Richard Katz hat über seine zweite, dreijährige Weltreise pro Jahr ein Buch geschrieben (Heitere Tage mit braunen Menschen, 1929 / Funkelnder Ferner Osten, 1930 / Zickzack durch Südamerika (ursprünglich: Schnaps, Kokain und Lamas – ich habe noch eine so betitelte Ausgabe hier), 1931) und zum Schluss eines mit einer Nachlese aus allen drei Jahren, Ernte, 1932. Danach übernahmen in Deutschland – und es soll angesichts der Lage 2018 in Deutschland, Österrreich oder Ungarn daran erinnert werden: völlig legal und nach den demokratischen Spielregeln der Weimarer Republik! – die Nationalsozialisten die Macht, und Katz als Jude musste auswandern. Seine Karriere als Reiseschriftsteller war damit auch vorbei.
In der Hoffnung, dass es uns nicht so geht wie ihm, möchten wir ihm doch insofern folgen, als wir nun den (allerdings vier und nur) kurzen Berichten über unsere (auch nicht ganz so lange) Reise, die auch keine Weltreise war, sondern „nur“ nach Kopenhagen und Stockholm führte, ebenfalls noch eine Art Ernte folgen lassen, mit ein paar Bildern und zwei, drei Anekdoten, die vorher keinen Platz fanden. (Katz übrigens fotografierte nicht; seine Bücher sind mit wenigen Ausnahmen ohne Fotografien gehalten.)
Kopenhagen
Nicht erwähnt habe ich bisher die Tatsache, dass zur Zeit unseres Besuchs viele, meist junge Leute mit schneeweissen Kappen durch die Stadt flanierten – Kappen, die aussahen wie eine Mischung aus Mützen einer Seemannsuniform und den Mützen einer Studentenverbindung. Ich habe mir erklären lassen, dass es sich um einen Brauch junger Leute handelt, die gerade ihr Abitur bestanden haben. Ob das nun nur Mitglieder von Verbindungen sind, oder ob das jeder und jede trug, kann ich allerdings nicht sagen. Ich habe keine Bilder davon, aber sonst noch
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Odense und Roskilde
Nach Odense sind wir mit der Bahn gefahren. Da die dänischen Bahnen auf ihren Informationstafeln in der Bahnhofshalle nur den Endpunkt der jeweiligen Fahrt listen, fragten wir beim wohl extra für solche Fragen postierten Personal nach, welcher Zug der nächste sei, der in Odense Halt machen würde. Mit der Antwort „10.30 Uhr, Gleis 7“ zottelten wir ab. Auf Gleis 7 war allerdings ein Zug 10.35 Uhr mit einem ganz anderen Zielort ausgeschildert. Zurück zum Personal: Ja, sie wüssten, dass der Zug nach Odense von sämtlichen elektronischen Anzeige verschwunden sei, wüssten aber nicht, warum. Wir sollten einfach dort einsteigen. Was wir auch taten und tatsächlich in Odense ankamen. Es ist das erste und wohl auch das letzte Mal in meinem Leben, dass ich in einem „verschwundenen Zug“ gefahren bin. So nahe an einen Schauerroman werde ich in meinem wirklichen Leben wohl nie mehr kommen…
(Übrigens sind die dänischen Züge, auch die S-Bahnen, alle mit W-Lan ausgestattet. Und zumindest die überregionalen auch mit einer Klimaanlage. Sauber sind sie auch.)
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Stockholm
Da das Stockholmer Strassenpflaster bedeutend ebener war als das Kopenhagener, verschlimmerte sich meine Blase am linken Fuss nicht weiter und ich konnte einigermassen problemlos auch in Stockholm umher flanieren. Allerdings packte uns die unglückselige Idee, dass wir mit dem Sight-Seeing-Bus statt einer gleich zwei ganze Runden fahren sollten. Drei Stunden Fahrt auf einem Hartschalen-Sitz waren weder für meinen Rücken noch für mein Hinterteil ein eigentlicher Genuss…
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Die Schären / Artipelag
Es geschieht selten, dass ich einen Ausstellungskatalog aufbewahre. Den über die Bloomsbury-Gruppe habe zur genauen Lektüre mit nach Hause genommen.
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