Christian Wolff: Disquisitio philosophica de loquela / Philosophische Untersuchung über die Sprache

Lernen die Studierenden der Philosophie (wenn das Fach überhaupt noch existiert und nicht wegen mangelnder ökonomischer Verwertbarkeit gleich ganz von der betreffenden Universität verbannt wurde) Christian Wolff heute noch kennen? Zu meiner Zeit war er uns noch ein Begriff. Und zwar genau das, nicht mehr und nicht weniger: ein bloßer Begriff. Was wir von ihm…

Hermann Ebbinghaus: Über das Gedächtnis

Ebbinghaus‘ Untersuchungen zum Gedächtnis aus dem Jahre 1885 sind von den Forschungsresultaten her unterdessen wohl veraltet. Außerdem zeichnen sie sich durch aus heutiger Sicht gravierende methodologische Fehler aus. Der schwerwiegendste davon ist wohl der, dass der Versuchsleiter zugleich auch das Versuchskaninchen war – und das einzige noch dazu. Aber – und das ist der Grund,…

Johannes von Tepl: Der Ackermann aus Böhmen

Sprachlich noch mittelhochdeutsch, also Mittelalter, inhaltlich aber schon voraus, auf den Humanismus, verweisend: Der Ackermann aus Böhmen aus dem Jahr 1401. Über den Autor wissen wir wenig, und außer dem Ackermann wird heute auch nichts mehr von ihm gelesen. Johannes war wohl tatsächlich sein Vorname; Tepl aber ist der Name einer böhmischen Stadt, in der…

Sebastian Brant: Das Narrenschiff

Twitter hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass sich diese Woche (genauer am 10. Mai) der Todestag von Sebastian Brant zum 500. Mal jährt. Wir lassen hier bei Seite, dass ein Datum knappe 60 Jahre vor der gregorianischen Kalenderreform astronomisch gesehen nicht dem gleichen Datum nach dieser Reform entspricht. 500 Jahre sind es auf jeden Fall…

Eine unerhörte Auswahl vergessener Wortschönheiten aus Johann Jakob Sprengs gigantischem, im Archive gefundenen, seit 250 Jahren unveröffentlichten deutschen Wörterbuch.

Ans Licht gebracht von Nicolas Fink und mit einem Vorwort versehen von Gabriel Schaffter. Grafisch in Szene gesetzt von 2xGoldstein+Kaiss+Schöfer. Berlin: Verlag das Kulturelle Gedächtnis, 2021. – Leinen mit Fadenheftung und Lesebändchen. Lila Schriftbild, die Grafiken in passendem Rot. Also auch gestalterisch sehr schön aufgemacht. Beigefügtes Lesebändchen her oder hin: Nicht jedes Wörterbuch eignet sich…

Anonymus: Liber de causis / Das Buch von den Ursachen

Gerhard von Cremona übersetzte dieses Werk 1176 (oder etwas später) aus dem Arabischen ins Lateinische. Es trug zunächst den Titel Liber de expositione bonitatis purae („Buch zur Erklärung der reinen Güte“), der den neuplatonischen Hintergrund des Werks besser trifft als Liber de causis, ein Titel, der sich erst im 13. Jahrhundert durchsetzte. Doch zunächst hielt…

Thomas Alexander Szlezák: Platon

Szlezák legt mit diesem umfangreichen Werk eine Art Summa seiner lebenslangen Beschäftigung mit Platon vor. Das Buch richtet sich explizit nicht nur an Kollegen und Kolleginnen vom Fach, sondern auch an gebildete[…] philosophisch allgemein interessierte[…] Leserinnen und Leser[…]. Diese doppelte Ausrichtung verschmilzt nicht immer problemlos miteinander; in manchen Fällen (v.a. im biografischen Teil) steht Allgemeinbildendes…

Arnold J. Toynbee: Der Gang der Weltgeschichte

Herodot nannte man den ‚Vater der Geschichte‘; Toynbee wird als der ‚letzte Universalhistoriker‘ betitelt. Beide verdanken ihren Ruf einem einzigen Werk. Wobei das von Toynbee ein bisschen größer geraten ist: A Study of History umfasst 12 Bände und erschien zwischen 1934 und 1961. So viel größer geraten in der Tat, dass schon zu Toynbees Lebzeiten…

Edward Albee: Who’s Afraid of Virginia Woolf?

Albee schrieb sein Drama Wer hat Angst vor Virginia Woolf? zu Beginn der 1960er. Dies ist der deutsche Titel des Stücks des mehrfach preisgekrönten US-amerikanischen Dramatikers und Drehbuchautoren Edward Franklin Albee, das am berühmtesten wurde. Viel zur Berühmtheit des Stücks hat wohl die Verfilmung beigetragen, bzw. die beiden Hollywood-Stars, die die Hauptrollen spielten: Liz Taylor…

Baltasar Gracián: Handorakel und die Kunst der Weltklugheit

Dass Arthur Schopenhauer ausgerechnet das Handorakel des beinahe 200 Jahre älteren spanischen Jesuiten Baltasar Gracián y Morales ins Deutsche übersetzte, ist durchaus nachvollziehbar. Da ist einmal die elegante Sprache des Spaniers: Kurze Sätze und parataktische Reihungen machen den Text eingänglich und leicht verständlich, ohne es an stilistischen Feinheiten mangeln zu lassen. Beide teilen sich eine…