Marcel Proust: À la recherche du temps perdu V. La prisonnière (1) [Auf der Suche nach der verlorenen Zeit. Die Gefangene]

Ausnahmsweise folgt dieses Aperçu in der Reihe zu Prousts Suche nach der verlorenen Zeit etwas rascher auf das vorhergehende, als ich es üblicherweise zu tun pflege. Das hat nichts mit dem Blog und nur wenig mit Proust zu tun, sondern vor allem mit dem, was man so allgemein ‚das richtige Leben‘ nennt. Mit Proust hat…

Albert Camus: Der Mythos von Sisyphos

Camus’ theoretische Werke (wie z.B. das vorliegende Der Mythos von Sisyphos) werden meist unter ‚Philosophie‘ abgelegt – ein Brauch, dem ich auch gefolgt bin. Camus selber, als Autor und Denker, findet man dann meistens in der Schublade ‚Existenzialismus‘. Jedenfalls im deutschen Sprachraum gelten die beiden Sätze ziemlich genau, im französischen schaut man die Sache, wenn…

Richard Katz: Drei Gesichter Luzifers. Lärm • Maschine • Geschäft

Janus hieß bei den alten Römern der Gott des Anfangs und des Endes. Er wurde deshalb auch der Namenspatron des Monats Januar, als dieser den März vom Jahresbeginn verdrängte. Üblicherweise wird dieser Gott mit zwei Gesichtern dargestellt – eines blickt nach vorne, das andere nach hinten, eines für die Vorschau, das andere für den Rückblick….

Marcel Proust: À la recherche du temps perdu III. Le côté de Guermantes (2) [Auf der Suche nach der verlorenen Zeit. Die Welt der Guermantes]

Hier nun also der zweite Teil des dritten Buchs der Suche nach der verlorenen Zeit. Die Unterteilung der Welt der Guermantes stammt in dieser Form nicht von mir, sondern vom Verlag Gallimard, der die einzelnen Bücher in der mir vorliegenden Ausgabe 1949 in kleinere Häppchen unterteilt hat – wahrscheinlich, damit die einzelnen Teile leichter zu…

Jean Paul: Levana

Wer im Internet nach „Levana“ sucht, wird wahrscheinlich auf dieselben drei oder vier Suchresultate stoßen wie ich. Da ist zunächst eine der vielen minderen Gottheiten der alten Römer, Levana. Dann ein schlecht verkleideter Verein von Impfschwurblern, der sich anheischig macht, Elternstammtische dazu gründen zu helfen. Dann findet man eine Heilpflege- und Erziehungsanstalt in Baden bei…

Marcel Proust: À la recherche du temps perdu II. À l’ombre des jeunes filles en fleurs (3) [Auf der Suche nach der verlorenen Zeit. Im Schatten junger Mädchenblüte]

Heute schreibe ich zum dritten und letzten Abschnitt von Im Schatten junger Mädchenblüte. Wir haben unseren Ich-Erzähler verlassen, wie er gerade noch den homosexuellen Avancen des Baron de Charlus entkommen ist (ohne allerdings zu merken, dass es homosexuelle Avancen waren). Charlus nun ist wieder abgereist, und der Ich-Erzähler verbringt noch ein paar Tage in Gesellschaft…

Paul Scheerbart: Münchhausen und Clarissa

Berlin im Januar 1905. Der alte Baron Münchhausen ist in der Stadt und alle Welt ist in Aufruhr. Na ja … vielleicht nicht „alle Welt“, aber zumindest Clarissa, die achtzehnjährige Tochter des Grafen Rabenstein. Sie war schon immer eine große Verehrerin des Barons; das einzige ‚klassische‘ Gemälde, das in der ansonsten nach modernsten Gesichtspunkten durch…

Friedrich Wilhelm Joseph Schelling: System des transzendentalen Idealismus

Schelling, der Philosoph, war ein Chamäleon. Er änderte den Zuschnitt seiner Philosophie in ungefähr dem gleichen Rhythmus wie seine Zeitgenossen Zuschnitt und Farbe ihrer Weste. Wobei meine beiden Vergleiche aber auch darauf hinweisen wollen, dass Grundlegendes beibehalten wird. Das Chamäleon bleibt ein Chamäleon, gleichgültig, welche Farbe es aktuell angenommen hat. Und eine Weste bleibt eine…

André Breton: Die Manifeste des Surrealismus

Das vorliegende Buch erschien zum ersten Mal im Juni 1968 bei Rowohlt. Die vor mir liegende Ausgabe von 1980 erschien in der Reihe das neue buch (als N° 95), die neueste Ausgabe stammt von 1995 und gehört einer anderen Reihe an, Rowohlts Enzykopädie, als N° 434. Auch diese Reihe existiert wohl nicht mehr, jedenfalls gibt…

Friedrich Nietzsche: Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik

Dieses Buch war zugleich der Anfang und das Ende. Oder zumindest der Anfang vom Ende – dem Ende von Nietzsches Karriere als Universitätsprofessor für Altphilologie nämlich. Dabei hatte er diese Karriere nachgerade als eine Art Wunderkind in Angriff genommen. Gerade mal 25 Jahre alt war er, als er als außerordentlicher Professor für Altphilologie an die…