Ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, dass es sich der Autor schlicht leicht gemacht, drauf los geschrieben hat, beim Schreiben wohl seinen Spaß hatte (inklusive jener Person, die als Marianne figuriert) und er seine Einfälle bis zu irgendeinem beliebigen Punkt weitergesponnen hat, der dann in ein willkürliches Ende mündete, weil er einfach keine Lust mehr hatte. Tatsächlich reicht es, ein paar wenige dieser Geschichtchen zu lesen, um alle zu kennen. Dass solche skurrilen Vorkommnisse bei Bedarf klug interpretiert werden können, ist wenig überraschend: Wahrscheinlich haben manche Literaturkritiker mehr Kreativität walten lassen als der Autor selbst. Denn Bayer erhielt für dieses Buch den Österreichischen Buchpreis und ich finde es einfach nur erstaunlich, dass man unter den zahlreichen Neuerscheinungen nichts Besseres hat finden können als dieses doch sehr billige Erzeugnis.
Das ist das für mich eigentlich Überraschende an diesen Geschichten: Trotz der offenkundig banal und nachlässig gestalteten Texte ist den Juroren (Literaturwissenschaftler und Germanisten) die weitgehende Substanzlosigkeit dieses Geschreibsels nicht aufgefallen. Vielleicht hat Bayer selbst über die Lobgesänge geschmunzelt – und auch gestaunt: Denn wirklich viel Zeit dürfte er über diesem Manuskript nicht verbracht haben, weshalb der mit 20000 Euro dotiert Preis einen ganz passabler Stundenlohn für den Schriftsteller gewesen sein dürfte. Ich kenne keine anderen Bücher von Bayer und nichts in diesem Buch hat mein Interesse auf diese anderen Werke wecken können: Ein dürftiges, eher ideenarmes Produkt, dass von der Kunst und Kreativität der Literaturkritiker lebt.
Xaver Bayer: Geschichten mit Marianne. Salzburg, Wien: Jung und Jung 2020.