Hektor Haarkötter: Notizzettel. Denken und Schreiben im 21. Jahrhundert

Vor einem halben Jahrzehnt bin ich über Haarkötters Buch zum Bücherwurm gestolpert und habe es mit großem Vergnügen gelesen. Als ich dann neulich eine recht enthusiastische Rezension zu diesem, seinem neuesten Buch las, war für mich klar, dass ich es ebenfalls lesen wollte. Und nun? Hm. Was soll ich sagen? Der Bücherwurm war offenbar das…

Johann Heinrich Merck: Gesammelte Schriften und Briefwechsel. Supplementband – Addenda, Korrigenda, Gesamtregister

Kritische Werkausgaben stehen im 21. Jahrhundert wohl auf dem Aussterbe-Etat. Das hat verschiedene Gründe. Zuallererst fehlt es an Publikum. Selbst Philologen und philologische bzw. literaturwissenschaftliche Institute interessieren sich kaum mehr dafür. Zu sehr riechen sie nach simplem Positivismus – und den hat man ja glücklich überwunden … Das führt dazu, dass nur wenige Kaufinteressent:innen zu…

Robert Musil: In Zeitungen und Zeitschriften III. Unselbständige Veröffentlichungen 1925-1938

Sobald ein Autor / eine Autorin ihr neuestes Werk – sei es zwischen zwei Buchdeckeln, sei es hinter einem Icon einer elektronischen Datei – der Öffentlichkeit übergeben haben, geschieht etwas Seltsames: Es beginnt, ein eigenes – nein, nicht Leben – aber eine eigene Daseinsform zu entwickeln. Es gleicht einem Brocken Lava, der getrennt vom großen…

Immanuel Kant: Schriften zur Anthropologie, Geschichtsphilosophie, Politik und Pädagogik

Aus dem Titel des letzten Bandes der Studienausgabe in 6 Bänden, herausgegeben von Wilhelm Weischedel, könnte man auf ein gewisses Sammelsurium an Inhalten schließen. Das stimmt in hohem Maß sogar; andererseits enthält dieser letzte Band doch noch einige der bekanntesten Schriften Immanuel Kants zu diversen Themen. Es beginnt allerdings mit einem weniger bekannten Aufsatz, nämlich…

Immanuel Kant: Kritik der Urteilskraft und Schriften zur Naturphilosophie

Herausgeber Wilhelm Weischedel hat, anders als es der Titel des 5. Bands seiner Auswahl aus Kants Werken vermuten lässt, die Schriften zur Naturphilosopie (es sind nur deren zwei) vor die Kritik der Urteilskraft gesetzt. Während er also die Bände insgesamt nach Themen geordnet hat, geht er innerhalb eines einzelnen Bands dann chronologisch vor. Ich persönlich,…

Friedrich Maximilian Klinger: Fausts Leben, Taten und Höllenfahrt

Als ich den Namen des Autors und den Titel dieses Romans zum ersten Mal las, war mein erster Gedanke: Das klingt nach Sturm und Drang! Das Erscheinungsjahr allerdings ließ mich stutzen: 1791. 1791 war der Sturm und Drang schon tot; selbst der Nachzügler Schiller hatte 1787 mit Dom Karlos das letzte seiner zu dieser Epoche…

Denis Diderot: Philosophische und politische Texte aus der ›Encyclopédie‹ sowie Prospekt und Ankündigung der letzten Bände

Heute haben wir bereits das Ende jener Ära gesehen, die Mitte des 18. Jahrhunderts von Diderot und D’Alembert eingeläutet wurde – die Ära der Enzyklopädie nämlich. Natürlich gab es schon Wörterbücher und Enzyklopädien, bevor die beiden ihre Encyclopédie in Angriff nahmen. Da war selbstverständlich Pierre Bayle mit seinem Dictionnaire historique et critique, aber der unmittelbare…

Georg Heym: Das Werk

Wer weiß, welche Rolle der Dichter Heym heute inne haben würde. (…) Der frühe Tod hat dem Werk des Jungvollendeten seine letzte Prägung gegeben. So Monika A. Weißenberger am Schluss eines kurzen biografischen Abrisses zu Heym, der ans Ende der vorliegenden Werk-Ausgabe (im Jahr 2005 bei Zweitausendeins erschienen) gestellt wurde. Diese Aussagen, und die ganze…

Thomas Mann: Doktor Faustus

Präludium: Mann vs. Goethe Thomas Manns Doktor Faustus hat mit Goethes Faust-Dramen wenig zu tun. Thomas Mann geht im Gegenteil zurück auf das Volksbuch, das ja auch hinter Goethes Dramen steht. (Natürlich kann sich der poeta doctus, der Mann nun einmal ist, der Anspielungen an Goethe nicht enthalten: Leverkühn – so heißt die Faust-Gestalt bei…

Wolfgang Hildesheimer: Mozart

Als ‚Essay‘ bezeichnete Wolfgang Hildesheimer den vorliegenden Text über seinen Vornamensvetter Wolfgang Amadeus Mozart. Für einen Essay ist das Buch mit seinen über 400 Seiten etwas lang geraten, und weil Hildesheimer den Ereignissen in Mozarts Leben doch einigermaßen chronologisch folgt, hat man seinen Text auch schon – nicht zu Unrecht, wie ich finde – als…