es gibt eben unzählige, psychologische Gründe (von denen die Autoren einige erwähnen), die eine solche logisch-rationale Prüfung von Fakten verhindern: Weil es sich in einer phantastischen, den eigenen Vorstellungen ensprechenden Welt sehr viel bequemer (vermeintlich auch interessanter: Man tauscht nicht gern „trockene“ Kosmologie gegen romantische Mythen) leben lässt. Vielleicht (wahrscheinlich) ist der Dialog, die Diskussion tatsächlich der einzige Weg, hier ein wenig Erfolg zu erzielen: Ich persönlich allerdings bin es schon lange müde geworden, mich mit religiösen, esoterischen (usf.) Ansichten auseinanderzusetzen.
Ich weiß nicht wirklich, für wen dieses Buch geschrieben worden ist: Der Aufklärung dient es nur sehr bedingt (denn wer sich den Fakten verschließt, wird die beiden Journalisten wohl rasch den Systemmedien zuordnen, denen ja so gar nicht zu trauen ist), bei anderen werden offene Türen eingerannt. Ich habe von einigen Abstrusitäten erfahren, die mir bislang unbekannt waren, bevorzuge aber – wenn’s denn nötig ist – schon seit der Postmoderne wahrheitstheoretische Auseinandersetzungen zu den Begriffen Wahrheit und Faktizität. Leichte Lektüre über die Einfalt des Homo sapiens ohne Tiefgang: Der beim Thema Verschwörungstheorien wohl auch kaum erzielt werden kann.
Christian Alt, Christian Schiffer: Angela Merkel ist Hitlers Tochter. München: Hanser 2018 (ebook).