Christine de Pizan: Das Buch von der Stadt der Frauen [Le Livre de la Cité des Dames]

Christines Vater, Tommaso da Pizzano, muss ein für damalige Verhältnisse sehr liberaler Mann gewesen sein. Er förderte die Neugier seiner einzigen Tochter und ihren Wissenstrieb, ließ sie seine Bibliothek benutzen und unterrichtete sie wohl auch zusammen mit ihren Brüdern. Ihre Mutter war da bedeutend konservativer, wie sich aus einer Bemerkung schließen lässt, die im Buch…

Alfred de Musset: Lorenzaccio

Dramen waren Sache der romantischen Bewegung nicht. Außer natürlich, man rechne – wie es wirklich im französischen und im englischen Sprachraum üblich ist – die deutschen Phänomene des Sturm und Drang und der Weimarer Klassik ebenfalls zur Romantik. Selbst diese aber haben ihren Ruf im Drama gerade einmal zwei Ausnahme-Könnern zu verdanken: Johann Wolfgang Goethe…

E. T. A. Hoffmann: Das steinerne Herz

Für einmal stellen wir keine Novelle aus den Serapionsbrüdern vor. Diese Erzählung hier stammt aus den bereits früher entstandenen Nachtstücken, und es handelt sich um deren letzte. Die Geschichte ist für die paar Seiten, die sie umfasst, recht verwickelt. Sie beginnt damit, dass uns ein anonymer Erzähler auffordert, er (Hoffmann spricht im Stil seiner Zeit…

Jean de La Bruyère: Les Caractères de Théophraste, traduits du grec, avec les caractères ou les mœurs de ce siècle [Die Charaktere von Th., aus dem Griechischen übertragen, mit den Charakteren oder Sitten unseres Jahrhunderts]

Ursprünglich war geplant, die Charaktere des Theophrast zuerst und unabhängig von den Caractères des La Bruyère zu besprechen. Dies wäre aber ganz klar gegen die Intention des Franzosen gegangen, die sich schon am Titel dieses Buchs ablesen lässt. 17 Jahre soll La Bruyère an den Caractères gearbeitet haben, bevor er sie zusammen mit seiner Übersetzung…

Juvenal: Satiren

Difficile est satiram non scribere panem et circenses mens sana in corpore sano rara avis Sed quis custodiet ipsos custodes? Probitas laudatur et alget Das sind alles Zitate aus Juvenals Satiren, die noch heute verwendet werden, oft ohne sich des Urhebers zu erinnern. Über den Autor wissen wir nicht viel mehr als über Persius. Eine…

Augustinus: Vom Gottesstaat (De civitate Dei). Buch 11-22

Eigentlich hatte Augustinus für seinen Gottesstaat eine recht rigide Struktur vorgesehen. Eigentlich … In Tat und Wahrheit trat ihm dann – vor allem im zweiten Teil, in dem es um den eigentlichen „Gottesstaat“ geht, im Gegensatz zum weltlichen Staat – seine Weitschweifigkeit in den Weg. Ich weiß nicht, ob es Altersgeschwätzigkeit war, wie der Herausgeber…

Sarah Bakewell: Wie soll ich leben? oder Das Leben Montaignes in einer Frage und zwanzig Antworten

Von Sarah Bakewell haben wir hier schon ein paar Mal Bücher vorgestellt: Ihr Buch über die französischen Existenzialisten (v.a. Sartre und Beauvoir) gleich zwei Mal – einmal besprochen von scheichsbeutel, das andere Mal von mir. Und auch das vorliegende Buch über Montaigne hat scheichsbeutel ausführlich rezensiert. Dass ich es hier noch einmal tue, hat seinen…

Augustinus: Vom Gottesstaat (De civitate Dei). Buch 1-10

Im Jahre 410 u.Z. drangen die Westgoten auf ihren Wanderungen bzw. Beutezügen bis zur Stadt Rom vor, die sie sogar eroberten und plünderten. Das stellte zwar noch nicht ganz das Ende des Weströmischen Reichs dar, hätte aber eine riesige Alarmglocke zum Läuten bringen sollen. Anstatt sich aber zusammen zu reißen und sich neu zu organisieren,…

Jan Philipp Reemtsma: Christoph Martin Wieland. Die Erfindung der modernen deutschen Literatur

In Besprechungen der vorliegenden Biografie Wielands habe ich im Internet auch schon Dinge gelesen wie „Wieland kennt heute niemand mehr.“ Das wäre, wörtlich genommen, natürlich Unsinn. Allein die Tatsache, dass hier einer (nämlich Jan Philipp Reemtsma) ein rund 700 Seiten starkes Buch über Christoph Martin Wieland verfasst hat (erschienen dieses Jahr, 2023, bei C. H….

Cicero: Gespräche in Tusculum [Tusculanae disputationes]

Manchmal finde ich auf recht verschlungenen Wegen das Buch, das ich als nächstes lesen und hier vorstellen will – so war es zum Beispiel auch bei den Gesprächen in Tusculum. Meine kürzliche Lektüre von Marcel Prousts La prisonnière – ein Text, den ich bei einer früheren Lektüre als recht zäh in Erinnerung hatte – rief,…