Karl August Böttiger: Literarische Zustände und Zeitgenossen

Karl August Böttiger kam 1791 als Direktor des dortigen Gymnasiums nach Weimar. Geholt hatte ihn Johann Gottfried Herder. Dieser war nicht nur als Superindendent der Leiter Kirche des Herzogtums; er war auch in Personalunion als Ephorus zuständig für die Belange des herzoglichen Gymnasiums. Man war allgemein sehr stolz darauf, dass es gelungen war, Böttiger nach…

Johann Kaspar Riesbeck: Briefe eines reisenden Franzosen über Deutschland

Anders, als es der Titel suggeriert, handelt es sich bei den Briefen eines reisenden Franzosen über Deutschland nicht um einen Reisebericht. Dazu passt schon der Name des Verfassers nicht. Der fehlte allerdings in der Originalausgabe, diese erschien anonym, nur mit der Bemerkung: Uebersetzt von K. R. – eine Bemerkung, die zunächst nur Riesbecks Freunde durchschauten….

Johann Gottfried Seume: Spaziergang nach Syrakus

Seumes Spaziergang nach Syrakus und Hölderlins Gewaltsmarsch nach Bordeaux und zurück sind die beiden bekanntesten „Distanzmärsche“ der deutschen Literaturgeschichte. Ohne von einander zu wissen, sind die beiden am selben Tag (oder eventuell mit einem Tag Unterschied) losmarschiert. Hier hören dann allerdings die Gemeinsamkeiten auf. Von Hölderlins Fußmarsch nach Bordeaux wissen wir nicht mehr als das…

Per Daniel Atterbom: Reisebilder aus dem romantischen Deutschland

Atterbom, geboren 1790 in der schwedischen Provinz, legte sich als junger Mann als dritten Vornamen ‘Amadeus’ bei – in Verehrung des deutschen Autors E. T. A. Hoffmann. Atterbom war zu diesem Zeitpunkt bereits einer der führenden Vertreter der romantischen Kunstrichtung in Schweden. Im Übrigen zeigt der erste Satz schon die ganze Problematik und das ganze…

Heinrich Laube: Reise durch das Biedermeier

Biedermeier, Junges Deutschland, Vormärz sind alles Bezeichnungen für die Zeit der Restauration, der (versuchten) Wiederherstellung der alten, absolutistischen Weltordnung (zumindest in den mehrheitlich deutschsprachigen Ländern) nach dem Zusammenbruch des napoleonischen Reichs. Dabei ist „Biedermeier“ der Blick auf diese Zeit aus der Sicht des größeren Teils der deutschen Bevölkerung – eines Teils, der es sich, so…

Wilhelm Hauff: Mitteilungen aus den Memoiren des Satan

Der 1802 geborene Stuttgarter Wilhelm Hauff veröffentlichte 1825 seine ersten Werke. Er starb bereits 1827. Dennoch würde ich ihn nicht als ‘frühvollendet’ bezeichnen, denn er erlag kurzfristig einer nicht vorhersehbaren Typhus-Infektion, die er sich auf einer Studienreise durchs Tirol geholt hatte, wo er Material zu einem Werk über Andreas Hofer gesammelt hatte. Trotz der wenigen…

Artur Kilian Vogel: Eine Weltreise durch die Schweiz

2020 hat es bisher nicht sehr gut gemeint mit all jenen, die gerne reisen. Und schon gar nicht mit jenen, die gerne weit reisen. In extremis reduziert auf den eigenen Garten oder zumindest die nähere Umgebung hat wohl so mancher, so manche, eben diese näher kennen und schätzen gelernt, anstatt sich auf fernen Kontinenten zu…

Mary Wortley Montagu: Briefe aus dem Orient

Lady Mary Montagu, wie sie auf dem Schutzumschlag meiner Ausgabe ihrer Briefe aus dem Orient genannt wird, war – ähnlich wie Marie von Bunsen – eine jener Frauen aus relativ guten Verhältnissen, die in der Lage waren, diese ihre guten Verhältnisse auch in eine gute und umfangreiche Bildung umzuwandeln. Diese Bildung ging auch bei Lady…

Johann Karl Wezel: Herrmann und Ulrike

Wieland meinte bei dessen Erscheinen 1780 zu Herrmann und Ulrike: Der beste Roman, der mir jemals vor Augen gekommen. Leider äußerte er diese Ansicht nur privat; gegen außen, z.B. in seinem Teutschen Merkur schwieg er. Was daran lag, der er sich vier Jahre zuvor, beim Erscheinen von Belphegor, mit Wezel, seinem ehemaligen Protégé, verkracht hatte….

Richard Wagner: Tannhäuser

Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg, wie der vollständige Titel der Oper lautet, wurde 1845 in Dresden uraufgeführt. Richard Wagner arbeitete den Stoff danach noch ein paar Male um, kürzte hier, fügte da noch etwas hinzu. Aber nicht nur deswegen gilt der Tannhäuser als Wagners persönlichste Oper. Es ist vor allem das Thema: Die Zerrissenheit…