Stilistisch kann man Hermann Broch getrost als das Chamäleon der deutschen Literatur bezeichnen. Wir haben schon in seiner Schlafwandler-Trilogie*) gesehen, wie er von Band zu Band den Stil dem Inhalt anpasst, so, wenn er zum Beispiel in Band 1, der vorwiegend im Berlin des Jahres 1888 spielt, nachgerade wie Fontane klingt. Das gilt auch für…
Schlagwort: Hermann Broch
1886-1951
Hermann Broch: Der Tod des Vergil (vergeblicher? Leseversuch der xte …)
Es gibt so Bücher … Bücher, die man schon oft begonnen hat und die einem bei jedem neuen Versuch in Erinnerung rufen, warum man sie anno dazumal nicht zu Ende gelesen hat. Und mit jedem neuen Anlauf vermehren sich die Gründe, weshalb man wieder nicht zu einem gedeihlichen Abschluss gelangen wird. Der Klappentext enthält eine…
Jeremy Adler: Goethe
Dieses Buch ist ursprünglich als eine kurze Biographie entstanden (so der Autor in der Vorbemerkung der deutschen Ausgabe). Das Original war für ein Publikum gedacht, dem Goethe vielleicht nur dem Namen nach bekannt war, und das eine Einführung in sein Leben und Werk suchte. (a.a.O.) Dem Namen nach bekannt müsste Goethe eigentlich allen Lesenden von…
Jochen Schmidt (Hrsg.): Aufklärung und Gegenaufklärung in der europäischen Literatur, Philosophie und Politik von der Antike bis zur Gegenwart
Wenn ich mich recht erinnere, stammen die vorliegenden Aufsätze aus einer Ringvorlesung, die im Wintersemester 1987/88 an der Universität Tübingen abgehalten wurde und die 1989 in dieser Aufsatzsammlung bei der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft in Darmstadt erschienen. Damit ist schon darauf hingewiesen, dass die Gegenwart, die vorliegendes Buch abdecken soll, nun auch schon wieder ein Vierteljahrhundert her…
Hermann Broch: Die Schlafwandler. Der dritte Roman: 1918 • Huguenau oder die Sachlichkeit
Huguenau oder die Sachlichkeit ist noch einmal ganz anders als die beiden ersten Romane der Schlafwandler-Trilogie. So anders in der Tat, dass die andern Romane im Vergleich dazu wie aus einem Guss zu sein scheinen. In Huguenau ist Hermann Broch endgültig in der Moderne angekommen. Der Erzählstrang ist kaleidoskopartig aufgesplittert. Zu Beginn ist es noch…
Hermann Broch: Die Schlafwandler. Der zweite Roman: 1903 • Esch oder die Anarchie
So wenig Broch im ersten Roman der Schlafwandler-Trilogie das Wort Romantik in seiner umgangssprachlichen oder gar (literatur-)wissenschaftlichen Bedeutung verwendet hat, so wenig meint er hier im zweiten Roman mit Anarchie das, was Politik oder politische Philosophie darunter verstehen. Eher ist er hier nahe an einer umgangssprachlichen Verwendung, die zwar von seinen Figuren – allen voran…
Hermann Broch: Die Schlafwandler. Der erste Roman: 1888 • Pasenow oder die Romantik
Mimikry, Parodie, Pastiche: Ich bin versucht, diese drei Begriffe auf den ersten Roman der Schlafwandler-Trilogie von Hermann Broch anzuwenden. Denn sowohl von der Handlungszeit her (1888), wie von Handlungsort (Berlin bzw. dessen Umlande) und -milieu her (der Protagonist, Joachim von Pasenow, Lieutenant der Garde, stammt aus dem preussischen Landjunkertum), aber sogar im Sprachduktus erinnert vieles…