›Marginalien… 223. Heft

Zeitschrift für Buchkunst und Bibliophilie. Herausgegeben von der Pirckheimer-Gesellschaft im quartus-Verlag, Bucha bei Jena. 223. Heft 2016/4.


Neben Vereinsinterna (so z.B. Berichten von bzw. aus dem Umfeld der Jahresversammlung 2016 in München) enthält die Zeitschrift auch Beiträge von und über Buchgestalter. Die ursprüngliche Verankerung des Vereins in der ehemaligen DDR spürt man dem Heft noch immer an.

Von breiterem Interesse könnte der Artikel von Jens-Fiete Dwars sein, Strawalde zum 85. Nicht unbedingt Strawaldes wegen, obwohl dieser Künstler das Kunstblatt der Beilage gestalten durfte, ein Kunstblatt nebenbei, das in seiner luftigen Gestaltung weit über eine allfällige Buchillustration hinausweist. Aber dann doch wieder Strawaldes wegen, weil die Art, wie dieser Buchillustrationen gestaltet, für den Autor des kurzen Essays, Dwars, Anlass ist, eine kleine Typologie der Buchgestaltung zu skizzieren:

  • Da ist zunächst die klassische Illustration: Der Grafiker (oder die Grafikerin) sucht nach einem Bild zur Veranschaulichung des Gelesenen […] und hat seinen Stolz darin, sich der Gesamtgestaltung des Buch dienend einzuordnen.
  • Dann die allegorische Verdichtung: Der Grafiker lässt sich von der literarischen Vorlage zu weiterführenden Gedanken bewegen, die in allegorischer Verkleidung gleichsam einen zweiten Text neben den ersten stellen.
  • Es folgt das Spiel mit dem Text: Der Grafiker löst sich vom Text, nimmt ihn als Anregung zu eigenen Bildern, die darüber hinausgehen, die den Text entfremden oder gar gegen ihn arbeiten. Eine Sonderform stellt dar, dass der Grafiker mit Wörtern / Buchstaben des Textes spielt. (Meines Wissens vor allem bei der Illustration moderner Lyrik angewendet).
  • Und dann die »reine« oder »absolute« Grafik: Der »absolute« Grafiker verdichtet die Rhythmen der Empfindungen, die der Text in ihm auslöst, auf dem Papier und schafft dabei freie grafische Gebilde […].

Alle Formen haben ihre künstlerische Daseinsberechtigung.

Wer sich für den Zürcher Germanisten und Schriftsteller Robert Faesi interessiert, findet eine Kurzbiografie von Eduard R. Fueter. Faesi war einer der führenden Autoren der Zwischenkriegszeit, auch als Professor für Germanistik an der Universtität Zürich nicht ohne Einfluss. Heute ist er selbst in Zürich vergessen.

Das typografische Experiment des Quartals bringt Auszüge aus dem Schwabinger Beobacher, einer Faschingszeitschrift, die 1904 Jahren in München erschienen ist. (Wohl eine Hommage an den Austragungsort der Jahresversammlung.) Was den Schwabinger Beoabachter über die übliche Faschingzeitschrift hinaushebt, ist der Umstand, dass darin nicht Politiker oder das gemeine Volk durch den Kakao gezogen worden sind, sondern die Schwabinger Bohème – vor allem der Kreis um Klages und der Stefan-George-Kreis. Nicht nur der Inhalt, auch die Form (also das tpyografische Experiment der Marginalien) sind nicht uninteressant.

Eine kurze Schilderung des Schicksals von Peter Wapnewskis Arbeitsexemplar des Nibelungenlied schliesst die m.M.n. interessanteren Beiträge ab.

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