Es handelt sich um eine Aneinanderreihung bescheiden witziger Anekdoten und skurriler Einfälle (da gibt es sich reinkarnierende Seelen, die auf ihrem Weg zu den Jupitermonden in schwangeren Damen Zwischenaufenthalt nehmen), Männer, deren höchste Lust darin besteht, sich unter eine urinierende Frau zu legen (soll’s geben, aber mit solchen Zoten zu schockieren erscheint billig – und auf etwas anderes scheint die sich an die uro-genitale Zone anlehnende Sprache nicht abzuzielen), pervertierte Nazis und verfressene Damen nebst Beschreibung ihrer kulinarischen Orgien. Wenn derlei mit den Marx-Brothers oder Monty-Python verglichen wird, so ist dies für die solcherart Zitierten eine Beleidigung: Man muss schon ein recht einfaches Gemüt sein eigen nennen, um sich hierüber amüsieren zu können (oder aber sich in einem Alter befinden, in dem man jedwede sexuell konnotierte Bemerkung umwerfend witzig findet).
Dass da manchmal auch Talent erkennbar ist, macht das alles nicht besser. Aber offenbar war der Autor auch bei Ersterscheinung dieses Romans schon bekannt genug, um nicht doch alles und jedes veröffentlichen zu können. Vielleicht auch verbunden mit dem Hintergedanken des Verlages, dass Obszönitäten sich allemal gut verkaufen – vor allem dann, wenn sie sich als Literatur präsentieren (wie bei Charlotte Roches „Feuchtgebieten“). Warum man Derartiges aber lesen sollte, entzieht sich schlicht meiner Kenntnis.
Franzobel: Lusthaus oder die Schule der Gemeinheit. München: Piper 2004.