Schnee in Leipzig. Und das am 16. März …
Nicht des Schnees wegen allerdings liess ich es heute ein wenig ruhiger angehen. Dies war vielmehr der Tatsache geschuldet, dass ich mein für dieses Jahr vorgesehenes Programm schon gestern erledigen konnte und auch am Abend noch ins südliche Leipzig an eine Lesung gehen wollte. (Ich hatte schon im Voraus beschlossen, die grossen Publikumsverlage beiseite zu lassen, weil dort erfahrungsgemäss Andrang herrscht und ein kleiner Blogger für sie uninteressant ist. Nur dem Umstand, dass mir der Name des Velbrück-Verlags, über dessen Stand ich zufällig gestolpert bin, so bekannt vorkommt, will ich bei Gelegenheit nachgehen.)
Als einzig Interessantes bleibt mir so zu vermelden, dass ich am Nachmittag einer Podiumsdiskussion verschiedener deutscher „Indie“-Buchhändler beiwohnte, die unter dem Titel Wohin? Läuft? Der? Kunde? angekündigt war. Es ging, grob gesagt darum, wie vor allem kleinere, unabhängige Buchhandlungen an mehr (und neue?) Kunden herankommen können. Es war offensichtlich eine Peer-to-Peer-Veranstaltung, indem auf dem Podium drei „Indie“-Buchhändler bzw. -Buchhändlerinnen sassen. So war sie vor allem mit positiven oder negativen Erfahrungsberichten der Anwesenden gefüllt. Ich war eindeutig nicht das Zielpublikum (das müssen andere, kleine und unabhängige Buchhandlungen gewesen sein), aber mir fiel auf, wie viel Mühe diese Buchhandlungen in die Akquise von Neu- und Gelegenheitskunden steckten, und wie wenig Aufmerksamkeit der Pflege bestehender Kundenbeziehungen geschenkt wurde. Vielleicht lag es auch an der Themenstellung, aber irgendwie befremdete es mich, wie grossen Wert auf Aktionen wie Moonlight-Shopping gelegt wurde, und wie wenig man darüber sprach, was man nun mit dem gewonnenen Kunden anstellen möchte. Man will amazon nicht nachahmen und doch war die ganze Stunde damit gefüllt, dass man über verschiedene Modelle elektronischen Shoppings nachdachte. Ich fürchte, so findet die Buchhändler-Branche nicht aus der Krise, in der sie sich allerdings nach den Ausführungen der Diskussionsteilnehmer und -teilnehmerinnen sowieso nicht befindet…
Abends dann die Lesung – Christian von Aster: Der Orkfresser. Eine witzige und ziemlich abgedrehte (um nicht zu sagen abstruse) Geschichte um einen Fantasy-Autor, der anlässlich einer Lesung einige als Dekoration herumstehende Orks verprügelt und damit seine Karriere ruiniert. Christian von Aster liest ausgezeichnet. Er beschränkte sich im Übrigen nicht nur auf Ausschnitte aus dem Orkfresser sondern las auch noch aus einem bisher unveröffentlichten Text. Das Ganze fand in einem irischen Pub statt, und ich habe zum ersten Mal seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten, meinen Zigarillo wieder einmal in-door geraucht. Ich kam mir dabei richtig verwegen und kriminell vor.
Und da es zum Abschied noch einen Schluck richtigen irischen Whiskeys gab, habe ich nun auch die nötige Bettschwere. (Den Orkfresser werde ich später hier vorstellen.)
„… aber mir fiel auf, wie viel Mühe diese Buchhandlungen in die Akquise von Neu- und Gelegenheitskunden steckten, und wie wenig Aufmerksamkeit der Pflege bestehender Kundenbeziehungen geschenkt wurde. Vielleicht lag es auch an der Themenstellung, aber irgendwie befremdete es mich, wie grossen Wert auf Aktionen wie Moonlight-Shopping gelegt wurde, und wie wenig man darüber sprach, was man nun mit dem gewonnenen Kunden anstellen möchte.“
Das hast du offenbar sehr gut zugehört. Bestandskunden sind an sich die besten Kunden, die hervorragend als Multiplikatoren funktionieren können. Man muss sie quasi nur lassen.
Ich denke, man müsste noch nicht mal verrückte Marketingaktionen starten, wobei Moonshineshopping OK ist 😉 Manchmal reichen ganz schlichte Dinge wie die Möglichkeit, sich vor allen anderen für eine Lesung anmelden zu können und Ähnliches.