Besuch der Frankfurter Buchmesse 2014 (Tag 3)

Zuallererst muss ich meinen Beitrag von gestern (den über den Donnerstag also) korrigieren: Die ‚Indies‘ sind an der Buchmesse. Dass ich sie Donnerstag nicht gesehen habe, muss entweder daran liegen, dass die nicht so früh aufstehen wie ich – oder dann hatten sie ganz einfach Pause. Gestern jedenfalls fand ich sie – beide: Die Verlage, die – sofern sie keinen eigenen Stand haben, beim Buchhändlerverein untergekommen sind – und auch die Autoren – die vor allem auf Podiumsgesprächen. Ich habe nur ganz kurz den Schluss von einem mitbekommen, weil sie mich ja an und für sich nur ephemer tangieren, ich bin ja kein ‚Indie‘-Autor, sondern, wenn schon, ein ‚Indie-Kritiker‘- ein Podiumsgespräch also, wo (ich vermute: ) eine ‚Indie‘-Autorin (den Namen konnte ich auf die Schnelle nicht herausfinden) ihren Kolleginnen und Kollegen zu bedenken gab, dass die Vermarktung des eigenen Namens z.B. auf einem T-Shirt (ich habe derartige gesehen an der Messe!) relativ wirkungslos bleibt, wenn alles, was man anzubieten hat, in elektronischer Form angeboten wird. Was ja für ‚Indies‘ viel einfacher und billiger ist als ein Druck auf Papier. Denn ein heruntergeladenes e-book wird sich irgendwo auf dem Reader unter -zig andern Dateien tummeln, und physisch fällt nur der Reader in die Augen. Ein gekauftes Buch wird irgendwo herumliegen oder -stehen. Meist wird es so herumliegen, dass Autoren-Name und Buchtitel einem immer wieder unter die Augen kommen, und so werden diese viel besser im Bewusstsein des Lesers verankert. Ein Argument gegen das e-book, das ich bisher noch gar nicht kannte. Für mich als Leser würde es jedenfalls zutreffen, wenn ich denn e-books läse.

Ich habe anschliessend noch zwei Verlage gesucht und gefunden. Einerseits Manesse, wo aber einmal mehr zu viel los war, als dass man sich für den kleinen Blogger interessiert hätte. Dann der Karl-May-Verlag, übrigens auch ein ‚Indie‘. Der Stand in seiner Ausstattung altbacken, so wie die Gestaltung seiner Bücher (und in vielem halt auch deren Inhalt). Der einzige anwesende Verlagsvertreter war gerade in ein Gespräch involviert – immerhin konnte ich zur Kenntnis nehmen, dass beim Karl-May-Verlag der Chef höchst persönlich Präsenz und Einsatz zeigt.

Nicht gesucht, aber auch gefunden: Beim Hanser-Verlag fragte ich nach, ob der neue Verlagsleiter, Jo Lendle, in die Fussstapfen seines Vorgängers Michael Krüger als Video-Blogger treten würde. Die junge Dame versprach mir, meine Anregung weiter zu geben. 🙂

Schliesslich habe ich mich dann doch noch ums Gastland der diesjährigen Buchmesse gekümmert und über Mittag einer Art finnisch-deutschem Poetry-Slam beigewohnt. Ich verstehe ja kein Wort Finnisch, aber Gedichte auf Finnisch vorgelesen zu bekommen hat einen grossen Reiz. Diese Sprache ist reich an Vokalen, wie die Italienische, gleichzeitig aber vernachlässigt und vernudelt sie ihre Konsonanten keineswegs so wie das Italienische. Schade, dass die finnischen Dichter sich veranlasst oder gar gezwungen fühlten, Gedichte auf Deutsch oder Englisch vorzutragen. Meist ist ihre Aussprache miserabel. Aber die Performances, die von simplem Vorlesen über Sprechgesang bis hin zu Solo- oder Chorgesängen reichten, gaben einen guten Eindruck in eine Kunstszene, die bewusst nicht für die Ewigkeit schreiben will, sondern den Moment abbilden.

Zwischendurch musste ich immer wieder mal in den Innenhof und / oder etwas essen. Die zusehends schlechter werdende Luft in den Hallen widerspiegelte sich in einem immer dumpferen Gefühl im Kopf. Mit Freude aber durfte ich feststellen, dass meine Werbung für die Bio-Wurst-Brater Erfolg gezeigt hatte: Gegen 16.00 Uhr hatten sie kein Kraut und keine Brötchen mehr für ihre Würste.

Den Schluss des Tages machte die Verleihung des Virenschleuder-Preises. Von Leander Wattig vor ein paar Jahren ins Leben gerufen, wird dieser Preis in drei Kategorien an die jeweils beste Marketing-Idee im kulturellen Bereich vergeben. Da einer der Gesichtspunkte, unter denen die potentiellen Preisträger begutachtet werden sollten, der der besten Wirkung war, sollte es nicht allzu sehr überraschen, wenn mittlere und grosse Ideen auch hier gross herauskamen. Da ich kein Marketing-Mensch bin, und auch mit keinem der Kandidaten verwandt oder verschwägert, interessierte mich das Äussere der Veranstaltung fast mehr als die eigentlichen Gründe für eine Verleihung. So kann ich mit gutem Gewissen bestätigen, dass der zum Apéro servierte Weisswein (aus dem Veneto) ausgezeichnet schmeckte, die Power-Point-Präsentation aber nicht nur technisch zickte (Fernbedienungen bei Notebooks sind Glückssache!), sondern auch … nun ja … wenig professionell gestaltet war. Die Präsentation durch Leander Wattig und Kerstin Hoffmann war passabel, auch wenn Fr. Hoffmann eindeutig viel zu aufgeregt war und viel zu viel unnötigen Nonsense einbrachte. (Der leider nicht einmal lustig war.) Die Preisträger kann man irgendwann dann mal sicher auf virenschleuderpreis.de nachschlagen, im Moment allerdings noch nicht. Ich denke mal, Leander Wattig kam gestern eher spät ins Bett, falls überhaupt.

So. Diesen Beitrag habe ich bereits wieder zu Hause geschreiben. Die Frankfurter Buchmesse 2014 ist für mich vorbei. Vielleicht im Frühjahr Leipzig?

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