„Albanifest“ heißt das hiesige, jährlich stattfindende Stadtfest. Ja, neben allen Spezialanlässen zu Street Food und zu Pfingsten haben wir noch ein ganz offizielles Stadtfest. Eigentlich ein Altstadtfest. Ja, gemäß Eigenwerbung des Organisationskommités handelt es sich um das größte Altstadtfest Europas. (Und damit wohl der Welt, denn in meiner Definition stammt eine „Altstadt“ in ihren Grundzügen mindestens aus dem Mittelalter, was impliziert, dass wohl nur wenige Städte außerhalb Europas eine „Altstadt“ besitzen. Einen alten Stadtkern, meinetwegen. Aber ich will hier nicht um Worte streiten. Tatsache ist, dass jedes Jahr seit rund 70 Jahren an jedem letzten Juni-Wochenende die gesamte Altstadt zum Festareal erklärt wird. Busse werden umgeleitet, die Geschäfte schließen am Samstag früher oder zum Teil gleich ganz.)
Ohne dass ich das bisher hier erwähnt hätte, bin ich früher schon ein paar Mal am Albanifest gewesen. Auch gestern ging ich wieder einmal hin – immerhin nahm mich Wunder, ob und allenfalls was sich in den Jahren der seuchenbedingten Pause geändert hat. Die Antwort ist einfach: nichts. Es ist immer noch derselbe Mix aus Schaustellern mit Riesenrädern, Vereinen, die ihre Haushaltskasse aufzubessern hoffen, indem sie Würste oder Bier oder beides oder auch anderes Ess- und Trinkbares zum Verkauf anbieten. Dazwischen der eine oder die andere Profi, was Kulinarik betrifft.
Dummerweise bin ich zu früh hingegangen. Ich wollte das Gewühl vermeiden, das bei solchen Anlässen unvermeidlich entsteht und habe übersehen, dass am Samstag vor 13.00 Uhr gar nichts läuft. So bin ich also umsonst durch die Gassen der Stadt geirrt, in der Hoffnung, irgendeine Verpflegungsstätte würde schon ein paar Minuten vor offiziellem Startschuss geöffnet haben. Fehlanzeige.
Dafür erhielt ich noch während meiner Suche eine Mail meiner Stammbuchhandlung, wonach mein bestellter Wolf (der Ror) eingetroffen sei und ich ihn abholen könne. Der Zufall wollte es, dass ich sowieso gleich in der Gasse stand, wo sich diese Buchhandlung befindet. Immerhin sparte ich mir so einen Extra-Weg.
Gegessen habe ich dann bei einem der Profis, in einem Restaurant, das schon geöffnet und auch schon warme Küche hatte. Als ich auf der Karte dann ein Appenzeller Cordon Bleu sah, wusste ich, was ich bestellen würde. Ich hatte das nämlich schon auf der Karte jenes Restaurants gesehen, bei dem wir im Kanton Appenzell jeweils zu Abend aßen, es jedoch dort nicht bestellt, weil sie es aus Schweinefleisch herstellten, während es hier Kalbfleisch war. (Ich esse – nicht aus religiösen Gründen – kaum noch Schweinefleisch.) Zusammen mit einem Bier genügte das, um mich glücklich zu machen. So ein einfaches Gemüt bin ich kulinarisch.
Rundum zufrieden also enterte ich den Bus nach Hause, wo ich nun dies schreibe. Nächstes Jahr? Ich weiß noch nicht. Um 13.00 hatte es doch schon recht viel Leute, die in den Gassen der Altstadt herumirrten. Zu viele für meinen Geschmack. Wir werden sehen. (Und vielleicht auch berichten.)