Wenn eine japanisch-stämmige Frau, die als kleines Kind mit den Eltern aus Japan nach Kanada umgezogen ist, um dort ein Produktion von Pilzen zu betreiben und zu bleiben, einen Roman schreibt über eine japanisch-stämmige Frau, die als Erwachsene ihre ebenfalls erwachsene Tochter und deren Mann begleitet, die aus Japan nach Kanada umgezogen sind und dort…
Schlagwort: Gegenwartsliteratur
Literatur des 21. Jahrhunderts
A. L. Kennedy: Also bin ich froh
Die Schriftstellerin wurde vor kurzem mit dem „Ehrenpreis des Österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln“ ausgezeichnet (von diesem Preis hatte ich zuvor noch nie gehört), die Empfehlung, etwas von ihr zu lesen, liegt hingegen schon länger zurück. Die Wahl war weitgehend zufällig, Kriterien: Nicht allzu umfänglich und ein mit meinen müden, alternden Augen…
Marek Toman: Die Konditorei Zum Schielenden Jim
Kinder- und Jugendliteratur weist fast immer eine pädagogische Nutzanwendung auf; wird diese zu dick aufgetragen, mag sie den einen oder anderen Erwachsenen vielleicht befriedigen; die Jungen werden – wo und falls sie können – die Lektüre abbrechen oder zumindest solche Passagen überfliegen, wenn anders die Geschichte als solche sich als einigermaßen fesselnd erweist. Die Konditorei…
Anne Weber: Annette, ein Heldinnenepos
Annette, mit bürgerlichem Namen Anne Beaumanoir, heißt die Heldin des vorliegenden Heldinnenepos. Es gibt sie also wirklich; sie ist 1923 in der Bretagne zur Welt gekommen und fährt unseres Wissens noch heute mit dem Auto durch Frankreich, auf dem Weg zu Vorträgen und Seminaren, aber natürlich auch zum Besuch von Freunden und Verwandten. Sie ist…
Anna Stern: das alles hier, jetzt.
Ich, hier, jetzt. Mit diesen drei Ausdrücken wird das sprachlich-philosophische Zentrum des menschlichen Daseins umrissen – der Ausgangs- und Nullpunkt menschlichen Sprechens und Seins. Ich bin. Ich bin. Ich bin hier. Ich bin jetzt hier. Was immer das Individuum tut oder sagt: Es ist in dem Daseins-Raum verortet, den die drei Wörter ‚ich‘, ‚hier‘ und…
Christiane Frohmann: Präraffaelitische Girls erklären das Internet
Frau Frohmann, so der Twitter-Handle der Autorin, ist eine Berliner Medien-Unternehmerin. ‚Medien‘ meint in diesem Zusammenhang sowohl die ‚alten‘, analogen Medien, wie die ’neuen‘, digitalen. So publiziert der Verlag, den sie unter ihrem Namen betreibt, sowohl gedruckte Bücher wie E-Books – und dies nicht einfach wahllos einfach immer in beiden Formaten, wie es die meisten…
Michel Layaz: Louis Soutter, sehr wahrscheinlich [Louis Soutter, probablement]
Louis Soutter existierte wirklich, nicht nur sehr wahrscheinlich. (Im französischen Original heißt es nur „wahrscheinlich“ (probablement); ich vermute, dass die Übersetzerin, Yla M. von Dach, das Wörtchen „sehr“ eingefügt hat, um den Rhythmus des Französischen beizubehalten – was mich in Bezug auf die sehr melodiöse Sprache dieses biografischen Romans beruhigt: Sie stammt offenbar vom Autor…
Quentin Mouron: Vesoul, 7. Januar 2015
Vesoul ist für mich der Inbegriff der französischen Provinz. Und ich vermute, dass ich darin nicht der einzige bin. Diesen Ruf verdankt die Kleinstadt im Département Haute-Saône dem gleichnamigen Lied von Jacques Brel. Brel selber stammte – jedenfalls aus der Sicht von Paris, dem Zentrum französischen Seins und Lebens – ebenfalls aus der Provinz, aus…
Ralf Rothmann: Feuer brennt nicht
Rothmann gehört für mich zu den besten (lebendsten – Loriot) deutschen Schriftstellern. Die Genauigkeit seiner Sprache, Kraft seiner Bilder, das Gefühl für feine Zwischentöne sind einfach nur großartig, er ist einer der wenigen, die einzelne Sätze von Zitatcharakter zu produzieren imstande sind, die Stimmungen auf einmalige Weise einfangen. Trotzdem war dieses Buch für mich eine…
Markéta Pilátová: Mit Baťa im Dschungel [S Baťou v džungli]
Kindheitserinnerungen wurden wach. Sie sind der eine Grund, warum ich mir dieses Buch vom Verlag als Rezensionsexemplar ausgebeten habe. Den anderen Grund pflege ich jeweils folgendermaßen zu formulieren: „Brasilien geht immer!“ Kindheitserinnerungen: Ich muss etwa vier oder fünf Jahre alt gewesen sein, als mich mein Vater in die Stadt mitnahm, um für uns Schuhe zu…